Grandfilm
Die Odyssee ("La traversée", 2021)

Die Odyssee

Die Geschichte einer Flucht
Originaltitel
La traversée
Regie
Florence Miailhe
Darsteller
Emilie Lan Dürr, Florence Miailhe, Maxime Gemin, Arthur Perreira, Serge Avedikian, Axel Auriant
Kinostart:
Deutschland, am 28.04.2022 bei Grandfilm
Genre
Animation/Trickfilm
Land
Frankreich, Tschechische Republik, Deutschland
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
84 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Zeitlose Story über Flucht und Vertreibung
Kyona (dt. Stimme Hanna Schygulla) hat ihre Gefühle schon in früher Kindheit am leichtesten mit dem Zeichenstift ausgedrückt. Nun ist sie selbst Großmutter und erzählt den Nachgeboren in bewegten Bildern von jenen Tagen, an denen die Kindheit der 13-jährigen jäh endet. Ihre Familie flieht vor religiösem Fanatismus in ihrem Heimatdorf irgendwo auf dem Planeten Erde. An der Grenzstation werden sie getrennt.

Eltern und jüngere Geschwister bleiben im Zug zurück, Kyona und ihr 12-jähriger Bruder Adriel entkommen der Verhaftung. Die Geschwister finden Hilfe unter Gleichaltrigen, geraten in die Fänge von Menschenhändlern, werden getrennt und finden sich wieder. Sie haben nur ein Ziel vor Augen: Das große Wasser überqueren und ihre Verwandten finden, wo sie hoffen, ihre Angehörigen wiederzusehen.
Die Geschichte von "Die Odyssee" beruht auf der Familienhistorie von Regisseurin Florence Miailhe, deren Großeltern 1910 vor antisemitischen Progromen aus dem ukrainischen Odessa fliehen müssen. Sie verzichtet jedoch auf Details, die eine zeitliche Einordnung ermöglichen und schafft eine universelle, zeitlose Story über Flucht und Vertreibung, die sich an junge Zuschauer ab zwölf Jahren richtet.

Die dramatische Story gestaltet die Regisseurin mit einem poetischen Ansatz sowie einem märchenhaften Touch. Sie spielt mit bekannten Erzählmustern aus dem weltweit bekannten Überlieferungsschatz, insbesondere der Bezug zu "Hänsel und Gretel" ist nicht zu übersehen. Die Erzählung über Verlust und Zusammenhalt von Kyona und Adriel knüpft zudem an die Grundstimmung in vielen Märchen der Grimms an: Die unschuldigen Geschwister bewegen sich durch eine düstere, bedrohliche Welt, von der sie sich mit ihrer farbenfrohen Kleidung und dem Optimismus von Kyona absetzen.

Die sich ins Gedächtnis einbrennenden Bilder malt die Regisseurin mit Ölfarben auf Glas und animiert sie anschließend für den Film. Der Pinselstrich bestimmt den Look des Films, der die Ängste der Fliehenden, die Gefahren der Flucht und das Gefühl des Heimatverlustes eindrucksvoll und verständlich nahe bringt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Kyona drückt ihre Gefühle schon immer mit dem Zeichenstift aus. Jetzt gibt sie ihr Wissen an ihre Enkel weiter.
 
"Die Odyssee" beruht auf der Geschichte einer Familie, die 1910 vor antisemitischen Progromen aus Odessa fliehen müssen.
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Die Odyssee ("La traversée", 2021)
2024