F24 Film 2008
9 to 5: Days in Porn

9 to 5: Days in Porn

Originaltitel
9 to 5: Days in Porn
Regie
Jens Hoffmann
Darsteller
John Stagliano, Mark Spiegler, Julie Silver, Mia Rose, Jim Powers, Sharon Mitchell
Kinostart:
Deutschland, am 02.07.2009 bei Zorro Film
Genre
Dokumentarfilm
Land
Deutschland
Jahr
2008
Länge
113 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
0,0 (1 User)
Entblöstes Leben am Rande unserer Gesellschaft
Mit Erwachsenenunterhaltung wird weltweit Milliarden von Dollar verdient, mehr als mit Sportveranstaltungen, Kino, Theater und anderen kulturellen Institutionen zusammen. Das San Fernando Valley in Los Angeles ist das Zentrum der amerikanischen Pornoindustrie. Etwa 200 Filmstudios und Unternehmen der Branche produzieren rund 200 Pornofilme pro Woche. In "Porno Valley" leben annähernd 1.500 Pornodarsteller, etwa 6.000 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Regisseur Jens Hoffmann hat sich für seinen Dokumentarfilm einigen Protagonisten der Branche genähert. Der Zuschauer wird zum Zeuge ihres Alltags. So lernt er die 18-jährige Einsteigerin Sasha Grey kennen, die mit Strategie und einer Mission ihre Pornokarriere plant. Ihr Vorbild ist Hardcore- Darstellerin Belladonna, die mit ihrem Mann inzwischen ihre eigenen Filme produziert und für extrem harte Sexszenen bekannt ist. Belladonna wird auch privat als Ehefrau und Mutter gezeigt. Agent Mark Spiegler lässt seine Klienten auch mal bei sich wohnen und wird von allen "Daddy Spie" genannt. Ebenfalls so Wort kommt Regisseur, Produzent und Darsteller Otto Bauer, Spitzname "Mr. Rough Guy". Er dreht bis zu fünf Szenen am Tag und ist mit Darstellerin Audrey Hollander verheiratet. Hollander ist durch ihren Ehemann im Business gelandet und bekam 2006 den AVN Award, die höchste Auszeichnung der Pornoindustrie. Mit dem Punk Jim Powers begegnet der Zuschauer dem meist-beschäftigten Mann des Valleys und mit John Stagliano, Chef des Porno-Imperiums Evil Angel, einer Legende. Für einen kritischen Blick auf die Pornofilmindustrie sorgt Dr. Sharon Mitchell. Die Ärztin und ehemalige Porno-Darstellerin kümmert sich um die Gesundheitsvorsorge der Darsteller. Neben den Portraits kommen noch auch noch andere, mehr oder weniger berühmte Vertreter der Sex-Industrie zu Wort. Sie alle erzählen ihre Geschichte und geben Auskunft über den Alltag in einem Wirtschaftszweig am Rande der Gesellschaft.
Über anderthalb Jahre hat Filmemacher Jens Hoffmann die Vertreter der Pornobranche im San Fernando Valley begleitet. Entstanden ist ein sensibles Portrait, das nicht darauf verzichtet, explizite Szenen zu zeigen. Die direkte und ungeschönte Art mit der die Protagonisten ihren Berufsalltag und ihr Privatleben zu präsentieren, ermöglicht dem Zuschauer einen tiefen Blick in die Szene. Man folgt gespannt ihrem Tagesverlauf und bekommt eine Branche vorgestellt, in der Erniedrigung zum Alltag gehört. Denn der Dokumentarfilm verklärt die Pornofilmindustrie nicht. Ohne Kommentar werden im Verlauf des Episodenfilms immer kritischere Töne laut. Hervorzuheben ist auch die Kameraarbeit. Die Dokumentation wurde auf 16 mm gedreht und von Videoaufnahmen ergänzt. So ergibt sich eine wohltuende Unterscheidung zu herkömmlichen Pornofilmen, die üblicherweise auf DV gedreht werden. Außerdem gibt Hoffmann, der auch die Kamera geführt hat, seinem Film dadurch einen wertvolleren Look. Die große Anzahl der Protagonisten verwirrt hingegen. Ein paar weniger hätten das Miterleben erleichtert. Dass diese etikettiert wurden - The Rookie, The Idol, The Couple etc. - hilft bei der Orientierung wenig. Dazu kommt, dass die Unterbrechungen durch Zeitangaben nicht motiviert erscheinen. Man kann an zu vielen Merkmalen, wie zum Beispiel der Frisur einer der Protagonistinnen, erkennen, dass Zeitsprünge enthalten sind. Insgesamt gibt "9 to 5: Days in Porn" trotz solcher Fehler einen interessanten und sehr menschlichen Einblick in die Verlockungen und Gefahren der Pornofilmindustrie. Man kann der Dokumentation nur wünschen, dass sie das kritische Publikum nicht abschreckt.
Katharina Gärtner/Filmreporter.de
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