News: Kino-Nachrichten
Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Die goldene Oscarstatuete aus dem Jahr 2004
Ärger um den Foreign-Language-Award
Goodbye, Oscar!
Nicht nur die deutschen Kinofans sind in diesem Jahr enttäuscht von den Nominierungen des Oscars für den besten nicht-englischsprachigen Film: Neben "Good Bye, Lenin!" wurde auch der erste nach dem Ende der Taliban entstandene afghanische Spielfilm und Golden-Globe-Gewinner "Osama" verschmäht - jetzt fordern auch Academy-Mitglieder eine Reform der Nominierung.
22. Feb 2004: 56 Länder haben in diesem Jahr Filme für den Academy Award for Best Foreign Language Film eingereicht - weit mehr, als für die Mitglieder des Komitees zu bewältigen wäre. Im Gegensatz zu anderen Oscar-Kategorien melden sich die Entscheidungsträger hier freiwillig, falls sie neben ihrem Engagement in den anderen Komitees noch die Zeit finden, sich mit den nicht-englischsprachigen Vorschlägen zu befassen. Das Gremium teilt sich in drei Gruppen, die jeweils 18 Filme begutachten sollen. Die Zeit ist knapp, für viele Länder ist es schwierig, die nötige Versorgung der mehreren hundert Academy-Mitglieder mit untertitelten Filmkopien zu gewährleisten. Jetzt sind Variety zufolge Stimmen laut geworden, die eine längst überfällige Reform dieses fast beliebigen Entscheidungsprozesses fordern.

Dass ausgerechnet jetzt die Diskussion um die seit langem stiefmütterlich behandelte Oscar-Kategorie ausbricht, ist nicht überraschend: Am 27. Januar nominierte die Academy of Motion Picture Arts & Sciences den brasilianischen Film "City of God" für vier "richtige" Oscars - Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt - und stellte damit das Komitee des Foreign-Language-Award bloß. Dessen Mitglieder hatten den Film nämlich im letzten Jahr, als Brasilien ihn für den Auslands-Oscar ins Rennen schickte, ignoriert. "City of God" steht damit in einer langen Reihe frappanter Fehlentscheidungen, die im Rückblick viele in der Academy gegen das gängige Auswahlverfahren aufbringen: "Lola rennt" wurde ebenso übergangen wie Nanni Morettis "Das Zimmer meines Sohnes", "Die Geschichte vom weinenden Kamel" hat in diesem Jahr genauso wenig eine Chance bekommen wie der koreanische Beitrag "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling", "Osama" aus Afghanistan oder der deutsche Film des Jahres 2003, "Good Bye, Lenin!".

Viele Kritiker aus der Academy sehen das Problem in der überkommenen Haltung des Komitees: Man habe, so ihre Argumentation, als nicht-amerikanischer Filmemacher eigentlich nur eine Chance, wenn man sich mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust auseinandersetzt oder Geschichten von Großvätern und ihren Enkeln erzählt. Wir sind gespannt, ob und zu welcher Entscheidung die Academy kommen wird.
2024