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Charlize Theron
Der Run nach dem Hit
Interview: Oscar-vergoldete Monster-Schönheit
Kaum zu glauben, aber gutes Aussehen kann in Hollywood eine Last sein. Besonders wenn man eine südafrikanische Schönheit namens Charlize Theron ist und gern Rollen spielen würde, die schauspielerisch etwas hergeben. 1,79 Meter groß, blond, Größe 38 ist eine Beschreibung die besser auf Models passt, und von denen ist die amerikanische Filmleinwand ohnehin übergelaufen.
erschienen am 8. 04. 2004
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Charlize Theron steht als Monster vor Gericht
Theron wie auf dem Laufsteg gab's in "Gottes Werk und Teufels Beitrag", "Sweet November" und "The Italian Job - Jagd auf Millionen". Das ging nicht lange gut, bald hing sie sich selbst zum Hals raus. So traf die 28jährige eine dramatische Entscheidung, die ihr Image und ihre Karriere nun für immer verändert hat: in "Monster" spielt sie Aileen Wuornos, eine Prostituierte und Massenmörderin, die sechs Männer tötete und dafür vor zwei Jahren in Florida hingerichtet wurde. Sie nahm 20 Kilo zu, verzichtete auf Rasieren und Haare waschen und ließ sich falsche Zähne aufkleben. Fazit: ein Golden Globe, ein SAG-Award und ein Oscar. Hollywood hat nach Nicole Kidman mit Charlize Theron erneut eine Blondine mit Talent für eine ernsthafte Rolle zur Ikone erkoren.

Ricore: Wie verwandelten Sie sich in Aileen Wuornos?

Theron: Ich hatte Videoaufnahmen von ihren Auftritten vor Gericht, das ich mir ununterbrochen anschaute. Ich imitierte sie, stellte mich vor den Spiegel um mich zu überprüfen, machte ihre Mundbewegungen nach und versuchte fünf typische Gesten zu finden. Sie bewegte sich ganz anders als ich es tue, und als ich die Unterschiede kapierte, wurde es etwas leichter. Ich wusste nicht, dass sie nur 1,62 Meter groß war, denn sie wirkt viel größer. Sie plusterte sich auf, denn nach Jahren des Obdachlosen-Daseins wollte sie nicht, dass man ihr Schwäche ansah. Und sie schlurfte. Das fiel mir sehr leicht, denn das mache ich auch! (lacht) Zwei Dinge an ihrem Mienenspiel waren interessant: wenn sie wütend wurde, wurden ihre Augen so groß, als ob sie aus dem Kopf fallen würden. Stress zeichnete sich um ihren Mund herum ab, während man ihn mir auf der Stirn ansieht. Außerdem traten wir in Kontakt mit Aileen's Freundin Dawn Watkins in Michigan, die in den zwölf Jahren, die Aileen im Gefängnis verbrachte bevor sie hingerichtet wurde, regen Briefkontakt mit ihr hatte. Dawn wollte uns die Briefe nicht ausleihen, aber sie erlaubte uns, sie zu besuchen. Im Lauf von zwei Tagen durften wir alle Briefe lesen. Danach verstand ich wirklich, wer diese Frau war. Ich bekam nicht alle meine Fragen beantwortet, im Gegenteil. Aber ich verstand nun wie komplex diese Frau war. Sie wurde zu einem Menschen, und das brachte viel mehr Tiefe in die Geschichte.
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Oscar für die Roll eder Männermeuchelnden Prostituierten Aileen Wuornos
Ricore: Sie produzierten den Film auch - warum gerade dieses Projekt?

Theron: Regisseurin Patty Jenkins hatte ein wunderbares Drehbuch geschrieben, und sie kontaktierte mich. Ich denke, rückblickend hatte ich zwei Gründe. Ich habe vor vier Jahren eine Produktionsgesellschaft gegründet, aber noch nie einen Film produziert. Zum anderen wollte ich meiner Karriere mit einem riskanten Projekt ein wenig Adrenalin einflössen. Das soll nicht heißen, dass ich nicht sehr lange überlegt habe. Ich wusste, dass ich keine halbherzige, lahmarschige Sache machen konnte. Wenn ich zum Produzieren ja sagte, dann musste ich mich auch voll hineinstürzen, damit der Film nicht durch die Ritzen fiel.

Ricore: Wie vermieden Sie, dass der Film zu sentimental wird?

Theron: Ich konnte nicht verhindern, dass ich die Frau bis zu einem gewissen Grad verstehen kann. Aber ich konnte auch nie darüber hinwegsehen, dass sie unschuldige Männer ermordet hat. Ich wollte nicht einen Film machen, der dieser Tatsache mit Sympathie entgegen tritt und ihre Taten rechtfertigt. Sie beging schreckliche Verbrechen, die sich großartig für eine dramatische Geschichte eignen, das zeigt der Film. Sie wurde aus Verzweiflung Prostituierte, es wurden ihr entsetzliche Dinge angetan. Sie sank immer tiefer. Ich wollte all das abdecken, damit der Zuschauer ihr zwar Verständnis entgegenbringen kann, aber dabei auch absoluten Ekel empfindet.
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Charlize Theron in Monster
Ricore: Wie reagierte Ihre Umwelt auf Ihre äußerliche - und ich nehme an, innerliche - Veränderung?

