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Bernardo Bertolucci
'Ein lächerliches Missverständnis'
Bernardo Bertolucci reagiert auf Vergewaltigungsvorwurf
Bernardo Bertolucci reagiert auf die Empörungswelle, die vor wenigen Tagen ein wieder aufgetauchtes Video provoziert hat. Darauf spricht der Filmemacher über die Entstehung der umstrittenen Vergewaltigungsszene in "Der Letzte Tango in Paris", was viele als Gewaltakt seitens Bertolucci und Marlon Brando gegenüber der Hauptdarstellerin Maria Schneider interpretieren.
06. Dez 2016: 'Ich möchte, zum letzten Mal, ein lächerliches Missverständnis beseitigen, dass weiter für Schlagzeilen sorgt', wird Bertolucci gestern vom Branchenblatt Variety zitiert. 'Vor Jahren fragte mich jemand an der Cinemathèque Francaise nach den Details zu der berühmten 'Butter'-Szene', so der Filmemacher.

'Ich habe erklärt, aber vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, dass ich zusammen mit Marlon Brando entschieden habe, Maria nicht darüber zu informieren, dass wir Butter verwenden werden. Wir wollten ihre spontane Reaktion auf diesen ungewöhnlichen Gebrauch [der Butter]'.

In der fraglichen 'Butter'-Szene kommt es zwischen den Figuren von Marlon Brando und Maria Schneider zum Geschlechtsverkehr auf dem Boden einer Küche, in dessen Verlauf der Mann Butter als Gleitmittel benutzt und gewaltsam über die Frau herfällt.

Bertolucci dementiert, dass die damals 19-Jährige Maria Schneider im Vorfeld nichts von einer Sex- bzw. Gewaltszene gewusst habe. Das sei schlichtweg 'falsch', betont der Filmemacher. 'Maria wusste alles, weil sie es im Drehbuch gelesen hat, in dem alles beschrieben wurde. Das einzig Neue war die Idee mit der Butter.'

In den vergangenen Tagen war es zu einem öffentlichen Aufschrei gekommen, nachdem das besagte Video aus dem Jahr 2013 wieder aufgetaucht war. Darin spricht Bertolucci in einem Seminar an der Cinemathèque Francaise über Details zu der umstrittenen Vergewaltigungsszene. Er erklärte, dass er sich vor der Szene mit Brando darüber unterhalten habe. Dabei seien sie auf die Idee mit der Butter gekommen. Maria Schneider hätten sie nichts darüber gesagt, um aus ihr eine möglichst authentische Reaktion hervorzulocken.

Mehrere Prominente und Schauspieler haben in den vergangenen Tagen im Internet ihre Empörung darüber zum Ausdruck gebracht. Darunter auch Jessica Chastain. 'An alle Menschen, die diesen Film lieben - ihr seht wie eine 19-Jährige von einem 48-jährigen alten Mann vergewaltigt wird. Der Regisseur hat diese Attacke geplant. Mir ist übel', twitterte die Schauspielerin am 3. Dezember.

Kollege Chris Evans schrieb am gleichen Tag auf der gleichen Plattform: 'Wow. Ich werde diesen Film, Bertolucci oder Brando von jetzt an mit anderen Augen sehen. Das ist mehr als widerwärtig. Ich bin wütend.'
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