20th Century Fox
Produzent Jon Landau
Im Vordergrund die Geschichte
Interview: Jon Landau ist Visionär
US-Filmproduzent Jon Landau bewies in der Vergangenheit ein sicheres Gespür für erfolgreiche Stoffe. Er zeichnet sich unter anderem für Kinoerfolge wie "Titanic" oder "Solaris" verantwortlich. Zusammen mit Regisseur James Cameron hat er "Avatar - Aufbruch nach Pandora" auf die Beine gestellt, ein Werk, auf das die Kinowelt seit Jahren gewartet hat. Mit uns spricht der Produzent über neue Bildbearbeitungsmöglichkeiten, Zukunftsvisionen und prominente Nachahmer.
erschienen am 15. 12. 2009
20th Century Fox
Produzent Jon Landau überlässt lieber seinem Freund James Cameron das Reden
Ricore: Wann kamen Sie mit "Avatar - Aufbruch nach Pandora" erstmals in Kontakt?

Jon Landau: Seit dem ersten Tag, vor ungefähr 15 Jahren. James Cameron hat das Buch vor unseren Dreharbeiten zu "Titanic" geschrieben. Das war zu einer Zeit in der wir wussten, dass wir das Projekt technisch noch nicht umsetzen können.

Ricore: Wie hat Sie James Cameron von dem Projekt begeistert?

Landau: Er hat seine Vision aufgeschrieben, ich habe sie gelesen und war begeistert. Sein Fokus lag zuallererst auf der Geschichte, die optische Ausgestaltung folgte erst später.

Ricore: Wann wussten Sie das die Zeit reif ist "Avatar - Aufbruch nach Pandora" zu realisieren?

Landau: Es waren ein paar Punkte die zusammenkamen. Wir haben eine Sequenz für ein anderes Projekt getestet und konnten es technisch fantastisch umsetzen. Dann sahen wir, was Peter Jackson in der "Herr der Ringe"-Trilogie visuell umgesetzt hat und waren beeindruckt. Zudem merkten wir, dass die technischen Vorrausetzungen endlich gegeben waren, das Projekt durchzuziehen.

Ricore: Was unterscheidet "Avatar - Aufbruch nach Pandora" von anderen Filmen?

Landau: Nicht nur die Technik unterscheidet sich, sondern vor allem die Philosophie die dahinter steht. Es gibt keine menschlichen Charaktere die mithilfe von CGI-Technologie dargestellt werden, nur bei den Kreaturen haben wir diese Form der Darstellung angewendet. Die Schauspieler mussten sich nicht erst mithilfe der Maske in Kreaturen verwandeln, sondern das hat die Technik erledigt. Diese Technologie macht den Kern der Darbietung erst sichtbar.
20th Century Fox
Produzent Jon Landau mit seinem Team James Cameron und Sigourney Weaver
Ricore: Lenkt soviel Technik nicht vom Wesentlichen ab?

Landau: Die Zuschauer sollen sich mit der Geschichte beschäftigen und nicht mit der Technologie, die dahinter steht. Es gibt überdies ein Behind the Scene Special zu "Avatar - Aufbruch nach Pandora" für die Interessierten. Was die Schauspieler eingespielt haben wurde nicht mithilfe der Technik verändert, sondern nur verstärkt.

Ricore: Wie muss man sich das vorstellen?

Landau: Die Gesichter haben wir mit einer speziellen Kamera gefilmt und hinterher bearbeitet. Die Schauspieler hatten zudem reflektierende Markierungspunkte an ihrem Körper, die Aufschluss über ihre anatomischen Bewegungsabläufe gaben. Durch den Einsatz der virtuellen Kamera konnten wir die Schauspieler als CGI-Charaktere einfangen. Das Ganze hat Ähnlichkeit mit einem Videogame.

Ricore: Ist das die Zukunft des Films?

