Rapid Eye Movies (REM)
Victim ("Obet", 2022)

Victim

Originaltitel
Obet
Regie
Michal Blasko
Darsteller
Elizaveta Maximová, Alena Mihulová, Gleb Kuchuk, Vita Smachelyuk, Igor Chmela, Viktor Zavadil
Kinostart:
Deutschland, am 06.04.2023 bei Rapid Eye Movies
Genre
Drama
Land
Slowakei, Tschechische Republik, Deutschland
Jahr
2022
FSK
ab 12 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Extras: Originalfassung mit dt. Untertiteln und teilsynchronisierte Fassung
Drama über Rassismus gegenüber Roma in Osteuropa
Der Bus steht nach einem Unfall auf der Autobahn still, doch Irina (Vita Smachelyuk) will so schnell es geht aus der Ukraine nach Tschechien. So fährt sie per Anhalter weiter. In einer Kleinstadt bittet sie vergeblich um Asyl. Trotzdem bleibt sie mit ihrem 16-jährigen Sohn Igor (Gleb Kuchuk) weiter in der Plattenwohnung. Eines Nachts wird Igor halbtot aufgefunden. Schnell verbreitet sich die Theorie, er sei zusammengeschlagen worden. Für Irina ist klar, der Täter muss der Roma aus der Wohnung über ihr gewesen sein.

Als Igor aus dem Koma erwacht, gesteht er sofort, dass er gefallen sei. Doch die Entwicklung, die der Überfall ausgelöst hat, kann er nicht stoppen. Rechte Kräfte, aber auch Polizei, Presse und Stadtoberen, die an den tief sitzenden Rassismus in der tschechischen Bevölkerung gegen die Minderheit anknüpfen, haben Mutter und Sohn längst vereinnahmt. Nur zaghaft versucht Irina zu widersprechen. Letztlich ist ihr und ihrem Sohn die Staatsbürgerschaft Tschechiens wichtiger als die Wahrheit.
Mit seinem durchdachten Drama packt Michal Blaško ein heißes Eisen an: Die Ressentiments gegenüber Roma, die in ganz Ost- und Südosteuropa die Haltung der Mehrheit der Bevölkerung bestimmt. Die Menschen geben sich westlich orientiert und den Menschenrechten verpflichtet, doch die Schicht der Zivilisation ist sehr dünn und bricht, wenn es um den eigenen Vorteil geht.

Dass der Slowake die Handlung ins Nachbarland verlegt, wirkt allerdings befremdlich. Der Betrachter mag dies als Anspielung darauf sehen, dass das Phänomen der Ausgrenzung von Sinti und Roma in ganz Europa nicht gelöst ist. Doch das wäre auch jedem klar, wenn die Geschichte in einer slowakischen Kleinstadt angesiedelt wäre. Die Wahl des Ortes wirkt eher wie ein Wegschieben des Phänomens und das Zeigen mit dem Finger auf andere.

Trotz dieser kleinen Einschränkung ist Michal Blaškos Debütfilm sehenswert. Er überzeugt mit der realistischen Schilderung der Eskalationsspirale in der Öffentlichkeit, die durch die Falschmeldung ausgelöst wird. Der Einzelne ist in ihr gefangen. Denn nicht jeder ist ein Held. Diese Qualitäten brachten dem Drama eine Einladung in die Reihe Orizzonti des Festivals von Venedig und zum Festival von Toronto einbrachte. Außerdem geht der Film für die Slovakei ins Rennen um den Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Drama über Ressentiments gegenüber Roma und Sinti in Ost- und Südosteuropa.
 
Michal Blaško ein aktuelles Thema an: Den Hass gegen Minderheiten in Osteuropa.
Pluto Film, Rapid Eye Movies (REM)
Victim ("Obet", 2022)
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