Ricore

Rotgoldene Ähren

Originaltitel
Hongse kanbaiyin
Alternativ
Hong se kang bai yin (Schreibweise Originaltitel); The Red Awn (Festivaltitel)
Regie
Shangiun Cai
Darsteller
Huang Lu, Lu Yulai, Yao Anlian
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Drama
Land
China
Jahr
2007
Länge
101 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Chinesisches Vater-Sohn-Drama
Ein Mann (Yao Anlian) kommt nach fünf Jahren Wanderarbeit wieder in sein Heimatdorf. Seine Frau ist gestorben. Der Sohn (Lu Yulai) macht ihm Vorwürfe, dass er nicht einmal zu ihrer Beerdigung gekommen sei. Trotz ihrer Streitigkeiten versuchen beide als Erntearbeiter unterzukommen und ziehen gemeinsam von Feld zu Feld. Auf der beschwerlichen Reise kommen sie einander wieder näher.
Der unversöhnliche Junge, der gegen den Vater rebelliert, und eines Nachts mit einem Messer in der Hand an seinem Bett steht, hat mehr von Hamlet als von James Dean. Was als Generationen-Konflikt beginnt, entpuppt sich bald als aufmerksame Gesellschaftsanalyse. Die riesigen Flächen, die von den beiden Männern mit einem Mähdrescher bearbeitet werden, prahlen mit dem schier unendlichen Potential Chinas. Und doch begegnen Vater und Sohn auf ihrer Reise Menschenhandel, Prostitution und Armut. Nomadisierende Arbeiter schlafen und essen auf den Feldern, urinieren in den Weizen und verdienen nicht mehr Geld, als sie benötigen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Immer wieder brechen sie in den Großstadtmoloch auf und kehren zerschunden zurück. Dieses Schicksal, so versteht der Zuschauer im Laufe der Zeit, hat auch den Vater davon zurückgehalten, zur Beerdigung seiner Frau zu reisen. Regisseur Cai Shangjun inszeniert ein stilles, einfühlsames Drama, das durch die idyllischen Landschaftsaufnahmen viel von der Brutalität des tatsächlichen Elends abmildert. Irgendwann wird man in China aus einem solchen Filmstoff ein optimistisches Road-Movie auf dem Mähdrescher machen. Doch für den Augenblick gilt Bertolt Brechts Devise aus der Dreigroschenoper: "Die Verhältnisse, sie sind nicht so."
André Weikard/Filmreporter.de
2024