Pandora Film
Je Suis Karl (2021)

Je Suis Karl

Wir erklären euch den Krieg
Originaltitel
Je Suis Karl
Regie
Christian Schwochow
Darsteller
Luna Wedler, Jannis Niewöhner, Milan Peschel, Edin Hasanovic, Anna Fialová, Fleur Geffrier
Kinostart:
Deutschland, am 16.09.2021 bei Pandora Film
Kinostart:
Österreich, am 17.09.2021 bei Filmladen
Kinostart:
Schweiz, am 30.09.2021 bei Filmcoopi
Genre
Drama
Land
Deutschland, Tschechische Republik
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
126 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
9,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Thriller über Verführung Jugendlicher durch Rechte
Mit wackliger Handykamera halten Axel (Milan Peschel) und seine Frau Inèz (Mélanie Fouché) fest, wie sie einen jungen Mann aus Syrien aus Griechenland nach Deutschland schmuggeln. Zwei Jahre später nimmt Axel ein Paket für die Nachbarin an. Wenig später erschüttert eine Explosion das Haus. Inèz und seine Zwillingssöhne sind tot. Axel überlebt durch einen Zufall und muss ebenso wie die bereits erwachsene Tochter Maxi (Luna Wedler) mit dem Schock und der Trauer umgehen.

Während sich Axel innerlich abschottet, findet Maxi Halt bei Karl (Jannis Niewöhner). Hals über Kopf verliebt sich die Studentin in den charismatischen jungen Mann, der ihre Gefühle der Wut und Hilflosigkeit auffängt und kanalisiert. Er gibt ihrer Enttäuschung über die langsamen Ermittlungen der Berliner Polizei und die Wut auf die Täter sogar eine Stimme. In ihrer Verunsicherung und mit den Schmetterlingsgefühlen im Bauch ist Maxi blind für die Szene, die sie nur instrumentalisiert.
Sehr früh enthüllt der Thriller für den Zuschauer, dass Karl das Päckchen mit der Bombe Axel in die Hand drückte. Dramaturgisch ergibt die Auflösung Sinn, der Fokus der Handlung verschiebt sich vom Vater auf seine Tochter. Ohne dessen Trauer, für die Regisseur Christian Schwochow erschütternde Bilder findet und die von Milan Peschel kongenial gespielt wird, ebenso wie die schnelle öffentliche Schuldzuweisung für den Anschlag auszublenden.

Fortan will der Zuschauer Maxi ständig zurufen, öffne die Augen, wache auf. Doch sie durchschaut die Mechanismen der Verführung durch eine ultrarechte internationale Jugendorganisation nicht. Auch weil diese ihre Ideologie geschickt in die Rituale einpackt, mit denen der demokratische Rechtsstaat der Opfer von antisemitischen und islamistischen Terrorattacken gedenkt. Bis hin zu jenem Slogan, auf den schon der Titel hinweist - und deren perfide Nutzung durch diese rechte Gruppe auf den Reichstagsbrand 1933 verweist.

"Je suis Karl" ist nach "Die Täter - Heute ist nicht alle Tage" innerhalb des ARD-Dreiteilers über die Verbrechen des NSU die zweite Zusammenarbeit von Autor Thomas Wendrich und Christian Schwochow. Bei den Recherchen stolpern beide über die guten Vernetzungen der rechtsradikalen Szene Europas, daher führt der Film auch von Berlin nach Prag und Paris.

Das Duo schafft einen der intelligentesten Filme der vergangenen Jahre, der zweifellos in den Wettbewerb der Berlinale gehört hätte. In seiner inhaltlichen Dimension steht er in einer Reihe mit Michel Houellebecqs Utopie "Unterwerfung", denn er denkt die Wirkungen des gegenwärtigen gesellschaftlichen Klimas und der Ausblendung der Gefahr von Rechts konsequent weiter. Und er hält auch den linken und demokratischen Kräften einen Spiegel vor, die sich zu oft mit einfachen Antworten von Einzeltätern abspeisen lassen und deren Trauer sich in immer den gleichen Mahnwachen, Menschenketten und digitalen Lagerfeuern erschöpft.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Traumatisierte Jugendliche rutscht in den Einflussbereich Rechtsradikaler.
 
Einer der intelligentesten Filme der vergangenen Jahre über den Rechtsextremismus.
"Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" und "Je suis Karl"
In "TKKG - Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine" erobert...
"Beckenrand Sheriff" & "Je suis Karl"
Milan Peschel, 53, wird seit seinem Leinwanddebüt in "Netto" zu...
Macht Disney+ Netflix &Co Konkurrenz?
"Ice Age - Die Abenteuer von Buck Wild" ist das sechste Ice...
Pandora Film, Sammy Hart
Milan Peschel in "Je Suis Karl" (2021)
2024