Alpenrepublik
Schwarze Milch ("Khar Suu", 2020)

Schwarze Milch

Originaltitel
Khar Suu
Regie
Uisenma Borchu
Darsteller
Gunsmaa Tsogzol, Uisenma Borchu, Franz Rogowski, Terbish Demberel, Borchu Bawaa, Bayarsaikhan Renchinjugder
Kinostart:
Deutschland, am 23.07.2020 bei Alpenrepublik
Genre
Drama
Land
Mongolei, Deutschland
Jahr
2020
FSK
ab 12 Jahren
Länge
91 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
4,0 (Filmreporter)
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Klischeehafter Zusammenprall zweier Kulturen
Wessi (Uisenma Borchu) lebt seit Jahren in Deutschland, der Lebensstil ihrer Wahlheimat ist ihr ans Herz gewachsen und den ungewohnten Komfort will sie fortan nicht mehr missen. Nach Jahren der Abwesenheit kehrt sie zurück in die Heimat zu ihrer nomadisch lebenden Schwester Ossi (Gunsmaa Tsogzol).

Das traditionelle Leben der Mongolen ist Wessi fremd geworden. Zunächst übertüncht die Wiedersehensfreude das Gefühl der Fremdheit. Nach einigen Tagen brechen die Konflikte jedoch offen aus. Wessi beginnt eine erotische Beziehung zu Terbish (Terbish Demberel). Für sie ist es wahrscheinlich nicht viel mehr als eine Tändelei, ihre Umgebung ist alles anderes als erfreut über die Avancen an den kinderlosen und unverheirateten Eigenbrötlers, der zudem viel älter als Wessi ist.
An der Gestaltung der Beziehungen zwischen den Geschlechtern beschreibt die mongolische Regisseurin Uisenma Borchu ("Die Geschichte vom weinenden Kamel") in ihrem semiautobiographischen Film sowohl den eigenen inneren Zwiespalt als auch den Zusammenprall zweier sehr unterschiedlicher Kulturen. Das Leben der mongolischen Nomaden ist bestimmt von ihrem arbeitsreichen Alltag sowie ihrem Gemeinschaftsgefühl, auch wenn sie längst Handys und Landrover besitzen. Mit dem westlichen Hedonismus und Narzissmus können die Menschen dennoch wenig anfangen.

Soweit die Grundidee, die Borchu über das erträgliche Maß in schier schockierende Handlungsstränge treibt, die auf dem ideologischen Level der Kommune 1 stehen geblieben sind und heutigen Feministinnen die Zornesröte ins Gesicht treiben. Es gelingt ihr dabei nie, eine Beziehung zu den beiden Frauen aufzubauen. Der Blick der Kamera ist distanziert, der Zuschauer blickt zunehmend befremdet auf das Geschehen. Er bleibt ohne Chance, es zu verstehen. Sie Regisseurin gibt ihren Protagonistinnen nicht die Gelegenheit, sich zu erklären. So werden zu viele Klischees aus dem Kopf abgerufen, um dem Geschehen zu folgen.

Diesem Konzept folgt leider auch die Bildgestaltung, die krampfhaft auf die Spannung zwischen Weite und Enge setzt. Wie im Westen steht die Endlosigkeit der rauen, unwirtlichen Steppe gegen die Enge der Jurte¸ in der Ossi lebt. Wasser wird an der Pumpe oder im Schnee geholt, das Pumpsklo steht auf der nahe gelegenen Wiese. Jede Romantisierung dieser Lebensform liegt der Regisseurin fern. Aber sie impliziert unterschwellig ein Urteil, was den Betrachter dieser filmischen Kopfgeburt verstimmt zurücklässt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Wessi (Uisenma Borchu) kehrt nach vielen Jahren in ihre Heimat zurück.
 
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