Landau: Schwer zu sagen, auf jeden Fall ist "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ein Türöffner diesbezüglich. Jeder Regisseur hat seine eigenen Vorstellungen. Peter Jackson und Steven Spielberg kamen zu uns ans Set. Spielberg beispielsweise wird die Technologie für "Tim und Struppi - Das Geheimnis der "Einhorn"" nutzen. 3D ist die Zukunft, aber nicht nur im Film sondern auch in unserem täglichen Leben, denn wir nehmen unsere Umwelt dreidimensional wahr. Egal ob Computerbildschirm oder Handy, alles wird in Zukunft mit 3D-Technologie ausgerüstet sein.

Ricore: Ist es ein großer Unterschied, in 3D zu drehen?

Landau: Im Grunde nicht. Wir haben den Film zunächst zweidimensional gedreht und geschnitten. James hat das erste Mal in "Terminator 2 - 3D" mit der Technologie gearbeitet. Er liebte das Ergebnis, hasste jedoch den Arbeitsprozess. Die Kamera ist groß und schwer, es war ein Problem den Schauspielern damit zu folgen. Das System musste unbedingt flexibler und einfacher in der Handhabung werden. Genau das hat James mithilfe der Industrie hinbekommen. Die Kameras arbeiten mittlerweile wie ein menschliches Auge.
20th Century Fox
Avatar - Aufbruch nach Pandora
Ricore: Welches Gefühl haben Sie bei dem Gedanken, dass Ihr langjähriges Arbeitsprojekt demnächst in den Kinos zu sehen sein wird?

Landau: Ich bin sehr gespannt, denn wir machen Filme um sie mit anderen zu teilen. Die Reaktion auf einen Film im Kinosaal ist das Wichtigste in diesem Geschäft und bringt mir persönlich am meisten Spaß.

Ricore: Sind Sie nervös?

Landau: Immer wenn man nicht nervös ist, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass es einen nicht interessiert. Mein Anliegen ist es Menschen zu unterhalten und ihnen Freude bringen. Natürlich bin ich nervös.

Ricore: Auch aufgrund der Technologie ist "Avatar - Aufbruch nach Pandora" ein Film, den man im Kino sehen sollte. Beschädigt das nicht die Absatzmöglichkeiten auf dem DVD-Markt?

Landau: Ich glaube, dass sich die Erwartungen der Zuschauer immer auch danach richten, auf welchem Medium sie sich Filme ansehen. Man darf nicht vergessen, dass die Geschichte immer noch das Wichtigste ist. Letztendlich wollen wir aber die Leute dazu animieren, sich "Avatar - Aufbruch nach Pandora" im Kino anzusehen.

Ricore: Wie lange dauert es sich nach "Avatar - Aufbruch nach Pandora" einem neuen Projekt zu widmen?

Landau: Nicht allzu lange. Demnächst stehen schon wieder einige Projekte an. Beispielsweise wollen wir "Battle Angel" unbedingt realisieren.

Ricore: Herr Landau, vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 15. Dezember 2009
Zum Thema
US-Filmproduzent Jon Landau wird am 23. Juli 1960 in New York geboren. Seine Eltern sind bereits als Filmproduzenten tätig und so kommt Jon früh mit dem Metier in Berührung. Im Jahr 1997 verzeichnet er mit "Titanic" seinen bisher größten Kinokassenerfolg und wird mit einem Oscar ausgezeichnet. Zusammen mit Regisseur James Cameron stellt er zudem die Finanzierung von "Avatar - Aufbruch nach Pandora" auf die Beine.
Bereits in den 1990er Jahren entwickelt James Cameron ("Titanic") die Idee zu einem farbenprächtigen Abenteuerspektakel "Avatar - Aufbruch nach Pandora". Aber erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts sah er die Zeit gekommen, um mit den technischen Möglichkeiten seine Vision von Pandora umzusetzen. Ins Zentrum der Handlung steckt er einen querschnittsgelähmten, von der Welt und dem Leben enttäuschten jungen Mann. Mit seinem Avatar lernt er auf Pandora neue Lebensfreude kennen. Allerdings stürzt ihn..
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