Gehen und Bleiben

Auch Peter Kurth ist in Mecklenburg aufgewachsen und von der Landschaft geprägt. Er zitiert die Worte des Schriftstellers Uwe Johnson in Volker Koepps Annäherung an dessen Persönlichkeit. Der Regisseur sucht die Orte von Johnsons Kindheit und Jugend auf, das Elternhaus und die Schule. Er spricht mit Menschen, die heute dort wohnen und ihn kannten. Heinz Lehmbäcker geht mit Uwe Johnson in Güstrow zur Schule. Koepp findet Menschen, die als Studenten der Germanistik lange nicht wissen, ob der verehrte und in der DDR nicht wohl gelittene Schriftsteller aus der Gegend kommt wie die Romanautorin Judith Zander. Noch heute sprechen viele Mecklenburger seinen Nachnamen englisch aus.

Zum Kompass der Spurensuche werden dabei die Verweise auf die deutsche Geschichte in Johnsons "Jahrestage", auf Krieg, Nachkriegswirren, die ersten Jahre der DDR und die zentrale Frage, die Johnsons Generation in der DDR prägt. Gehen oder Bleiben. Ein Bauer erzählt, warum er für sich die Frage eines möglichen Wechsels in den anderen deutschen Staat anders beantwortet hat, als der Intellektuelle Johnson.

Koepps Film bietet die gewohnt ruhige Spurensuche, die seine Werk immer auszeichnete. Die Kamera schwelgt in den bizarren Landschaften der Mecklenburger Seenplatte und der Ostseeküste zu verschiedenen Jahreszeiten. Der Wechsel zwischen Landschaftsaufnahmen und langen Interviewpassagen bestimmt den Rhythmus des Films. Die unkommentierten Bilder der Landschaft geben dem Zuschauer Zeit und Maße, das Gehörte aus den Interviews und die Textzitate aus Johnsons Werk einzuordnen und sich selbst auf die Stimmung im Nordosten Deutschlands einzulassen.