Universal Pictures (UPI)
Leinwand-Traumpaar Jason Bateman und Kristen Bell
Jason Bateman und Kristen Bell in Theraphie
Interview: Vom Kinderstar zum Scheidungspaar
In den 1980er Jahren ist Jason Bateman ein Kinderstar. Inzwischen ist er aus Film und Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Ähnlich erging es Partnerin Kristen Bell, die als TV-Detektivin "Veronica Mars" bekannt wurde. Beide treffen in Vince Vaughns Komödie "All inclusive" aufeinander und machen eine Paartherapie. Wie es dazu kam und ob Therapien wirklich die Lösung sind verraten uns die beiden im Interview vor der Hamburger Premiere.
erschienen am 4. 11. 2009
Universal Pictures (UPI)
Kristen Bell
Ricore: Sie scheinen im Film als Paar ganz gut zu harmonieren und schlagen trotzdem eine Psychotherapie vor. Denken Sie, dass in Beziehungen viele Probleme unter der Oberfläche liegen?

Jason Bateman: Das ist eine schöne Beobachtung, die bisher noch niemand gemacht hat. Kristen und ich mögen uns hinter der Kamera sehr gerne, und das kam wohl auch durch. Die Leute können sehen, dass wir uns gut verstehen. Nur warum können die beiden im Film nicht miteinander dem Sonnenuntergang entgegen segeln? Ja, ich denke, da liegt viel unter der Oberfläche verborgen. Das macht es ja auch interessant. Wir versuchen unsere Rollen mit mehr als nur einer Dimension zu spielen. Wir wollten nicht noch eine nervige Ebene hinzufügen und nicht zu viel schauspielern.

Kristen Bell: Ich denke, dass echte Paare auch so sind. Keiner rennt mit einem verärgerten Gesichtsausdruck herum und schreit ständig seinen Partner an. Man lächelt seinen Partner eher an, wenn man verärgert ist. Das ist ganz menschlich.

Ricore: Kristen, vor vier Jahren haben Sie in "Veronica Mars" einen Teenager gespielt. Jetzt sind Sie eine verheiratete Frau, die über Scheidung nachdenkt. Wie fühlt sich diese Entwicklung an?

Bell: Es fühlt sich richtig an. In "Veronica Mars" habe ich eine lustige Rolle gespielt, die ich geliebt habe. Aber gegen Ende, als ich etwa 25 war, hat es mich frustriert, dass ich immer Rollen angeboten gekriegt habe, für die ich die letzten zehn Jahre meines Lebens hätte vergessen sollen. Ich weiß, dass ich jung aussehe, ganz besonders neben Jason. Ich war froh, dass ich die Produzenten überzeugen konnte, dass ich auch eine Figur in meinem Alter spielen kann. Ich bin 29, so alt war auch Cynthia. Sie ist ein bisschen jünger als Jason, und das ist Teil ihres Problems. Ich würde gerne mehr ältere Rollen spielen. Ich bin wohl die einzige Frau in Hollywood, die gerne älter aussehen würde (lacht).

Ricore: Sie sind eine der Jüngste der Besetzung. Jason, Vince und die anderen kannten sich schon lange vorher. War es, wie wenn man in einen engen Kreis kommt oder war alles sehr locker?

Bell: Es war eher letzteres. Ich kannte Jason schon ein bisschen. Ich kannte Jon und Faizon. Vince und die Mädels kannte ich nicht. Aber sie haben mich alle sehr unterstützt. Sie sind sehr nette und offene Menschen. Ich war anfangs vor Aufregung und Nervosität eingeschüchtert, aber ich habe mich sehr willkommen gefühlt.
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Jason Bateman
Ricore: Hat Sie dieser Film für das Abenteuer der Ehe vorbereitet?

Bell: (lacht) Ich weiß nicht. Ich hoffe eines Tages zu heiraten. Aber ich weiß nicht, ob dieser Film mich speziell darauf vorbereitet hat.

Ricore: Haben Sie etwas über Beziehungen gelernt oder haben Sie einen guten Rat?

Bell: Ich weiß nicht, ob ich qualifiziert für gute Ratschläge bin. Ich weiß nur, wie es bei mir funktioniert. Ich glaube an Kommunikation und miteinander reden, auch wenn man nicht will. Je mehr man verschweigt, umso mehr Ärger staut sich auf. Die Grundlage fängt dann an zu bröckeln. Für mich funktioniert Therapie sehr gut. Ich war in Einzeltherapie und in Paartherapie. Ich weiß, dass das hier nicht so populär ist wie in Los Angeles, aber ich schäme mich nicht dafür, weil das Ziel dabei ist, mehr zu kommunizieren. Therapie hilft einem auch, mit den ganzen Vollidioten klar zu kommen (lacht). Ich weiß nicht, ob ich viel dazu gelernt habe, aber ich genieße die lustigen Momente in einer Beziehung. Besonders nach einem Streit kann ich mich daran zurückerinnern und über mich lachen. Ich denke mir, was für ein Idiot. Diese starken Gefühle halten nicht sehr lange an. Zumindest nicht bei mir.

