Walt Disney Studios Motion Pictures
Sonya Kraus
Kampf-Meersau erobert Herz
Interview: Die zappelige Sonya Kraus
Aus dem Fernsehen kennt man sie als zappelige, stets lustige und meist knapp bekleidete Blondine. Moderatorin Sonya Kraus spielt gerne mit diesem Klischee. Auch im Interview zeigt sie sich von ihrer lustigen Seite, gibt uns aber auch Einblicke in ihr privates Leben. Sie verrät uns, warum sie ihre Tochter zu einem Selbstverteidigungskurs zwingen würde und wie wichtig es ist, Selbstvertrauen zu haben. Daran happert es bei der schlaksigen Schönheit aus dem hohen Norden wahrlich nicht.
erschienen am 17. 10. 2009
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Sonya Kraus
Interview-Stress?
Ricore: Sie sind wahrscheinlich gerade im Interview-Stress…

Sonya Kraus: Ach nein, ich lass mich nicht stressen, von daher geht es ganz gut.

Ricore: Sie sprechen bei "G-Force - Agenten mit Biss" Juarez, eine harte Kampfsportlerin. Wie fühlte es sich an, als Sie zum ersten Mal das Meerschweinchen mit Ihrer Stimme gehört und gesehen haben?

Kraus: Das war witzig. Ich bin ja immer so selbstkritisch und denke mir nachher, ich hätte noch mehr in die oder die andere Richtung gehen können. Aber das Ergebnis ist so süß und niedlich. Meine Juarez ist ja wirklich eine richtig toughe Agentin, die sich in einer harten Männerwelt durchsetzen muss. Das gelingt ihr mit viel Charme, Witz und Herz. Aber sie hat natürlich auch viel Talent. Und manchmal hat sie auch philosophische Momente, in denen sie über die Männer und sich selbst sinniert. Das ist so entzückend. Ich bin ganz verliebt in den Film und meine Juarez.

Ricore: Wie Sie Juarez gerade beschrieben haben, gibt es durchaus Parallelen zu Ihnen? Auch Sie müssen sich gelegentlich als Moderatorin in einer toughen Männer-Welt durchsetzen...

Kraus: Ja, ich hab für meine Kampf-Meersau sehr viel Verständnis. Es ist so, dass sie auch ihre Reize anbietet, aber trotzdem durch Leistung und eine gewisse Stärke brillieren und sich die Jungs auf Distanz halten muss. Sie ist ja auch die einzige weibliche Besetzung im Film. Doch, man kann sagen, das ist für mich sehr realitätsnah.
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Sonya Kraus im Synchronstudio
Toll animierte Figuren
Ricore: Fällt es nicht schwer, sich in eine animierte Figur wie Juarez hineinzuversetzen?

Kraus: Nein, das liegt aber daran, dass die Figuren toll animiert sind. Man merkt gar nicht mehr, dass sie unecht sind, von daher fällt diese Identifizierung sehr leicht. Die Gesichtsausdrücke sind Meerschweinchen-Menschlich und ihre Charakterzüge sehr glaubhaft. Man muss gar nicht mehr groß nachdenken. Ich finde, das ist wirklich brillant gemacht. Die Tiere verfügen über eine gewisse Ironie und viel Eigenwitz, so dass auch Erwachsene darüber lachen können. Man hat bei der Konzeption wirklich auch an die Eltern der Kinder gedacht. Die werden sich bestimmt nicht langweilen.

Ricore: In "G-Force - Agenten mit Biss" übernehmen Sie bereits Ihre zweite Sprechrollen. War dies eine andere Herausforderung als "Heidi" im Jahr 2005?

Kraus: Es ist natürlich eine große Ehre, für Walt Disney zu arbeiten, noch dazu bei einem solch tollen Projekt. "G-Force" ist ja mein erstes wirklich großes Animationsprojekt, von daher war das schon eine große Herausforderung. Als dann unser Synchronregisseur gesagt hat: "Das ist toll, das nehmen wir", war ich ganz aufgeregt und wollte noch was anderes ausprobieren. Er hat dann gelacht und gemeint, das ist schon ok, Sonya. Ich glaube, ich bin übermotiviert an die Sache rangegangen, weil ich hundertprozentig hinter diesem wunderbaren, süßen, spannenden Actionfilm stehe.

Ricore: Brauchen Sie diese Action auch im Privatleben?

Kraus: Ja, auf jeden Fall. Ich bin ja recht zappelig. Von daher ist mein Leben schon actionreich und bin auch sehr dankbar dafür.

Ricore: Betreiben Sie selbst auch Kampfsport wie Ihre Filmfigur?

