2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

Originaltitel
2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß
Regie
Malte Ludin
Kinostart:
Deutschland, am 07.04.2005 bei Central Film
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2004
FSK
ab 12 Jahren
Länge
85 min.
IMDB
IMDB
Homepage
http://www.2oder3dinge.de/
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
9,0 (5 User)
Am 9. Dezember 1947 wird Hanns Elard Ludin in Bratislava als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt und hingerichtet. Er ist überzeugter Nationalsozialist und diente dem 3. Reich als SA-Führer. Seit 1941 ist Ludin "Gesandter und Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches" für die besetzte Slowakei. Im Namen des deutschen Reiches führt er in Bratislava zahlreiche Deportationen slowakischer Juden durch. Sein jüngster Sohn Malte hat seinen Vater kaum erlebt. Fünf Jahre nach seiner Geburt wurde sein Vater als Kriegsverbrecher verurteilt und hingerichtet. Nach seinem Tod hat sich innerhalb der Familie ein Schweigegelübde um den Vater und seine Vergangenheit aufgebaut. Dieses gilt bis heute. Malte versucht die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Er dokumentiert filmisch den emotionalen Konflikt der einzelnen Familienmitglieds: Alle liebten den Vater, den Ehemann, den Onkel. Alle wussten aber auch, dass er ein Mörder war. Wie geht die Familie mit dieser Erkenntnis um?
"Dies ist die Geschichte meines Vaters, eines Kriegsverbrechers, meiner Mutter, meiner Geschwister, Nichten und Neffen. Eine typisch deutsche Geschichte", so umreißt Malte Ludin die Thematik seines Filmes. Das typische sieht er in dem Schweigen und der Verdrängung über die Beteiligung von Hanns Elard Ludin an den Verbrechen des 3. Reiches. Malte Ludin will mit seiner Dokumentation das Schweigen seiner Familie brechen. Er will mehr als nur zwei oder drei Dinge von seinem Vater erfahren. Sein Film dokumentiert die Stationen von Hanns Ludins letzten Monaten, von der Flucht nach der Niederlage des NS-Regimes bis zur Vollstreckung der Todesstrafe. Zugleich konfrontiert Malte vor laufender Kamera seine Mutter, die drei Schwestern, deren Ehemänner sowie deren Kinder mit seinen Nachforschungen. Während die Schuld und Verstrickung des Vaters an der Vernichtung der Juden sich aus den erhaltenen Dokumenten für Malte erschließt, klammern sich die anderen Familienmitglieder an die fadenscheinige Hoffnung, dass er zwar die Deportationen organisiert habe, aber nicht Handlanger der Verbrechen war. Vor allem seine beiden älteren Schwestern Barbara und Ellen ignorieren die Tatsache, dass ihr Vater ein Massenmörder war. "Das ist Krieg und im Krieg sind wir alle Opfer" kommentieren sie die Machenschaften des Vaters. "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, mit Schuld und dem bitteren Erbe, das der Vater den Kindern hinterlassen hat.
2024