Ricore: Jason, Sie haben ein komödiantisches Talent, in "State of Play" waren Sie großartig. Kommt das von selber oder muss man sich das erarbeiten?

Bateman: Was ich mache ist nicht sehr aufwendig. Vielleicht sollte ich noch mehr daran arbeiten. Es ist schön, wenn die Autoren die ganze Arbeit für einen machen - wie in "State of Play". Bei diesem Film haben wir noch einiges hinzugefügt. Es ist schwer, Ihre Frage zu beantworten, weil das bedeuten würde, dass ich zustimmen müsste, dass ich in diesem Film großartig bin. Vielen Dank für Ihr Kompliment, aber es ist nicht so schwierig, was wir als Schauspieler machen. Wir bauen ja keine Häuser.

Ricore: Konnten Sie viel improvisieren?

Bateman: Ja, wir wurden dazu ermutigt, so viel wir wollten zu improvisieren, solange es besser war als das, was im Drehbuch stand. Manchmal war es besser, manchmal auch nicht. Es gibt einiges im Film, das nicht im Drehbuch stand. Man wusste nie, was sie verwenden würden, deshalb musste man jeden Tag auf alles gefasst sein. Das ist gut, aber auch manchmal anstrengend. Vince und Jon sind zwei der Besten, deshalb muss man immer in Form sein, um mit ihnen mithalten zu können. Das war gutes Training.
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Jason Bateman und Kristen Bell
Ricore: Warum haben Sie wieder mit Vince gearbeitet?

Bateman: Ich mag ihn persönlich sehr gerne und er hat Talent. Wenn er nett genug ist, um mich zu fragen, ob ich mit ihm arbeiten will, ist das eine ganz einfache Entscheidung für mich. Ich hoffe er macht das noch öfter.

Ricore: Ist es einfacher, mit Freunden zu arbeiten?

Bateman: Manchmal kann es so sein, manchmal auch nicht. Das ist wohl in jedem Beruf so. Wenn man mit Fremden arbeitet, bekommt man immer den vollen Einsatz, damit die Dinge funktionieren. Mit Freunden ist es manchmal anders. In diesem Fall war es jedenfalls toll und von Vorteil für den Film, weil wir da ja auch Freunde spielen. Die Chemie hat gestimmt, das merkt man den Dialogen an.

Ricore: Sie haben schon Regie bei einigen TV-Episoden geführt. Gibt es Pläne für einen Spielfilm?

Bateman: Ja, es sind einige Projekte in Arbeit. Ich hoffe, dass aus allen etwas wird. Eins sieht bisher ganz gut aus. Ich finde das sehr aufregend. Man lernt immer mehr dazu und macht gerne einen Job, der einem die Möglichkeit bietet, diese Dinge anzuwenden. Regie ist in unsere Branche einer dieser Jobs. Ich hoffe, ich bekomme noch öfter die Gelegenheit, je älter ich werde.

Ricore: Ihre Figur im Film heißt auch Jason. Wie viel steckt von Ihnen in der Rolle?

Bateman: Ich nehme an, Vince und Jon finden, dass sehr viel von mir drin steckt. Ich würde sagen zehn Prozent, gerade so viel, dass ich mich drauf konzentrieren kann, diesen Teil von mir zu integrieren, während ich diese Rolle spiele. Das ist ganz anders, als eine komplett neue Figur zu schaffen. Was manchmal auch Spaß macht, aber manchmal ist es fürs Publikum nur nervig. Beim Schauspielen zuzuschauen, kann manchmal wirklich nerven. Wenn ich mir zusehe, wie ich mich übermäßig bemühe, ist das nicht besonders schön.
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Jason Bateman
Ricore: Kristen, Sie haben viele komische Rollen in TV-Serien gespielt. Diese Serien haben eine eingefleischte Fangemeinde. Wie gehen Sie mit diesen Fans um, wenn Sie sie treffen?

Bell: Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ich habe. Ich werde oft gefragt, warum ich so viele Genre-Jobs angenommen habe. Dabei habe ich einfach nach gutem Material gesucht. Daraus sind zufällig ähnliche Sachen wie "Veronica Mars" geworden. Aber ich bin lieber in einer Serie, die weniger Zuschauer hat, die die Serie toll finden, als in einer Serie, die ganz Amerika sehen will, nur weil es alle tun. Ich bin dankbar für diese Hardcore-Fans. Sie sind die treusten und engagiertesten, aber auch die klügsten, wie ich finde. Es ist seltsam, darüber nachzudenken, wenn man einen Fan trifft, der nicht einfach nur sagt, dass er einen als Schauspieler gut findet. Sondern wenn es jemand ist, der "Veronica Mars" anschaut und von der Rolle berührt ist. Dem vielleicht die Worte, die man sagt, selbst etwas bedeuten. Ein Mädchen fängt vielleicht an zu weinen. Das ist sehr intensiv und anrührend und man kann glücklich sein, Bedeutung im Leben eines anderen Menschen zu haben.