Kraus: Nein, leider nicht. Ich habe niemals Kampfsport gemacht und das ist etwas, was ich wirklich bereue. Ich glaube nämlich, dass Mädchen dadurch sehr viel Selbstbewusstsein bekommen und wenn ich eine Tochter hätte, würde ich dafür sorgen, dass sie eine Selbstverteidigungssportart erlernt. Man bekommt dadurch ein anderes Auftreten. Das Wissen, dass man sich im Extremfall nicht nur verbal wehren kann, ist ganz toll. Ich hätte wirklich gerne einen Kampfsport erlernt, dann wäre ich jetzt vielleicht eine Kung-Fu-Größe (lacht).
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G-Force - Agenten mit Biss
Sonya Kraus: Spanisch-Kurs statt Kung-Fu
Ricore: Dafür ist es ja noch nicht zu spät.

Kraus: Nein, aber die Zeit... Ich sitze gerade an meinem Spanisch-Kurs, jedes dritte Mal bin ich anwesend - wenn ich Glück habe. Ich bin halt die ganze Zeit unterwegs, und da wird es schwierig. Aber wenn ich im Rentenalter bin, bekomme ich doch noch den schwarzen Gürtel.

Ricore: Gibt es einen besonderen Grund für den Spanisch-Kurs?

Kraus: Ach, ich finde, Spanisch ist so sexy (lacht). Ich wollte immer schon Spanisch lernen. Leider hatte ich als dritte Fremdsprache Russisch, was mir gar nichts gebracht hat. Mein großer Lebenstraum ist ja, mal eine Finca auf Ibiza zu besitzen, mit Blick aufs Meer, welche ich selbst renovieren kann. Da ist Spanisch natürlich das Mindeste. Noch besser wäre natürlich, wenn ich Katalanisch könnte. Aber es dümpelt so dahin und wird langsam besser.

Ricore: Sie haben vorhin Selbstvertrauen angesprochen. Bei Ihren Auftritten im Fernsehen oder auf der Bühne sprühen Sie nur so vor Selbstvertrauen und Fröhlichkeit. Sind Sie denn noch aufgeregt vor solchen Auftritten?

Kraus: Meine Theorie zu Lampenfieber ist folgende: Fieber versetzt einen vielleicht nicht in Flammen, es kann aber verbrennen und viel Energie freisetzen. Daher ist Lampenfieber eher destruktiv. Ich glaube, es hilft, wenn man diese Aufregung, den Adrenalinschub, positiv umsetzt. Ein alter Showhase, Thomas Hermanns, hat mal zu mir gesagt: "Sonya, kleiner Tipp: egal was du tust, genieße es!". Das wurde ein bisschen zu meinem Arbeitsmotto. Klar graut es mir manchmal, wenn ich morgens um vier Uhr aufstehen muss, aber dann denke ich: Sonya, genieße es, genieße, dass du durch die Nacht fährst und den Sonnenaufgang erlebst.
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Sonya Kraus
Energie, die mich zappelig und quirlig macht
Ricore: Haben Sie grundsätzlich eine positive Sicht auf die Dinge?

Kraus: Ja klar. Diese Energie, die mich durchströmt und mich zappelig und quirlig macht, versuche ich positiv umzusetzen. Ich genieße meinen Job in vollen Zügen und ich freue mich sehr, dass ich das alles ausprobieren darf. Dass ich moderieren darf, Bücher schreiben kann, synchronisieren. Wer darf das denn schon? Es ist mir völlig bewusst, dass das nur wenige dürfen, und dafür nehme ich alles in Kauf.

Ricore: Wenn Sie so viel unterwegs sind, können Sie abends überhaupt abschalten?

Kraus: Doch, ich bestell mir dann noch was aufs Hotelzimmer, mach's mir gemütlich, geh vielleicht nochmal in die Badewanne und mach's mir richtig schön. Aber ich bin auch jemand, der Aufgaben braucht. Leerlauf tut mir gar nicht gut. Ich hatte gerade vier Tage frei und habe mir gedacht, bevor du jetzt große Pläne schmiedest und einen Städteurlaub planst, bleibst du einfach mal zu Hause und bist einfach nur faul. War gar nicht gut, bin gleich krank geworden. Ich bin jemand der immer Arbeit braucht oder etwas, auf das man sich freuen kann.

Ricore: Läuft man da nicht manchmal Gefahr, die Haftung zu verlieren?

Kraus: Ich bin eigentlich ziemlich geerdet. Das passiert mir nicht. Ich schwebe noch keinen Meter überm Fußboden. Das ist nicht meine Art (lacht).
Ricore Text
Sonya Kraus bei der Cinema for Peace Gala auf der Berlinale 2006
Beliebteste Show- und Talkmasterin
Ricore: Aber vermissen Sie nicht manchmal die Heimat oder wissen nicht mehr genau, wo Sie hingehören?

