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Bonnard, Pierre et Marthe

Originaltitel
Bonnard, Pierre et Marthe
Alternativ
Bonnard: Pierre et Marthe
Regie
Martin Provost
Darsteller
Cécile de France, Vincent Macaigne, Stacy Martin, Anouk Grinberg, André Marcon, Hélène Alexandridis
Kinostart:
Deutschland, bei Prokino Filmverleih
Genre
Romanze, Biographie
Land
Frankreich, Belgien
Jahr
2023
Länge
122 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Grandiose Cécile de France als Künstlermuse
Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) spricht 1893 auf der Suche nach einem Model die Fabrikarbeiterin Marthe (Cécile de France) an. Keck und neugierig folgt die junge Frau ihm in sein Atelier, nach kurzem Zögern entblößt sie auf seine Bitte auch die Brüste. Am Abend landen die beiden schließlich im Bett.

Aus der Liebelei werden mehrere Jahrzehnte, in denen sie an seiner Seite bleibt. Sie ist die Muse und Model, die auf jedem Dritten seiner Bilder zu sehen ist. Vernissagen meidet Marthe, um dem empörten Geflüster über ihre Freizügigkeit auf den erotisch aufgeladenen Gemälden zu entgehen. Sie bleibt seine Frau, obwohl er keine Kinder will und später andere Frauen ihren Platz vor der Leinwand und in seinem Bett einnehmen.

Marthes Entscheidung für den vermögenden Künstler und das Leben in der Boheme von Paris hat mit der Entfremdung von ihrer Familie, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, auch einen Preis, den sie gerne zahlt.

Marthe verteidigt still und ohne viel Worte den Platz an der Seite des Malers. Eifersucht scheint ihr fremd zu sein. Doch dann taucht die Kunststudentin Renee (Stacy Martin) auf und bringt das fragile Gleichgewicht ins Wanken.
Mit ihrer grandiosen Performance prägt Cécile de France den Film über die private, bürgerliche Routine des Lebens eines Künstlers, der mit anderen heute weltweit bekannten Malern antritt, die Kunst zu revolutionieren. Vincent Macaigne kommt dagegen nie aus der Pose des verträumten, nur für seine Passion lebenden Malers hinaus, der immer ihre Anerkennung sucht.

In seinem siebten Spielfilm, der bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 in einer Nebenreihe uraufgeführt wurde, knüpft Martin Provost an seine erfolgreiche Künstlerinnenbiografie "Séraphine" aus dem Jahr 2008 an. Im Zentrum des Biopics, das dem Paar über mehr als 50 Jahre in vier Etappen – Ihr Kennenlernen, 1914, 1918 und Mathes Todesjahr - folgt, stehen die verschiedenen Phasen der Beziehung, der Alltag und vor allem die Gefühle von Marthe. Was bei der Filmografie des Regisseurs nicht verwundert. Er gilt als Meister bei der Schilderung der inneren Gefühle seiner Protagonistinnen, was er hier abermals beweist.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024