Ricore Text: Gehörten Filme wie "Cool Runnings" zu ihren Vorbildern?

Taika Waititi: Bis zu einem gewissen Punkt schon. Es ist immer noch ein guter Film, aber letztlich der Film eines weißen Amerikaners über Jamaikaner. Ich wünschte mir, dass er von jemand inszeniert worden wäre, der sich wirklich für Jamaika interessiert hätte.

Ricore Text: Sie mussten nachdrehen, weil Schauspieler Armie Hammer mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert und aus dem Film geschnitten wurde. Inwieweit hat die Neubesetzung den Film verändert?

Taika Waititi: Die Rolle war ursprünglich sehr viel kleiner, der Film hat durch den Nachdreh eine weitere Facette gewonnen. Ich will Armie auch nicht verurteilen, das passiert heute viel zu schnell. Ihm gebührt meine Anerkennung, wie er mit den Vorwürfen umgegangen ist.

Ricore Text: Ist die Rücksichtnahme auf solche Vorwürfe der Preis für die Karriere in Hollywood?

Taika Waititi: Ich begann meine Karriere vor 20 Jahren und natürlich spüre ich nach acht erfolgreichen Filmen einen gewissen Druck. Die Leute erwarten, dass man weitermacht und sich nicht wiederholt. Aber ich kenne meine Möglichkeiten, ich kann nicht jeden Film abliefern. Ich möchte mein Glück nicht herausfordern und Angebote annehmen, die mich inhaltlich nicht herausfordern. Für mich bleibt wichtig, interessante Geschichten zu erzählen. Aber wenn die Zuschauer sie nicht länger mögen, fällt es mir auch nicht schwer, den Beruf an den Nagel zu hängen und eine andere Richtung einzuschlagen.

Ricore Text: Darüber sinnieren Sie auch bei Ihren Online Auftritten.

Taika Waititi: Dort lass ich meinen Gefühlen freien Lauf. Ich greife auch gerne Menschen an, die bestimmte Meinungen im Brustton der Überzeugung vertreten. Das ist die beste Zeit des Tages. Wenn sie richtig frustriert sind, bin ich glücklich.

Ricore Text: Danke für das Gespräch.