Piffl Medien
The Green Border ("Zielona granica", 2023)

The Green Border

Originaltitel
Zielona granica
Regie
Agnieska Holland
Darsteller
Jalal Altawil, Maja Ostaszewska, Behi Djanati Atai, Tomasz Wlosok, Al Rashi Mohamad, Dalia Naous
Kinostart:
Deutschland, am 01.02.2024 bei Piffl Medien
Kinostart:
Österreich, am 02.02.2024 bei Panda Lichtspiele Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 22.02.2024 bei trigon-film
Genre
Drama
Land
Polen, USA, Frankreich, Tschechische Republik, Belgien, Deutschland, Türkei
Jahr
2023
FSK
ab 12 Jahren
Länge
147 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Agnieska Hollands Beitrag zur Flüchtlingskrise
Im November 2021 ist die Stimmung unter den Flüchtlingen aus aller Welt auf dem Flug nach Minsk noch gelassen. Unter ihnen ist ein Paar aus Syrien mit zwei Kindern, die zu Verwandten in Schweden wollen. Eine Afghanin, deren Bruder für die polnischen Soldaten dolmetschte und der längst in Kanada ist, gehört auch dazu.

Ihnen wurde versprochen, dass sie problemlos von Belarus nach Polen und damit in die EU gelangen können. Doch aus dem Traum wird ein Alptraum. Immer wieder schicken sie rücksichtslose belarussische Soldaten über die notdürftig geschützte Grenze, immer wieder werden sie von den Polen zurückgeschickt. Es gibt nur wenige Polen, die bereit sind, eine lange Haftstrafe zu riskieren, um den Flüchtlingen zu helfen.
Agnieska Hollands in mehrere Kapitel gegliederte Film folgt dem Schicksal der Geflüchteten. Dabei verlagert er immer wieder den Fokus, um die Motivation der polnischen Aktivisten zu beleuchten und einem Soldaten zu folgen, der das Tun an der Grenze hinterfragt. Wenn Offiziere der polnischen Armee von den Flüchtenden als Tiere sprechen, hat dies seit dem verbalen Ausfall des israelischen Verteidigungsministers nach dem bestialischen Angriffs der Hamas-Terroristen auf Israel einen bitteren Beigeschmack. Ultrarechte nutzen offensichtlich weltweit ähnliche Begrifflichkeiten, um Menschen ihr Menschsein abzusprechen. Antisemitismus ist Holland fremd. Das beweisen ihre Filme und öffentlichen Äußerungen.

Die Bilder von den Auseinandersetzungen an der Grenze gehen damals um die Welt. Der semidokumentarische Stil des Films knüpft an sie an. Doch die Regisseurin interessiert wie in all ihren Filmen das Schicksal der Menschen hinter den Schlagzeilen, die ungewollt Opfer der Weltgeschichte werden. Es ist klar, wem ihre Sympathien gehören. Wobei sie auch jene heute in Polen vergessenen Menschen ehrt, die damals helfen.

Nach der Uraufführung des multiperspektivischen Dramas bei den Filmfestspielen von Venedig, wo der Film unter anderem mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wird, gerät er in Polen in die Auseinandersetzungen im Wahlkampf. Führende Politiker der Regierungspartei PIS werfen Holland antipolnische Propaganda vor.

Engagiert sind Hollands Filme, sie sind auch immer aus einer klaren Haltung heraus konzipiert. Doch sie sind viel zu vielschichtig und dramaturgisch komplex für Agitation. Holland schildert kein polnisches Phänomen. Ähnliche Bilder kennen die Zuschauer von allen Außenlandgrenzen der EU in den vergangenen Jahren. Die grünen Grenzen wurden längst von hohen Zäunen ersetzt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Piffl Medien, Agata Kubis
The Green Border ("Zielona granica", 2023)
2024