Lampedusa - eine magische Geschichte
Italienisches Inselmärchen für Erwachsene
Feature: Leuchtend, archaisch, herb
Seit vielen Jahrzehnten erzählt man sich auf der sizilianischen Insel Lampedusa die Legende einer jungen Mutter, die sich nicht in das strenge gesellschaftliche Korsett ihrer Dorfgemeinschaft zwängen ließ und deshalb von den Inselbewohnern als verrückt abgestempelt wurde. Fasziniert von dieser emotionalen Geschichte hat Regisseur Emanuele Crialese das Leben dieser jungen Frau und ihres Dorfes in Bilder gepackt, deren ursprüngliche Kraft und Schönheit die Zuschauer vom ersten Augenblick an in den Bann ziehen.
erschienen am 27. 03. 2003
Valeria Golino in Lampedusa
Lampedusa ist leuchtend, archaisch, herb - das gilt sowohl für die Insel als auch den Film. Leuchtend sind der Himmel, das Meer und die Augen von Grazia (Valeria Golino), archaisch das Gefüge in dem kleinen Fischerdorf und herb die Landschaft und ihre Menschen. Mit immens schönen Bildern von einem Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, erzählt der italienische Filmemacher Emanuele Crialese die Geschichte der jungen Mutter Grazia, die sich den strengen Regeln ihres Dorfes nicht anpassen will.
Valeria Golino in: Lampedusa
Mit ihren Temperamentsausbrüchen, ihren Depressionen und ihrer natürlichen Sinnlichkeit eckt sie bei den Einwohnern an und wird als Verrückte abgestempelt. Das Dorf übt so lange Druck auf Grazias Ehemann Pietro (Vincenzo Amato) aus, bis dieser beschließt, sich von ihr zu trennen und sie in eine psychiatrische Anstalt nach Mailand zu bringen. Doch die junge Frau beugt sich dieser Entscheidung nicht und flieht. In einer Höhle über den Klippen versteckt sie sich, unterstützt von ihrem 13-jährigen Sohn, der sie mit dem Nötigsten versorgt. Schon bald jedoch regt sich bei den Dorfbewohnern das schlechte Gewissen, denn sie glauben, die schöne Grazia in den Tod getrieben zu haben.
Szene aus: Lampedusa
Mit betörenden Bildern in leuchtenden Farben und einer magisch-märchenhaften Geschichte gewährt der italienische Filmemacher Emanuele Crialese einen tiefen Einblick in das Leben auf der Insel zwischen Sizilien und Afrika. Mit großer Symbolkraft spiegeln Naturgewalten Seelenzustände wider - das allgegenwärtige Meer verkörpert Befreiung ebenso wie Bedrohung. In seiner mythischen Geschichte bedient Crialese weder die gängigen Italo-Klischees noch tappt er in die verlockende Falle der Schwarz-Weiß-Malerei. Grazia - von Valeria Golino mit unglaublichem Charme und Natürlichkeit verkörpert - ist nicht einfach die "verrückte Außenseiterin", sondern eine warme Frau voller Liebe und widersprüchlicher Emotionen, die nur eben nicht den geforderten gesellschaftlichen Normen entspricht.
Vincenzo Amato und Francesco Casisa in: Lampedusa
Auch Ehemann Pietro passt nicht in die vorgefertigte Schublade vom "italienischen Padrone", denn er leidet mit seiner Frau, die er abgöttisch liebt und doch so oft nicht versteht. In dieses menschliche Drama flicht Crialese zudem geschickt den einen oder anderen sozialkritischen Unteron ein. Und so ist sogar für die hässlichen Hinterlassenschaften illegaler Bautätigkeit zwischen all den poetischen Bildern Platz. Eine gelungene Mischung aus Märchen und Realität, die Sehnsucht und Urlaubsstimmung pur weckt. Dafür wurde sie 2002 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
erschienen am 27. März 2003
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