Indra Fehse/Ricore Text
Charles Brauer
Charles Brauer über seinen Haushalt
Interview: "Ich bestelle nichts vom Pizzaservice"
Den meisten Fernsehzuschauern ist Charles Brauer noch immer als "Tatort"-Kollege von Manfred Krug bekannt. Für den Fernsehfilm "Hilfe, meine Schwester kommt!" schlüpft er in die Haut des griesgrämigen Großvaters. In unserem Gespräch erzählt der Schauspieler, was sein Privatleben mit der fiktiven Figur zu tun hat und warum er sich selbst als guten Hausmann bezeichnet.
erschienen am 12. 11. 2008
Ricore: Herr Brauer, Sie sind selbst Vater von Zwillingen. Ihre Kinder sind zwar keine eineiigen Zwillinge wie im Film, aber sehen Sie trotzdem gewisse Ähnlichkeiten?

Charles Brauer: Ich sehe nur wenige Ähnlichkeiten. Meine Sohn und meine Tochter standen sich im Kindesalter und auch heute noch sehr nah, sie haben aber nie, wie die Zwillinge im Film es tun, die Rollen getauscht. Zumindest kann ich mich nicht an einen derartigen Streich erinnern. Bei Jungen und Mädchen verläuft die Entwicklung bekanntlich nicht gleich. Auch wenn meine Kinder gleich alt sind, so war meine Tochter ihm doch immer ein Stückchen voraus. Daraus entstand natürlich oft ein kleiner Konkurrenzkampf zwischen den beiden, was sich aber immer schnell von alleine regelte. Die Erlebnisse, die ich mit meinen Zwillingen hatte, sind in keiner Weise mit den Inhalten unseres Films zu vergleichen.

Ricore: Was halten Sie von Ihrer Rolle des ignoranten Großvaters, der nie spontan einspringt und aushilft?

Brauer: Meine Figur hat ihre Gründe so zu sein, wie sie ist. In meiner Rolle habe ich zu einer Tochter ein viel besseres Verhältnis als zur anderen. Bei der einen geht mir sofort das Herz auf, bei der anderen reagiere ich nicht so positiv. Eine stellt für mich einfach eine größere Last dar. Sie muss zum Beispiel den ganzen Haushalt bewältigen. Natürlich sollte sich der Großvater auch mal an die eigene Nase fassen und selbst mit anpacken, damit sich ihr Verhältnis etwas lockert. Aber er ist eben ein richtiger Griesgram. Dafür hat er jedoch seine Gründe, die sich im Laufe des Films herauskristallisieren. So schlimm, wie es sich jetzt anhört, ist es aber auch wieder nicht. Letztlich ist er doch ein freundlicher Mann, der sich nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Er hat sich eine Beschäftigung gesucht, welche mit seinem Beruf zu tun hat, er ist Berufsoffizier. In seinem Hobby stellt er mit Zinnsoldaten Schlachten nach.
Indra Fehse/Ricore Text
Charles Brauer, Ceci Chuh, Michael Fitz, Markus Krojer, Jule Ronstedt
Ricore: Worin unterscheidet sich ihr Filmcharakter von ihrem persönlichen Charakter?

Brauer: Das ist sie - genau das ist die Essenz meines Berufes. Es passiert sehr oft, dass ich Personen zu spielen habe, die mit mir persönlich überhaupt nichts zu tun haben. Trotzdem ist es immer so, dass man irgendetwas aus der Figur, die man zu spielen hat, auf sich selbst bezieht. Zuerst ist man sehr neugierig darauf, was die Figur für ein Typ ist, wohin der Charakter führt und inwieweit die Figur die Geschichte beeinflusst.

Ricore: Sehen Sie auch Parallelen zu sich?

Brauer: Sehr wenige. Sicher habe ich in meinem Leben schon Menschen verloren, die mir sehr nahe standen. Das ist ein Aspekt, der zu den Grundzügen meiner Figur gehört. Der Großvater lebt mit einer Trauer, die er nicht überwinden kann. Er kommt nicht damit klar, seine Frau verloren zu haben. Aber viel schlimmer ist für ihn, seine Frau auf diese Art und Weise verloren zu haben, wie es passiert ist. An dieser Stelle will ich aber nicht zuviel verraten. In diesem Sinne steht mir die Figur nah.

Ricore: Sind Sie ein Familienmensch? Übernehmen Sie freiwillig Aufgaben im Haushalt?

Brauer: Im Gegensatz zu meiner Figur, kann ich mich getrost als ziemlich guten Hausmann bezeichnen. Meine Frau ist genau wie ich beruflich sehr eingespannt, sie arbeitet als Bühnenbildnerin, so übernehme ich des Öfteren Aufgaben, die manche als "Frauenarbeit" bezeichnen würden.
Ricore: Können Sie bügeln?

Brauer: Bügeln kann ich leider nicht. Dafür kann ich sämtliche Maschinen im Haus bedienen und alle möglichen "niederen" Arbeiten im Haushalt verrichten. Ich kann ganz gut kochen, vor allem Nudeln und Kartoffeln. Mit der Soßenzubereitung stehe ich allerdings etwas auf Kriegsfuß. Dafür mache ich leckere Salate und brate auch mal ein ordentliches Steak. Ich habe viel Zeit alleine mit meinem Sohn verbracht, der mittlerweile schon über 20 Jahre alt ist.

Ricore: Und gab es zum Vater-Sohn-Abendessen schon etwas Selbstgekochtes statt der Pizza vom Bringdienst?

Brauer: Oh ja, oh ja. Den Pizzabringdienst ruft höchstens mein Sohn an, wenn er gerade alleine ist, obwohl er auch sehr gut kochen kann.

Ricore: Und nun noch zum Schluss: Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, in der Schweiz zu leben?

Brauer: Das war eine rein private Entscheidung. Meine damalige Lebensgefährtin hat in der Schweiz gelebt und ich bin zu ihr gezogen. Leider ist sie mittlerweile verstorben. Mitte der 1980er Jahre wollten wir München verlassen. Sie hatte in der Schweiz ein Haus, wo wir hingezogen sind. Ich wohne heute noch immer in demselben Dorf, nur nicht mehr im selben Haus.
erschienen am 12. November 2008
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Obwohl Charles Brauer mit nur 25 Jahren Fernsehgeschichte schrieb - er spielte in der ersten deutschen Familienfernsehserie "Familie Schölermann" den Sohn - bleibt er dem Großteil des deutschen Fernsehpublikums wahrscheinlich als "Tatort"-Kollege von Manfred Krug in Erinnerung. Neben der Schauspielerei betätigt er sich als Synchronsprecher und tourt mit Lesungen durch Deutschland. Er war mit der deutschen Schauspielerin Witta Pohl verheiratet. Heute lebt Brauer mit seiner Lebensgefährtin und..
Jule Ronstedt in einer Doppelrolle: Als Luisa managt sie erfolgreich Familie und Beruf, als abenteuerliche Jenny tourt sie mit einer Theatergruppe durch Italien. In weiteren Rollen der heiteren Familienkomödie sind Markus Krojer ("Wer früher stirbt, ist länger tot"), Céci Chuh, Charles Brauer, Michael Fitz und Dieter Landuris zu sehen. Gedreht wurde im Sommer 2007 in München und am Starnberger See.
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