Prokino Filmverleih, Charades Productions
Alyona Mikhailova in "Tchaikovsky's Wife" ("Zhena Chaikovskogo", 2022)

Tchaikovsky's Wife

Originaltitel
Zhena Chaikovskogo
Alternativ
Tschaïkovski's Wife
Regie
Kirill Serebrennikov
Darsteller
Alyona Mikhailova, Odin Lund Biron, Miron Fedorov, Yuliya Aug, Filipp Avdeev, Andrey Burkovskiy
Kinostart:
Deutschland, bei Prokino Filmverleih
Kinostart:
Schweiz, am 23.03.2023 bei Xenix Film
Genre
Biographie
Land
Russland, Frankreich
Jahr
2022
Länge
130 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Düsteres Sittengemälde Russlands
Ganz Moskau trauert. Pjotr Iljitsch Tschaikowski (Odin Lund Biron) ist der ebenso verehrte wie bewunderte Komponist von "Schwanensee". Er stirbt 1893 an den Folgen der Cholera. Zur Totenwache erscheint auch eine Untote: Seine Frau Antonina (Alyona Mikhailova mit der Attitüde einer wahren Märtyrerin). Seit 20 Jahren lebt das Paar getrennt. Der Künstler heiratet die Musikstudentin, die ihm nachstellt und verfolgt, nachdem sie ihm ihre Erbschaft verspricht.

Über seine Absichten lässt er nie einen Zweifel aufkommen, er will eine Ehe auf Freundschaftsbasis. Als das Geld ausbleibt, ist er des Versteckspiels vor der Öffentlichkeit überdrüssig. In die von ihm angestrebte Scheidung willigt Antonina aber nicht ein, obwohl sie lange mit einem anderen Mann zusammenlebt und drei Kindern das Leben schenkt, die allesamt im Waisenhaus sterben.
Der in Moskau im Studio gedrehte und von Oligarch Roman Arkadjewitsch Abramowitsch finanzierte Film feiert bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere. Auf den ersten Blick ist sein Biopic ein düsteres Sittengemälde Russlands jener Ära und das Porträt eines gegenüber seiner Ehefrau rücksichtslosen Ausnahmekünstlers. Er ist ein Star mit vielen Allüren, dem die Welt zu Füßen liegt. Pjotr Iljitsch Tschaikowskis unsterbliche Musik ist hier allerdings zweitrangig, das macht der Regisseur schon mit dem weitgehenden Verzicht auf seine Kompositionen klar. Er wählt einen modernen Score, der die Handlung unterstreicht und nicht ablenkt.

Seine Homosexualität muss der Komponist zeitlebens verstecken, seine Tagebücher erscheinen in Russland bis heute ohne die Passagen zu seinen ausschweifenden Beziehungen. Spätestens mit der Erwähnung seiner sexuellen Präferenz ist klar, dass der Film eine Abrechnung mit und Liebeserklärung des Regisseurs an seine Heimat ist. Einem Land, das ihn verstößt und an dessen geistiger Engstirnigkeit er leidet. Und von dem er doch nicht loskommt.

Antoninas Liebe zu Tschaikowski ist, obwohl er dies abstreitet, ein Gleichnis für Serebrennikovs Leiden an seiner so schwer unerfüllbaren Liebe. Ihr Beharren bis zum bitteren Ende ist auch ein Gleichnis auf die immer wieder beschworene Leidensfähigkeit des russischen Volkes. Ihre Liebe und die Bereitschaft zum Verzicht wird nicht nur hier ausgenutzt von einem Mann, der nur sein eigenes Wohl und seinen eigenen Ruhm kennt.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Prokino Filmverleih, Pjotr Tschaikowski
Alyona Mikhailova & Odin Biron in "Tchaikovsky's Wife" ("Zhena Chaikovskogo", 2022)
2024