Ricore

Rhino

Originaltitel
Nosorih
Alternativ
Nosorig
Regie
Oleg Sentsov
Darsteller
Serhii Filimonov, Evhen Chernykov, Yevhen Grygoriev, Alina Zievakova, Mariia Shtofa, Irina Mak
Kinostart:
Deutschland, am 03.11.2022 bei
Genre
Drama
Land
Ukraine, Deutschland, Polen
Jahr
2021
Länge
101 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
5,0 (Filmreporter)
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Düsteres, gewalttätiges Bild der Ukraine
Nach seiner Entlassung aus dem Knast steht Rhino (Serhii Filimonov) vor den Trümmern seines Lebens. Seine Frau setzt ihn vor die Tür, seinen Sohn darf er nicht länger sehen. Da es in der Ukraine der 1990er Jahre keine Jobs gibt, folgt er weiter seiner kriminellen Karriere. Bald avanciert er zum Anführer eines gewalttätigen, berüchtigten Schlägertrupps. Sie werden für jeden tätig wird, der bezahlt. Doch letztlich ist Rhino nur ein kleines Rädchen im Getriebe und wird selbst zum Opfer. Der Versuch auszusteigen misslingt, auch weil die Polizei Teil des mafiaähnlichen Syndikats ist, die das Land fest im Griff hat.
"Rhino" ist der zweite Spielfilm des ukrainischen Filmemachers Oleg Sentsov. Vorbild für die Geschichte ist das Schicksal eines Freundes des Filmemachers. Als der Regisseur 2014 von russischen Truppen auf der Krim verhaftet wird, stoppen die Arbeiten an dem Projekt. Erst nach seiner Befreiung auch auf Grund internationaler Proteste im Jahre 2019 wird der Film fertiggestellt. Nach der Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig wird das Drama auf etlichen Festivals weltweit eingeladen - doch ausgerechnet das Ukrainische Filmfestival in Berlin verzichtet auf den Film.

Die Gründe liegen wohl auf der Hand. Zum einen zeichnet das Drama ein düsteres, gewalttätiges Bild des von Kriminalität, Hoffnungslosigkeit und Korruption gezeichneten Landes. Was umgehend zur Frage führt, was sich in dem Land bislang verändert hat und was diese Zeit der Ohnmacht des Staates in den Köpfen der Menschen hinterlassen hat.

Zum anderen möchte man wohl vermeiden, dass das Scheinwerferlicht auf den Festivals in Batumi und Stockholm für seine Leistung ausgezeichneten Serhii Filimonov gerichtet wird. Denn der spielt sich wohl weitgehend selbst: Der Neonazi und Hooligan ist 2016 Chef des Kiewer Verbands des Asow-Partei Nationalkorps und 2018 einer der Anführer beim Überfall auf ein Roma-Camp.

Nun ist der Regisseur sicher nicht für das politische Engagement seines Hauptdarstellers in Sippenhaft zu nehmen, aber es mutet schon merkwürdig an, dass die Förderentscheider des Medienboards Berlin-Brandenburg das Konzept so genehmigten. Denn es ist schade, dass sie sich der Brisanz nicht bewusst waren. Inhaltlich und künstlerisch ist "Rhino" trotz einiger roher Gewaltdarstellungen ein sehenswerter Film, der nachdenklich stimmt und zum Verständnis von uns unverständlichen gesellschaftlichen Phänomenen in der Ukraine beiträgt.
2024