Kraus: Ich hab mit 15 angefangen zu modeln. Das bedeutete schon damals viele Auslandseinsätze. Dagegen sind die Entfernungen, die ich jetzt zurück lege, echt Kinkerlitzchen. Da habe ich mich für sechs Monate auf anderen Kontinenten befunden. Von daher lernt man eine ganz eigene Art, Freundschaften und Familie zu pflegen. Ich bin zum Beispiel immer noch jemand, der mal eine Postkarte schreibt. Meine Freunde, die ich schon seit Hunderten von Jahren habe, wissen auch alle, ok, jetzt hört man mal für drei Wochen nichts von mir. Aber das heißt nicht, dass ich mich überworfen habe oder nicht mehr an die Menschen denke, sondern ich bin dann einfach gestresst und unterwegs. Small Talk mit meinen Freunden ist sowieso nicht meine Stärke. Von daher dann lieber mal an einem freien Wochenende intensiv zusammen sitzen und klönen, oder abends spät aus der Ferne telefonieren. Das geht. Das Umfeld ist seit gut zwanzig Jahren immer identisch geblieben und hat sich durch die Medien kaum verändert.

Ricore: Sie haben vor einigen Jahren einen Preis als beliebteste Show- und Talkmasterin gekriegt. Wie wichtig war der Preis und wie hat er sich auf Ihre berufliche Zukunft ausgewirkt?

Kraus: Auf die berufliche Zukunft weniger, aber meine Liebe zu Österreich - das war ja die Romy - hat sich dadurch vertieft. Ich habe immer gemerkt, dass etwas weiter südlich die Herzen ganz anders schlagen als in Deutschland. Durch die Romy ist mir das bewusst geworden. In der Schweiz moderiere ich zum Beispiel den Fernsehpreis. Da kämen die Deutschen im Traum nicht darauf, dass ich sowas machen könnte. Die Österreicher und die Schweizer sehen das mit einer gewissen Leichtigkeit, die wir Deutschen ihnen normalerweise gar nicht zutrauen. Selbstironie und eine gewisse Flapsigkeit, diese Lockerheit wissen die viel mehr zu schätzen. Die fühlen und sehen mehr mit dem Herzen, während die Deutschen alles verkrampft mit dem Kopf machen. Ich nehme auch jede Gelegenheit wahr, um nach Österreich oder in die Schweiz zu fliegen. Ich werde auch immer gefragt, wann ziehst du denn zu uns?
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Sonya Kraus, Synchronsprecherin bei "G-Force - Agenten mit Biss"
Steuerflüchtling? Nicht mit Sonya Kraus
Ricore: Könnten Sie sich denn vorstellen nach Österreich oder in die Schweiz zu ziehen?

Kraus: Nein, ich glaube dadurch, dass ich meistens in Deutschland arbeite, wäre das gar nicht machbar. Außerdem würde ganz Deutschland schreien: Steuerflüchtling! (lacht) Das wäre wirklich nicht der Grund. Deswegen ist das glaub ich utopisch, auch wenn mein Herz ganz arg für Wien und Zürich schlägt.

Ricore: Gibt es eine Show, die Sie auf keinen Fall machen wollen? Welche Angebote lehnen Sie ab?

Kraus: Grundsätzlich, wenn es frauenverachtend ist. Da bin ich hochgradig allergisch dagegen. Es gab mal "The Bachelor". Da war das Thema, alle Frauen sind Schlampen. Das finde ich grausam. Für Dinge wie die Astro-Show wäre ich auch nicht geeignet. Es muss irgendwie authentisch und auf eine gewisse Art spannend sein. Ich habe kein Problem, Grenzen zu überschreiten oder mich auf neue Projekte wagemutig einzulassen. Aber manchmal merke ich aus dem Bauch heraus, nee, das ist irgendwie dumm.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 17. Oktober 2009
Zum Thema
Eigentlich will Sonya Kraus Balletttänzerin werden - was sie zwischen 1977 und 1987 auch ersnthaft betreibt. Weil sie aber bereits als Teenager die zulässige Höchstgröße überschreitet, wechselt die gebürtige Frankfurterin (a. Main) vierzehnjährig den Berufswunsch und beginnt mit 15 Jahren zu modeln. Tagelang in der Ferne zu sein, macht ihr nichts aus. Später arbeitet sie fürs Fernsehen.

Heute ist die 1,77 Meter große Blondine von den deutschen Bildschirmen nicht mehr wegzudenken. Gerne..
G-Force soll einem wahnsinnigen Industriellen das Handwerk legen. Denn dieser will die Welt vernichten, indem er Haushaltsgeräten spezielle Chips einpflanzt. Die G-Force ist keine gewöhnliche Agententruppe, denn sie besteht aus den Meerschweinchen Darwin, Juarez und Blaster. Vervollständigt wird das Team von der Fliege Mooch und dem Maulwurf Speckles. Immer wieder geraten sie in Schwierigkeiten. So landen sie in einem Zoogeschäft und werden verkauft. Dabei müsste doch ein Blinder sehen, dass..
2024