W-film Filmproduktion & Filmverleih
Kid-Thing

Kid-Thing

Originaltitel
Kid-Thing
Regie
David Zellner
Darsteller
David Zellner, Susan Tyrrell, Heather Kafka, Zack Carlson, David Wingo, Nathan Zellner
Kinostart:
Deutschland, am 22.08.2013 bei W-film Filmproduktion & Filmverleih
Genre
Drama
Land
USA
Jahr
2012
FSK
ab 16 Jahren
Länge
83 min.
IMDB
IMDB
Homepage
www.kidthing.wfilm.de
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brillant  10|
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Ein etwas anderer Coming-of-Age-Film
Annie (Sydney Aguirre) lebt mit ihrem Vater (Nathan Zellner) unter ärmlichen Verhältnissen irgendwo im Süden der USA. Da sich der Vater lieber um seine Ziegen kümmert, als um seine heranwachsende Tochter, ist Annie auf sich allein gestellt. Das Mädchen vernachlässigt die Schule und geht lieber auf die Suche nach Abenteuern.

Diese sind in "Kid-Thing" alles andere als in ein romantisches Licht getaucht, sondern haben etwas Monströses an sich. Zu den harmlosesten Streichen Annies gehört noch das Schießen mit einer Farbpistole auf tote Tiere. Gefährlicher wird es, wenn es das Mädchen auf unschuldige Passanten und Autofahrer abgesehen hat, auf die sich seine Aggression richten.
Im Kontrast zur eruptiven, nicht näher erklärten Gewalttätigkeit der Hauptfigur in "Kid-Thing" und in Entsprechung ihrer gleichgültigen Gelassenheit besteht das Independent-Drama vornehmlich aus ausgedehnten, ruhigen Einstellungen. Die Kamera verharrt lange auf den Gesichtern der Protagonisten oder zeigt ihre Aktionen in aller Ausführlichkeit. Die Handlung hat eine radikale Alltäglichkeit und Banalität.

Der Sphäre des Unwirklichen nähert sich die Handlung, wenn Annie im Wald eine Frau trifft, die seit mehreren Wochen in einem Schacht gefangen gehalten wird. Ohne die Frau je zu Gesicht zu bekommen, wird die Frau zur einzigen Gesprächspartnerin des Mädchens. Das Verhältnis zwischen den beiden ist von offener Aggression geprägt. Statt sie zu befreien, versorgt Annie die Frau mit verschiedenen Gegenständen und beschimpft sie mit 'Teufel' und 'dreckige Hexe".

Unwirklich sind diese Szenen insofern, als einiges dafür spricht, dass die Begegnungen im Wald der Fantasie des Mädchens entspringen. Kritiker interpretierten sie als Annies Gewissen, das in einer Welt ohne moralische Eckpfeiler und nach dem eigenen fragwürdigen Verhalten sich plötzlich regen. "Kid-Thing" ist in diesem Sinne der etwas andere Coming-of-Age-Film, er ist eine Studie über das Erwachen des moralischen Bewusstseins bei einem Menschen.

Interessant ist vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass dieses Erwachen ohne Anleitung von Vorbildern geschieht. Annies Vater ist als ethische Leitfigur nicht anwesend, die Schule trägt als Charakter formende Instanz auch keine Früchte. Die erkenntnistheoretische Schlussfolgerung, die daraus resultiert: das moralische Bewusstsein - und in einem weiteren Sinne Gott - ist nicht erlernbar, sie ist dem Menschen immanent.

"Kid-Thing" ist der vierte Spielfilm des texanischen Regisseurs und Drehbuchautors David Zellner. Gemeinsam mit seinem Bruder Nathan, der in seinem Werk als Produzent und Schauspieler fungiert, dreht er zahlreiche Kurz- und Videofilme, die in Tonlage und Inszenierungsweise ähnlich gelagert sind wie "Kid-Thing".
Willy Flemmer, Filmreporter.de
W-film Filmproduktion & Filmverleih
Kid-Thing
2024