W-film
Der verlorene Zug ("Lost transport", 2022)

Der verlorene Zug

Originaltitel
Lost transport
Regie
Saskia Diesing
Darsteller
Hanna van Vliet, Eugenie Anselin, Anna Bachmann, Bram Suijker, Marc Limpach, Konstantin Frolov
Kinostart:
Deutschland, am 27.04.2023 bei W-film Filmproduktion & Filmverleih
Genre
Drama
Land
Deutschland, Niederlande, Luxemburg
Jahr
2022
FSK
ab 12 Jahren
Länge
101 min.
IMDB
IMDB
Homepage
https://www.wfilm.de/der-verlorene-zug
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
Es gibt noch keine Userkritik!
Extras: Dreisprachige (Niederländisch, Deutsch, Russisch) Originalfassung mit Untertiteln
Film über die Liebe zum Leben und dem Respekt
Ende April 1945 strandet ein Zug mit mehr als 2.000 KZ-Häftlingen aus Bergen-Belsen nach einer mehrtägigen Odyssee durch Deutschland in Tröbitz unweit der Elbe. Die Nazis sehen die Menschen jüdischen Glaubens zunächst als Faustpfand vor den anrückenden Alliierten, um das eigene Überleben zu sichern. Doch nun fliehen die Wachmannschaften panisch vor den Bombardements und der anrückenden Roten Armee in den nahen Wald.

Die erste Begegnung zwischen den sowjetischen Soldaten und den hungernden Menschen ist von Misstrauen geprägt. Aber bald bildet sich eine Zweckgemeinschaft in der 700-Seelen-Gemeinde. Eingeschüchtert von den Gewalttaten einzelner Soldaten, teilen die Deutschen mit den einstigen Häftlingen und den Angehörigen der Besatzungsmacht Häuser, Lebensmittel und nehmen gemeinsam den Kampf gegen die Typhus-Epidemie auf.

Zu der Gruppe gehören drei junge Frauen: Winnie (Anna Bachmann), die nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter alleine im Haus zurückbleibt. Simone (Hanna van Vliet) aus Holland, die um das Leben ihres Mannes bangt. Und da ist die Russin Vera (Eugenie Anselin), die bald in Gewissensnöte gerät. Denn Stalin will die Holländer in die Sowjetunion bringen lassen.
Die Geschichte des Zuges ist gut dokumentiert. Viele der Menschen, die in der damaligen Notsituation zusammenstehen, halten bis zu ihrem Lebensende Kontakt. Gemeinsam gedenken sie seit Jahrzehnten den Toten und ihrer Leiden. Der Beginn der Aussöhnung ist nach dem Leid, das Deutschland über Europa gebracht hatten, schwer.

Dieser Hintergrund prägt die Atmosphäre von Saskia Diesings Films. Momente des Misstrauens wechseln mit Phasen von aufkeimender Freundschaft und Vertrautheit zwischen den Frauen, die alle Opfer oder Zeugen von Gewalt wurden, die immer von Männern ausging. Sie überwinden ihren Schmerz und besinnen sich auf das, was sie verbindet: Die Liebe zum Leben und die Achtung voreinander.

Die Geschichte wird weitgehend aus der Sicht von Simone erzählt und konzentriert sich auf das Schicksal der drei Frauen in dieser Extremsituation. Sie bleibt nahe an der historischen Wahrheit und spart die Gräuel weitgehend aus. Die hohe Zahl an Toten, die die Zugfahrt nicht überlebt haben und später an der Epidemie sterben, wird etwa nur durch das Ausheben von Gräbern und die große Zahl an Gräbern vermittelt. Der jüdische Friedhof des Ortes wird bis heute als Gedenkstätte gepflegt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Ende April 1945 strandet ein Zug mit mehr als 2000 KZ-Häftlingen nach einer Odyssee durch Deutschland in Tröbitz.
 
Saskia Diesing zeigt drei Frauen in einer Extremsituation.
W-film
Der verlorene Zug ("Lost transport", 2022)
2024