Theron: Als ich mit dem "Italian Job" fertig war, begann ich mit der Recherche, und kurze Zeit später mit der Gewichtszunahme. Als ich mehr und mehr in ihre Haut schlüpfte, begann ich ein sehr isoliertes Leben zu leben. Ich sah kaum Freunde. Mein Freund (der irische Schauspieler Stuart Townsend) war wirklich der einzige, der meine gesamte Transformation miterlebte. Ich lebte fünf Monate lang in Jogginghosen, was nach einer Weile sehr langweilig wurde, denn sie waren das einzige, das mir passte ...außer den Hosen meines Freundes. Aber für die war ich auch bald zu fett. Als wir zu drehen begannen, arbeitete ich 16 Stunden pro Tag, und ich hoffe, dass nicht allzu vielen Leuten auffiel, dass ich immer dasselbe anhatte! (lacht)

Ricore: Wie fühlten Sie sich als es vorbei war?

Theron: Richtig traurig. Wie wenn man ein Kind zur Adoption frei gibt, stelle ich mir vor. Aber körperlich hatte ich keine Probleme, ich nahm sehr schnell wieder ab. Mein Freund liebte es, als ich dick war, und sagt jetzt, dass er meine Oberschenkel und den Busen vermisst!

Ricore: Das Gerücht, dass Sie heiraten werden, hält sich zäh seit Monaten - ist da was dran?

Theron: Nein und ich weiß wirklich nicht, wie ich es stoppen könnte. Es begann, als wir fünf Tage in Dublin (seiner Heimatstadt) waren. Die Iren sind sehr romantisch und erfanden diese Geschichte von einer geplanten Hochzeit, bei der mich Keanu ReevesKeanu Reeves an den Altar führt.
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Charlize zur Oscar Verleihung wieder in alter Schönheit
Ricore: Sie sprachen nach Ihren diversen Preisen in Ihren Dankreden sehr berührend über Stuart - was lieben Sie an ihm besonders?

Theron: Er ist ein großartiger Mensch. Aber es fällt mir schwer mehr zu sagen, denn mein Privatleben ist das einzige, was wirklich ganz mir gehört. Nur so viel: ich bin sehr glücklich.

Zur Person:
  • Geboren am 7.8.1975 in Benoni, Südafrika
  • wächst auf einer Farm auf
  • beginnt mit sechs Jahren Ballett zu lernen
  • 1991 erschießt Mutter Gerda in Notwehr Vater Charles
  • mit 16 gewinnt Charlize den Model-Bewerb einer italienischen Agentur und siedelt nach Mailand über
  • modelt vier Jahre in Europa und Amerika bis der "Idioten-Beruf" (Zitat) ihr zum Hals raushängt und sie nach Los Angeles übersiedelt, um Schauspielerin zu werden
  • nimmt Manager unter Vertrag, nachdem dieser Zeuge ihres hysterischen Wutausbruchs wird. Der Grund: eine Bankangestellte will ihren Scheck nicht einlösen;
  • 1995 verliert sie (Glück gehabt) die Hauptrolle in "Showgirls" an Elizabeth Berkley
  • 1996 hat sie ihr Filmdebüt in "2 Tage in L.A."
  • Boyfriends: Craig Bierko, Schauspieler, Stephan Jenkins, Frontman von "Third Eye Blind"
  • erschienen am 8. April 2004
    Zum Thema
    Geboren am 7. August 1975 im südafrikanischen Benoni, wächst Charlize Theron auf einer kleinen Farm auf. Bevor sie 1996 in "2 Tage in L.A." ihr Filmdebüt feiert, ist sie vier Jahre als Model tätig. Mit 16 von einer italienischen Agentur entdeckt, bekommt sie fortan sowohl in Europa, als auch in Amerika Aufträge. Monster". 2006 wird sie für "Kaltes Land" erneut nominiert. Beides kann sie nicht mit ihrem Vater Charles feiern. Der wurde von ihrer Mutter Gerda 1991 in Notwehr erschossen.
    Monster (Kinofilm)
    Die Prostituierte Aileen Wuornos (Charlize Theron) begegnet der jungen Selby (Christina Ricci). Die verliebt sich sofort in sie. Ihre Hoffnung auf ein normales Leben wird jedoch jäh zerstört, als sie Opfer eines perversen Gewalttäter wird. Es gelingt ihr zwar den Triebtäter in Notwehr zu töten, danach gerät ihr Leben jedoch wieder völlig aus dem Gleichgewicht. Ex-Model Charlize Theron musste für ihre Rolle als rachsüchtige Prostituierte 15 Kilo zulegen.
    2024