Wild Bunch Germany
Der Junge und der Reiher ("Kimitachi wa dô ikiru ka", 2023)

Der Junge und der Reiher

Originaltitel
Kimitachi wa dô ikiru ka
Alternativ
The Boy and the Heron (intern. Titel)
Regie
Hayao Miyazaki
Darsteller
Soma Santoki, Masaki Suda, Takuya Kimura, Aimyon, Kou Shibasaki, Yoshino Kimura
Kinostart:
Deutschland, am 04.01.2024 bei Wild Bunch
Kinostart:
Schweiz, am 23.11.2023 bei Frenetic Films
Genre
Animation/Trickfilm
Land
Japan
Jahr
2023
FSK
ab 12 Jahren
Länge
124 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Visuell anspruchsvoller Anime voller Ideen
Im Jahre 1943 zieht der zwölfjährige Mahito von Tokio aufs Land. Sein Vater hat dort Natsuko, geheiratet, die Schwester seiner bei einem Luftangriff getöteten Frau. Mahito mag sich nicht mit der Fremden und den neuen Mitschülern anfreunden, er zieht sich in sich und die Umgebung des Hauses zurück. Dort stößt er auf einen alten Turm, der von einem Ahnen gebaut wurde, und einen merkwürdigen Graureiher, der sich bald als Mann im Kostüm entpuppt. Der macht dem Jungen weiß, dass seine schmerzlich vermisste Mutter noch in dem Turm lebe.

Nachdem auch Natsuko verschwindet, überwindet Mahito die eigenen Ängste und betritt den Turm auf der Suche nach den beiden. Er findet sich in einer magischen Welt wieder. Nachdem er mehrere Abenteuer bestanden hat, trifft er auf Himi, dem jüngeren Selbst seiner Mutter, Natsuko und seinen Großonkel, den Herrscher über einen magischen Stein.
Nach den Arbeiten an "Wie der Wind sich hebt" kündigt der 1941 geborene Regisseur Hayao Miyazaki ("Das Schloss im Himmel") an, dass er sich zur Ruhe setzen werde. Dem Entschluss aus dem Jahre 2013 wird der Altmeister, dessen Studio Ghibli längst eine Marke ist, mit diesem poetisch-märchenhaften 2D-Zeichentrickfilm nach dem gleichnamigen Jugendroman von Genzaburô Yoshino untreu.

Der Roman gehörte zur Lieblingslektüre des Regisseurs während seiner Kindheit und Jugend. Im September 2023 feiert der von visuellen Ideen und philosophisch-spirituellen Denkanstößen strotzende Film, der eher für ein älteres Publikum zugeschnitten ist, auf dem Toronto International Film Festival seine internationale Premiere.

Die Erinnerung an die Schrecken des 2. Weltkrieges finden sich in vielen Filmen des Regisseurs. In seinem Protagonisten Mahito finden sich Gefühle wie Verlustangst und Furcht vor dem eigenen Tod, die Miyazaki in seiner frühen Kindheit prägen. Immer wieder setzt er sich auch mit der Rolle der Frau zwischen Tradition und Moderne auseinander. Auch in diesem Film schimmert dies durch.

Vor allem bleibt er einem weiteren Roten Faden in seinem Oeuvre treu, dem Eintauchen ins Unterbewusste und ins Reich der Träume. Er schickt Mahito auf eine Reise in eine phantastische, in gedeckteren Farben gehaltene Welt zwischen Himmel und Hölle, die bevölkert ist mit seltsamen Gestalten und geliebten Verwandten. Die Bezüge zum Märchen- und Sagenschatz der Welt sind ebenso unübersehbar wie die Anknüpfungspunkte an die Vorstellungen von Zwischenwelten und vom Jenseits in verschiedenen Religionen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
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Der Junge und der Reiher ("Kimitachi wa dô ikiru ka", 2023)
2024