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Aria Mia Loberti in "Alles Licht, Das Wir Nicht Sehen" ("All the Light We Cannot See", 2023)

Alles Licht, Das Wir Nicht Sehen

Originaltitel
All the Light We Cannot See
Regie
Shawn Levy
Darsteller
Louis Hofmann, Lars Eidinger, Aria Mia Loberti, Luna Wedler, Hélène Cardona, Tomm Voss
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Mehrteiler
Land
USA
Jahr
2023
Länge
123 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Literaturverfilmung von Shawn Levy
Die Amerikaner sind in der Normandie gelandet, es ist nur eine Frage von Tagen, dass auch Saint-Malo befreit wird. Ihren Bombern weist Marie-Laure LeBlanc (Aria Mia Loberti) den Weg, in dem das blinde Mädchen auf einer Kurzwellenfrequenz aus Büchern von Jules Verne vorliest. Sie ist alleine in dem zerstörten Haus ihrer Tante (Hélène Cardona) zurückgeblieben, nachdem ihr Vater Daniel (Mark Ruffalo) von der GESTAPO verhaftet wurde.

Ihrer Stimme lauschen aber auch zwei deutsche Soldaten. Der eine ist Oberfeldwebel Reinhold von Rumpel (Lars Eidinger). Er sucht bei ihr einen potentiell magischen Diamanten, der die Kraft haben soll, seine unheilbare Krankheit zu heilen. Der andere ist Werner Pfennig (Louis Hofmann). Er hat wie einst Marie als Heranwachsender der Stimme ihres Onkels (Hugh Laurie) zugehört, der den Kindern die Welt erklärte.
Shawn Levys Vierteiler basiert auf dem Roman "All the Light We Cannot See" von Anthony Doerr, der nach dem Erscheinen 2014 mit dem Pulitzer-Preis für Belletristik, der Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction und dem Dayton Literary Peace Prize ausgezeichnet wird.

Die TV-Produktion ist als Dreikampf zwischen Marie und der Résistance, Werner als Vertreter der Deutschen, die in den Krieg gezwungen wurden und Rumpel angelegt. Lars Eidinger bedient für ihn den Typ des narzisstischen, stets gewaltbereiten Nazis, also des Bösen an sich. Durch sein überzogenes Spiel und die Konstellation muss der Betrachter unwillkürlich an die "Indiana Jones"-Filmmärchen denken. Ein wenig subtiler hätte Eidinger die Rolle schon anlegen können, das hätte dem Mehrteiler sicher gut getan. Gegen ihn als durchgeknallten Nazi stehen die beiden jungen Erwachsenen, deren jeweilige Vergangenheit in Rückblenden erzählt wird. Marie ist bis zum Einmarsch der Deutschen in behüteten Verhältnissen in Paris aufgewachsen, Werner ist eine Waise, deren technisches Talent früh auffällt, sozusagen ein früher Nerd.

Die amerikanische Herkunft ist dem Drama deutlich anzumerken, Handlung und historischer Hintergrund sind so vereinfacht, dass sich der Zuschauer unwillkürlich fragt, ob die Zielgruppe nicht eher Heranwachsende sind. Ein wenig historische Sprachkittung und political correctness kommt hinzu, denn plötzlich wird den deutschen Soldaten bewusst, dass sie ihre Verbrechen nicht in Russland, sondern in der Ukraine begangen haben. Zum Schluss wird alles auch noch mit melodramatischen Zuckerguss zugedeckt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
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Aria Mia Loberti in "Alles Licht, Das Wir Nicht Sehen" ("All the Light We Cannot See", 2023)
2024