Edition Salzgeber
Der Boden unter den Füssen (2019)

Der Boden unter den Füssen

Originaltitel
Der Boden unter den Füssen
Alternativ
Der Boden unter den Füßen (Schreibweise)
Regie
Marie Kreutzer
Darsteller
Valerie Pachner, Pia Hierzegger, Mavie Hörbiger, Michelle Barthel, Marc Benjamin, Dominic Marcus Singer
Kinostart:
Deutschland, am 16.05.2019 bei Salzgeber & Co. Medien
Kinostart:
Österreich, am 22.03.2019 bei Filmladen
Genre
Drama
Land
Österreich
Jahr
2019
Länge
108 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Unter die Haut gehendes Drama von Marie Kreutzer
Die Wienerin Lola (Valerie Pachner) ordnet ihr Leben dem Job unter, mit nicht einmal 30 hat sie den Aufstieg als Unternehmensberaterin geschafft. Im Auftrag ihrer Firma jettet sie durch Europa, um Firmen auf Effizienz zu trimmen und die Mitarbeiter gnadenlos vor die Tür zu setzen. Gerade trifft es ein Unternehmen aus Rostock, wo Lola in einem gesichtslosen Hotel lebt. Nur wenige Schritte entfernt hat ihre Chefin Elise (Mavie Hörbiger) ein luxuriöses Appartement, beide haben eine amouröse Liaison, die sie vor den Kollegen und den eigenen Kollegen geheim halten. Sie möchten jede Angriffsfläche vermeiden.

Doch nun bröckelt der Boden unter den eigenen Füßen, alle Werte, an die Lola glaubte und lebte, stehen in Frage. Ihre ältere, psychisch erkrankte Schwester Conny (Pia Hierzegger) kommt nach einem Suizidversuch in die Psychiatrie. Lola muss sich entscheiden, ob sie die Vormundschaft und damit die Sorge für Conny übernehmen will. Auch im Job läuft es nicht rund. Männer nutzen skrupellos ihre Netzwerke, um sie auszubooten, und ihre Chefin lässt sie eiskalt fallen. All das führt dazu, dass Lola ein Opfer des Effizienzgedankens zu werden droht, den sie selbst predigte.
Frauen in Führungspositionen, so suggeriert das Drama, imitieren instinktiv männliches Machtverhalten und verhalten sich so selbst latent sexistisch. Nach der Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale 2019 und den der österreichischen Premiere auf der Grazer Diagonale kommt das unter die Haut gehende Drama von Marie Kreutzer ins Kino. Die Österreicherin hat 2017 mit ihrer bissigen Komödie "Was hat uns bloß so ruiniert" eine stimmungsvolle Bestandsaufnahme des Grabens zwischen den Idealen Lebenskonzepten ihrer Generation und dem spießigen Alltag vieler Menschen zwischen 30 und 40 vorgelegt. Jetzt konzentriert sie sich auf die Seelenlage einer Frau, die nicht mehr so funktioniert, wie sie will und sollte. Entsprechend schwerer ist der Ton des Psychogramms, das die herausragende Valerie Pachner über alle Klippen hinwegträgt.

Sehr genau beschreibt Kreutzer die kühle Atmosphäre der modernen Arbeitswelt, in welcher der Einzelne nur ein austauschbares Rädchen im Getriebe ist, das gnadenlos aussortiert wird, wenn es nicht länger gebraucht wird. Das Wissen um diese Gnadenlosigkeit führt zu Verunsicherung, Depression und Krankheit. Zugleich ist der Betrieb nur ein Mikrokosmos einer Welt, die nach diesen Regeln organisiert ist, und in der der Einzelne keine Rolle mehr hat. Selbstbestimmung und Kreativität gehen verloren, der Mensch entfremdet sich.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Hier ist der deutsche Trailer mit englischen Untertiteln.
 
Das Verhalten moderner Business-Damen in der modernen Wirtschaft porträtiert Marie Kreutzer mit viel Sinn für Details.
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