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Ein Fremder auf der Flucht

Ein Fremder auf der Flucht

Originaltitel
Stranger on the Run
Regie
Don Siegel
Darsteller
Kay Scott, Pepe Hern, Rodolfo Acosta, Walter Burke, Madlyn Rhue, Zalman King
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Western, TV-Film
Land
USA
Jahr
1967
FSK
ab 16 Jahren
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Sympathischer Antiheld bekämpft Schurken-Bande
Der Zug hält am kleinen Bahnhof. Neben allerlei Waren wird auch der gealterte Alkoholiker Ben Chamberlain (Henry Fonda) aus dem Wagon "entladen". Wieso er ausgerechnet in die Eisenbahnstadt gekommen ist, ist ihm nicht so wichtig wie ein schnelles Glas Whiskey. Also dient er sich dem örtlichen Saloon-Besitzer an und schleppt für diesen Kisten, bis er sich einen doppelten Drink verdient hat. Später verrät er, dass er Alma Britten (Madlyn Rhue) sucht. Seine Fragen irritieren den örtlichen Sheriff Vince McKay (Michael Parks) und seine Bande von Verbrechern. Der skrupellose Gesetzeshüter will es weit bringen und hat die Bevölkerung der Kleinstadt voll im Griff. Die Situation droht zu eskalieren, denn seine Männer langweilen sich in der heißen staubigen Einöde. Das Nichtstun macht sie bösartig und streitsüchtig. Der einzige, der seinen Verstand bewahrt, ist Revolverheld O.E. Hotchkiss (Dan Duryea). Doch seine Besonnenheit hilft ihm auch nicht, denn Alma wird ermordet aufgefunden und Ben Chamberlain ergreift sofort die Flucht.
Don Siegels Western wurde in gerade 16 Tagen fürs Fernsehen gedreht. Wie in seinem späteren Erfolg "Dirty Harry" (1971) dekonstruiert er eindrucksvoll den Mythos des Western-Helden. Ben Chamberlain ist ein heruntergekommener Alkoholiker, der so ziemlich alles für einen Schluck Whiskey tun würde und doch eine gewisse Faulheit an den Tag legt. Trotz seiner Flucht vor allen Herausforderungen ist er ein Sympathieträger. Auch im Lager der "Bösen" gibt es wohl gesonnenen Helden. Die lockere Anordnung der Figuren in den zwei gegnerischen Lagern ist das große Plus des Drehbuchs. Die Gewalt und die Kettenreaktion, die sie auslöst, steht im Mittelpunkt des Geschehens. In dieser Darstellung findet sich auch die politische Dimension von "Ein Fremder auf der Flucht". Don Siegel konzipierte den Film als Parabel zum Vietnam-Krieg, der 1967 auf den Höhepunkt zusteuerte. Der Regisseur zeichnet ein morbides Psychogram des traumatisierten Helden. In Henry Fonda findet er den perfekten Mann für den Job.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
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Ein Fremder auf der Flucht
2024