Universal Pictures
Maria Bello
"Hollywood ist gar nicht so anstrengend"
Interview: Maria Bello: Sohn an erster Stelle
Es ist nie leicht, die Rolle einer anderen Schauspielerin zu übernehmen. Maria Bello hat es trotzdem getan und ersetzte Vorgängerin Rachel Weisz in "Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers". Wer Zweifel und Versagensängste bei der 41-jährigen Darstellerin erwartet, liegt meilenweit daneben. In ihrer Heimat Los Angeles erzählte uns die Schauspielerin, warum durch die Rolle ein Kindheitstraum in Erfüllung ging.
erschienen am 6. 08. 2008
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Maria Bello mit Schauspielkollege Brendan Fraser
Ricore: Mrs. Bello, ist es richtig, dass Sie sich schon lange gewünscht haben, einmal in einem Actionfilm mitzuspielen?

Maria Bello: Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich immer Liebesromane gelesen. Sie handelten meist von einer jungen Frau, die sich als Mann verkleidet auf ein Piratenschiff schmuggelt. Sie konnte gut mit dem Schwert umgehen, und meistens verliebte sich der Kapitän am Ende in sie. Ich wollte immer gerne so eine tapfere Heldin sein. Eine Frau, die wie ein Mann kämpfen kann. Doch dann kamen die "Indiana Jones"-Filme heraus und ich habe mich um entschieden: Jetzt wollte ich nur noch sein wie Indiana Jones.

Ricore: Also nicht nur die Frau an seiner Seite?

Bello: Nein, ich wollte so sein wie er! Allerdings hat sich das wohl nicht bis Hollywood herumgesprochen. Obwohl es nie meine Absicht gewesen ist, hatte ich dort schon immer den Ruf einer dramatischen Schauspielerin. Wann immer man mich gefragt hat, was ich am liebsten spielen würde, war meine Antwort: Ich wäre gerne ein Actionheld! So vergingen die Jahre bis zu meinem 40. Geburtstag. Ich hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, als ausgerechnet einen Monat vor meinen Geburtstag Rob Cohen mit dem Drehbuch von "Die Mumie 3" zu mir kam. Für mich war es, als ginge ein Traum in Erfüllung. Ich liebe diese Rolle, sie ist so smart, intelligent und chic - ein echtes Geschenk.

Ricore: Rachel Weisz winkt ab, Sie springen ein. Hatten Sie wirklich keine Bedenken?

Bello: Nein, schließlich handelt es sich ja um ein komplett neues Drehbuch. Außerdem haben sich die Charaktere stark verändert. Rachel war so bezaubernd und brillant in ihrer Rolle. Aber sie spielte eine frisch verliebte, junge Frau. Das Paar in diesem Teil ist im Gegensatz dazu bereits 20 Jahre verheiratet. Viele Menschen da draußen wissen bestimmt, was es heißt, so lange Zeit mit ein und demselben Menschen zusammen zu sein: Da ist nicht immer alles Sonnenschein. Man neigt dazu, von seinem Partner gelangweilt zu sein, es wird vieles zur Selbstverständlichkeit. Dadurch wird das Zusammenleben eintönig und die Spannung geht verloren. In dieser Situation befindet sich auch meine Figur. Allerdings nimmt die Geschichte im späteren Verlauf eine Wendung, die niemand erwarten würde.
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Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers
Ricore: Sie haben im Film einen 20-jährigen Sohn, der sich selbst gerne in Schwierigkeiten bringt. Sind Sie nicht etwas zu jung, um seine Mutter zu spielen?

Bello: Ich war schon immer sehr zufrieden damit, Rollen meines Alters zu spielen. Mit 41 Jahren könnte ich durchaus einen 20 Jahre alten Sohn haben. Ich habe kein Problem damit, nicht mehr für Teenagerrollen engagiert zu werden.

Ricore: Hatte Rob Cohen Ansprüche an Sie gestellt, bevor er Ihnen die Rolle anbot?

Bello: Ich denke, Rob wollte eine etwas ältere, erfahrene und energetische Frau in dieser Rolle sehen. Das ist das Gute am Älterwerden: Man wird selbstsicherer und ausgeglichener. Er war wohl auf der Suche nach dieser weiblichen Reife, die auch ziemlich sexy sein kann.

Ricore: Apropos sexy: Wie hat Ihnen die Zusammenarbeit mit Brendan Fraser gefallen?

Bello: Oh, er ist so ein Goldstück. Charmant, zuvorkommend, liebenswürdig. Er hat immer so viel positive Energie am Set versprüht. Und er gibt immer 120 Prozent. Er hat uns Frischlinge am Set auch sehr freundlich im Team aufgenommen. Er ist ein echter Schatz.

Ricore: War die Umsetzung der Actionszenen so spannend, wie Sie sich das vorher vorgestellt haben?

Bello: Ich hatte echt viel Spaß! Von Wushu über Schwertkampf bis hin zu Kickboxen war alles dabei. Eine ganz besondere Herausforderung war das Balancieren auf einem Drahtseil. Gleich am ersten Tag musste ich außerdem ein Rad schlagen - ohne Hände!
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Maria Bello bei der Präsentation von "Mumie 3"
Ricore: Haben Sie alle Stunts selbst gemacht?

