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Night on Earth

Night on Earth

Originaltitel
Night on Earth
Regie
Jim Jarmusch
Darsteller
Paolo Bonacelli, Gianni Schettino, Antonio Ragusa, Nicola Facondo, Camilla Begnoni, Romolo di Biasi
Medium
DVD
Im Handel ab
21.08.2014 bei StudioCanal Germany Home Entertainment
Kinostart Deutschland
Night on Earth
Genre
Komödie, Drama
Land
Frankreich, Großbritannien, Deutschland, USA, Japan
Jahr
1991
FSK
ab 16 Jahren
Länge
123 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
8,0 (Filmreporter)
9,0 (1 User)
Meinungen
Matilda 
Night on Earth ist ein Episodenfilm. Fünf Metropolen werden tief in der Nacht zum Schauplatz ungewöhnlicher Begegnungen. Dazu gehören Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki. Alle Episoden haben eines gemeinsam: das Taxi steht im Mittelpunkt und schafft den Raum, in dem die Protagonisten aus den unterschiedlichsten Milieus aufeinanderprallen. Sie wirken anfangs zwar misstrauisch, öffnen sich aber dann im Laufe des Gespräch. Victoria Snelling (Gena Rowlands) ist eine ausgefuchste Geschäftsfrau und steigt in Los Angeles zu Corky (Winona Ryder) ins Taxi. Corky ist eine junge Frau, die davon träumt, Automechanikerin zu werden. Sie spricht unverblümt und aufrichtig und beeindruckt mit ihrer Art Victoria, die auf der Suche nach neuen Schauspieltalenten ist. Am Ende der Fahrt will Victoria Corky von der Hollywoodkarriere überzeugen, doch Corky ist zu realistisch, zu geerdet, um sich von solchen Träumereien vereinnahmen zu lassen. Yoyo (Giancarlo Esposito) steht in Manhattan und wartet auf ein Taxi, das ihn nach Brooklyn bringen soll. Das ist eine schwierige Angelegenheit, weil sich nachts kein Taxifahrer freiwillig in den verrufenen Stadtteil wagt. Bis auf Helmut Grokenberger (Armin Mueller-Stahl). Der ostdeutsche Einwanderer schockiert Yoyo mit seinem miserablen Fahrstil, bleibt aber die einzige Chance, nach Hause zu kommen. Während der Fahrt entsteht eine Art deutsch-amerikanische Annäherung. Zwei Kulturen, zwei Sprachen tauschen sich kurz aus, um sich dann fast zärtlich voneinander zu trennen. Der Pariser Taxifahrer (Isaach De Bankolé) ist wütend. Soeben hat er zwei afrikanische Fahrgäste hinausgeworfen, die sich über sein Herkunftsland Elfenbeinküste lustig gemacht haben. In der Hoffnung, seinen Verlust wett zu machen, hält er neben der blinden Frau (Béatrice Dalle), die auf einer Verkehrsinsel wartet. Ihre Blindheit macht den Fahrer sicherer. Er geniesst es, nicht auf seine Hautfarbe reduziert werden zu können. Im Laufe des Gesprächs erweist sich die Dame jedoch als sensorische Meisterin, die sowohl seine Herkunft als auch seinen verheimlichten Umweg entlarvt. Der Taxifahrer entlässt sie am Ziel und bleibt ungläubig zurück. In Rom sind die Strassen wie leergefegt. Der Taxifahrer (Roberto Benigni) macht sich Laune und improvisiert witzige Dialoge. Seine Themen drehen sich um eine Sache: Sex. Als ihn ein Priester (Paolo Bonacelli) herüberwinkt, versucht er erst, sich zu verstecken. Voller Ehrfurcht lässt er ihn dann einsteigen und bietet sich gleich zur Lebensbeichte an. Von ersten sexuellen Erfahrungen mit Kürbissen und Schafen, der Romanze mit seiner Schwägerin darf der Priester erfahren. Der Fahrer redet sich fast in schwärmerische Ekstase und bemerkt zu spät, dass sein Gast einen Herzstillstand erleidet. Verängstigt und entmutigt setzt er die Leiche auf einer verlassenen Parkbank aus. Mika (Matti Pellonpää) fährt Nachtschicht in Helsinki. Drei stark angetrunkene Arbeitskollegen bestellen ein Taxi. Mika macht sich auf den Weg. Einer der Freunde wurde gerade entlassen und liegt die ganze Fahrt über bewusstlos im Auto. Seine zwei Begleiter betrauern seine Situation. Sie scheinen sich gar damit übertrumpfen zu wollen, wer die schwermütigste Geschichte zu bieten hat. Mika steigt ins Gespräch ein und erzählt den Insassen seine persönliche Familiengeschichte. Kurz nach der Geburt seines Sohnes musste er erfahren, dass dieser unheilbar krank sei. Seine tiefe Trauer kommt in der zwiespältigen Frage zum Vorschein: Soll ich meinen Sohn lieben, obwohl er bald sterben wird oder schone ich mich lieber, indem ich nicht damit anfange, ihn zu lieben? Zu Tränen gerührt verlassen die drei Fahrgäste am Zielort das Taxi und bekunden Mika ihren Respekt. Night on Earth gehört sicher zu den besseren Werken Jim Jarmuschs. Die Dialoge sind unaufgeregt und nicht überladen. Man ist Jarmusch dankbar für seinen Verzicht auf klischeehaftes Hollywoodgeplapper und Plastikglamour. Die Protagonisten sind wie aus dem Leben gegriffen, fast alle besitzen liebenswerte Eigenheiten und Marotten, so dass es eine Freude ist, ihren Dialogen zuzuhören und ihnen zuzusehen. Zu den eher melancholischen Kerninhalten gesellt sich meist eine beschwingt-leichtfüßige Abhandlung, was dem Film eine bittersüße Note verleiht. Schön, wenn man auch dann lachen kann, wenn es traurig ist. Eine Stärke des Films sind die großartigen Schauspieler, mit der Jarmusch die Rollen besetzt hat. Besonders Armin Mueller-Stahl sticht hier in seiner Rolle als ostdeutscher Immigrant heraus. Wie rührend er den verträumt-naiven Clown im urbanen Brooklyn mimt ist unvergesslich. Die Nachtaufnahmen der fünf Großstädte sind ebenfalls sehenswert. Interessant auch die architektonische Gegenüberstellung der fünf Metropolen. Night on Earth ist ein langsamer Film mit längeren Einstellungen, was dem Film nicht die Spannung nimmt. Jede einzelne Episode ist absolut sehenswert.
geschrieben am 03.02.2010 um 14:56 Uhr
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