Ricore: Glauben Sie, dass es mit Ihrem TV-Background schwieriger ist, gute Filmrollen zu kriegen?

Bell: Ich glaube eher, dass ich die Rollen bisher gerade wegen meines TV-Backgrounds bekommen habe. Das war für mich der Start, um Leute aus der Branche kennen zu lernen. In meinem Kopf sind Film und TV nicht getrennt, wie vielleicht bei vielen anderen. Ich mag keins lieber, als das andere. Ich mag einfach gute Arbeit. Im Moment mache ich mehr Film. Ich springe ein bisschen von Rolle zu Rolle, um mehr Abwechslung zu haben. Aber ich habe absolut nichts dagegen, in Zukunft wieder TV zu machen.

Ricore: Sie sind auch als Produzentin an "Queen of Babbel" beteiligt.

Bell: Das hat wohl jemand auf IMDB veröffentlicht, bevor es überhaupt spruchreif war. Wir stecken in den Verhandlungen, aber das Projekt liegt noch in sehr weiter Ferne. Vielleicht fünf Jahre weg. Aber ja, wenn es dazu kommt und wir die Rechte daran kriegen, werde ich es produzieren. Aber bevor ich das mache, brauche ich noch mehr Fachwissen.
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Kristen Bell und Jason Bateman genießen ihren All-Inclusive-Urlaub auf Bora Bora
Ricore: Jason, mit Ihnen ist es ja ähnlich. Sie haben TV-Serien und große Blockbuster gemacht. Gibt es Unterschiede oder macht beides Spaß?

Bateman: Beim Fernsehen ist das Tempo schneller, weil man jeden Tag mehr Szenen drehen muss, als beim Film. Das ist der größte Unterschied. Bei Action-Filmen dauert es oft einen Monat, um eine halbe Seite zu filmen, wenn es eine große Action-Sequenz ist. Wie Kristin suche ich auch immer nach Abwechslung. Wenn man das Glück hat, in unterschiedlichen Filmen mitspielen zu können, dann macht man das als Schauspieler.

Ricore: Sehen Sie sich selber gerne als kleiner Junge im Fernsehen an?

Bateman: Das kann manchmal ziemlich weh tun (lacht). Für einen Moment ist es lustig, aber letzten Endes ist es schrecklich.

Bell: Ich glaube wir wissen alle, dass er seinen Höhepunkt als "Teen Wolf" hatte...

Bateman: Ja, seitdem ging es bergab... Ich warte auf die Landung.

Ricore: Kristen, wie war es für Sie mit Vince zu arbeiten?

Bell: Es war toll. Er ist wirklich der Beste in dem, was er tut. Es macht einen manchmal ganz wirr ihn bei der Arbeit zu beobachten, weil er so schnell ist. Es gibt einige Szene, wo man sich zurücklehnen kann, und ihm einfach nur zuschaut. Man ist einfach überwältigt, wie viele Ideen er hat. Er weiß einfach, was das Publikum lustig findet. Er macht Filme für jedermann, für normale Menschen. Von jemandem mit so viel Talent und Einfluss ermutigt zu werden, war für mich sehr schmeichelhaft. Es war großartig mit ihm zu arbeiten.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 4. November 2009
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Jason Bateman wird als Sohn des ebenfalls in der Filmbranche tätigen Kent Bateman geboren. Bereits mit zwölf Jahren ergattert er sich sein erstes Schauspielengagement in "Unsere kleine Farm". Im Kino fällt der Mime oft an der Seite bekannter Stars durch sympathische Nebenrollen auf. So verguckt er sich etwa in Ellen Page als schwangere "Juno" oder verhilft dem notorisch miesgelaunten Will Smith in "Hancock" zu einem neuen Image. Arrested Development". Die Fernsehserie beschert ihm 2005 einen..
Nach der Schauspielausbildung in New York und Rollen in mehreren Broadway-Musicals wird Kristen Bell 2004 mit der Fernsehserie "Veronica Mars" bekannt. Obwohl sie selbst schon über zwanzig ist, spielt sie eine 17-jährige Detektivin. Nach weiteren TV-Auftritten wechselt sie auf die Leinwand und spielt in diversen Teenie-Filmen mit. Privat setzt sich die Vegetarierin für den Tierschutz ein und wird 2006 von der Organisation PETA zum "World's Sexiest Vegetarian" gewählt.
All inclusive (Kinofilm)
Auf der Trauminsel Bora Bora wollen drei Pärchen ihren wohlverdienten und langersehnten Urlaub genießen. Das vierte Pärchen braucht jedoch die Beratung des Eheberaters und esoterischen Obergurus Marcel (Jean Reno). So müssen auch die anderen in den sauren Apfel beißen und sich den Gruppentherapiesitzungen unterwerfen. "All inclusive" beginnt charmant, witzig und für Hollywoodverhältnisse überraschend. Doch leider verliert der Film mit zunehmender Dauer stark an Fahrt.
2024