Bello: Nein, mir stand ein fantastisches Double zur Seite. Sie hat all die Dinge für mich erledigt, die ich nicht tun konnte: wie zum Beispiel aus einem fahrenden Lieferwagen springen. Diese Stuntfrau lässt mich mit ihrer jahrelangen Erfahrung so viel cooler aussehen als ich wirklich bin.

Ricore: Viele Zuschauer kennen Sie am besten aus der Serie "Emergency Room". Habe Sie noch Kontakt zu Ihren früheren Kollegen?

Bello: Nein. Der Einzige, mit dem ich mich ab und zu treffe, ist George Clooney. Den Rest der Truppe habe ich seit meinem Ausstieg nicht mehr gesehen.

Ricore: Würden Sie es eventuell in Erwägung ziehen, wieder einmal in einer Serie mitzuspielen? Gute Frauenrollen erleben in diesem Genre ja gerade einen Aufwind...

Bello: Das stimmt. Es gibt wirklich fantastische Rollen für Frauen. Aber um wieder bei einer TV-Serie mitzuspielen, müsste sich erst meine Mentalität verändern. Ich bin eher der Typ, der viele verschiedene Dinge erleben möchte. Ich werde verrückt, wenn ich immer am selben Ort bin und es keine Abwechslung für mich gibt. Manchmal denke ich auch, dass es besser wäre, ganz zuhause zu bleiben - wegen meines siebenjährigen Sohnes.
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Maria Bello
Ricore: Ein sicherer, regelmäßiger Job in einer TV-Produktion käme dann doch gerade richtig, oder nicht?

Bello: All diese großartigen Rollen für Frauen im Fernsehen haben einen entscheidenden Nachteil: Man arbeitet fünf Tage die Woche bis zu 14 Stunden am Tag. Das ist also nicht der ideale Weg, um sein Kind öfter zu sehen und mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Wenn ich Filme drehe, arbeite ich vielleicht sechs Monate im Jahr. Ich reise viel, aber ich kann meinen Sohn dabei oft mitnehmen. Den Rest der Zeit verbringt er mit seinem Vater. Außerdem geht er noch zur Schule.

Ricore: Wie fühlt es sich an, wenn man für längere Zeit von seinem Kind getrennt ist?

Bello: Es ist immer ein wenig kompliziert, wenn man ein Kind hat. Besonders hart war es für mich, als ich wegen den Dreharbeiten zu "Die Mumie 3" nach Montreal und China reisen musste. Ich war dort über drei Wochen und habe ihn die ganze Zeit über kein einziges Mal gesehen. Das war die längste Zeit, die wir je voneinander getrennt waren. Es war wirklich hart, nach meinem Empfinden auch viel zu lange. Ich habe mir anschließend gleich ein paar Monate frei genommen, um wieder einen Draht zu ihm zu finden. Es ist viel wichtiger, sein Kind gut zu erziehen, als irgendeinen Film zu drehen, das können Sie mir glauben.

Ricore: Angeblich wollten Sie Anwältin werden, bis Sie Ihre Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckten. Wann wurde Ihnen bewusst, dass dieses Metier Ihre wahre Berufung ist?

Bello: Von meiner ersten Schauspielstunde an war mir klar, dass ich dafür geboren wurde. Ich glaube an das Schicksal, ich glaube, dass Gott für jeden von uns einen bestimmten Plan hat. Ich habe die Schauspielerei immer als Geschenk gesehen. Als ein ganz individuelles Talent, das ich ausleben muss. Darum habe ich über Jahre hinweg an mir gearbeitet, um mich selbst zu befreien. Ich sehe mich als Vermittlerin einer Botschaft. Je mehr ich an mir arbeite, desto besser werde ich darin. Es ist immer eine Herausforderung, aber es wird mit der Zeit einfacher.
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Maria Bello in einer Szene aus "Mumie 3"
Ricore: Sie leben und arbeiten in Hollywood. Was ist anstrengender: die Arbeit oder das alltägliche Leben?

Bello: Das Schwierigste an Hollywood ist es, meinen Sohn regelmäßig zu sehen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass er all die Dinge, die ich schon weiß, noch selbst lernen muss. Die Arbeit hier ist nicht mein Problem. Es geht mehr um mein Privatleben, das mir Sorgen macht. Hollywood selbst und mein Job sind eigentlich gar nicht so anstrengend.

Ricore: Werden wir Sie nun öfter in Actionfilmen zu sehen bekommen?

Bello: Ich hoffe sehr, dass man mir nach diesem Film öfter solche Rollen anbieten wird. Es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht.

Ricore: Käme "Die Mumie 4" für Sie in Frage?

Bello: Ich hoffe sehr, dass es noch einen Teil geben wird. Wenn dem so ist, bin ich gerne wieder mit dabei. Ich bin gespannt auf weitere Abenteuer, Romanzen, Kampfszenen und tolle Reisen - aber dann auf alle Fälle mit meinem Sohn!
erschienen am 6. August 2008
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