Union - Die Besten aller Tage

Regisseurin Annekatrin Hendel gibt sich keine Mühe, ihre Ahnungslosigkeit zum Thema ihres Films zu verbergen. Das könnte durchaus Charme haben, geht in diesem Fall aber völlig nach hintern los. Sie legt einen nicht mal an der Oberfläche kratzenden Werbe-Film mit Blick hinter die Kulissen der Geschäftsstelle vor, der mit wenigen Spielszenen garniert ist. Das Fehlen entscheidender Tore mag den fehlenden Rechten an den Bildern geschuldet sein, dieser Fakt wird aber niemals elegant aufgenommen.

Es ist nur ein Film für Fans und Insider, vieles hängt thematisch einfach zu sehr in der Luft. Warum waren zum Beispiel die Ultras unter den Union-Zuschauern zwei Jahre von den Spielen ausgeschlossen? Irgendwann spielt der Verein dann mal gegen einen Gegner aus Belgien - ob nun Anderlecht, Brügge oder ein anderer Klub wird dem Zuschauer nicht mitgeteilt. Dazu kommen handwerkliche Fehler. Ein Tor wird im Off anmoderiert, es folgt kein Bild. Oder es wird im Off von den technischen Fähigkeiten der Spieler geschwärmt - im Bild ist aber der Gegner zu sehen.

Vor allem fehlt jegliches Hinterfragen des Underdog-Mythos, den Union und insbesondere die Fans gern pflegen. Ist Union wirklich noch der Klub aus dem Osten, der sich gegen alle Widerstände behauptet? Auffallend viele Westberliner und Zugereiste sind längst Dauerkartenbesitzer. Und ist Union nicht längst ein Bundesligaverein wie die meisten anderen auch, der seine Spieler aus aller Welt auf dem Markt möglichst günstig einkauft und mit Gewinn weiterverkauft?

Von den Fußballern, die den Aufstieg in die 1. Bundesliga schafften, ist im Mai 2023 kaum noch einer dabei. Der Erfolg frisst seine Macher. Ein Gespräch mit Urs Fischer, dem Trainer und Vater des Erfolgs, wäre dazu sicher erkenntnisreich gewesen.