Ich hieß Sabina Spielrein

Ich hieß Sabina Spielrein

Originaltitel
Ich hieß Sabina Spielrein
Regie
Elisabeth Márton
Darsteller
Anna Ringström, Isabella Larsson Knobel, Tove Wahlin, Jack Weil, Katarina Rubensson, Natalia Usmanova
Kinostart:
Deutschland, am 13.11.2003 bei Freunde der Deutschen Kinemathek
Genre
Dokumentarfilm
Land
Schweiz, Schweden, Dänemark, Finnland
Jahr
2002
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
6,0 (1 User)
Sabina Spielrein lebte von 1885 bis 1942. In Ihrer Lebenszeit fällt unter anderem der Aufstieg des Automobils, der Atombombe und der FKK-Bewegung, sie erlebte zwei Weltkriege und wurde die erste Patientin eines Schülers von Sigmund Freud, dem Erfinder der Psychoanalyse. Der damals noch unbekannte Psychiater hieß Carl Gustav Jung, der später selbst zu einer Symbolfigur der noch jungen Psychoanalyse werden sollte. Doch Jung lässt eine der wichtigsten Regeln außer acht und lässt sich auf eine nicht unproblematischen Liebesbeziehung mit seiner Patientin ein. Sabina war trotz ihres seelischen Leidens eine ungewöhnlich starke Frau, sie versuchte Liebe, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, was nicht immer gelang. Die intelligente Russin jüdischen Glaubens war sowohl musisch als auch naturwissenschaftlich begabt. Nach der eigenen Psychoanalyse wird sie selbst Psychoanalytikerin, arbeitete zudem als Kinderpsychologin - keine unübliche Karriere in der Frühzeit der heute weit verbreiteten Therapie. Doch ihr eigenes Leben meisterte sie trotzdem nicht mit Leichtigkeit. Der Bruch zwischen Jung und Freud war, wie deren Briefwechsel mit Sabina belegt, nicht nur in ihrem akademischen Disput begründet, Eifersucht und private Enttäuschungen spielten ebenfalls eine Rolle und Sabina stand sowohl als Frau als auch als Analytikerin zwischen den Koryphäen der noch jungen Kunst, droht von ihnen zerrieben zu werden. Sabina lebte mit ihrer Psychose, Psychoanalyse, Beruf und Familie, klassischen Frauenrollen und der gerade in Mode kommenden freien Liebe. Sie ist fasziniert vom Christentum und muss den grenzenlosen Hass gegen ihr Judentum ertragen, wird Opfer von Stalin und Hitlers Wahnsinn.
Erst vor einigen Jahren enthüllen Dokumente das bis dahin im Dunklen der Geschichte versteckten Leben der Sabina Spielrein. Ihr Briefwechsel mit dem Erfinder der Psychoanalyse Siegmund Freud und dessen Schüler und späteren Widersacher Carl Gustav Jung ergänzt von ihren eigenen Aufzeichnungen komplettieren das Bild eines Lebens, dass von der Zeitgeschichte und ihren Widersprüchen geprägt war wie kaum ein anderes ihrer Zeit. Regisseurin Elisabeth Márton ergänzt die Spielszenen aus dem Leben der außergewöhnlichen Frau mit einem dokumentarischen, etwas lehrerhaft erläuternden Erzähler. Sie versucht gleichzeitig aus der Perspektive von Sabina Spielrein zu erzählen, und mit den Erläuterungen des Erzählers den notwendigen Anstand zu behalten. Dabei inszeniert sie das inhaltlich wirklich spannende Thema zu trocken. Die Geschichte selbst ist jedoch so spannend, dass das behäbige Erzähltempo und die überkommende Erzählhaltung nicht zu sehr stören.
Nicola Turri, Filmreporter.de
2024