Universal Pictures (UPI)
Vince Vaughn
"Habt Spaß in Euren Beziehungen!"
Interview: Vince Vaughn gibt Lebenstipps
Lange Zeit galt er als Womanizer, hatte Affären mit zahlreichen Hollywoodschönheiten und ließ auch sonst nichts anbrennen. Nun aber hat sich sein Image verändert. Ist Vince Vaughn erwachsener geworden? Er spricht von Heirat und Kindern, von All-Inclusive-Urlaub und den dazugehörigen All-You-Can-Eat-Buffet. Wir haben uns natürlich gefragt, was ist mit dem ewigen Junggesellen bloß passiert? In Hamburg stand uns Vaughn Rede und Antwort und überraschte uns dabei mit so manchen Details seines Privatlebens.
erschienen am 6. 11. 2009
Universal Pictures (UPI)
Vince Vaughn
Ricore: Wie war es, mit so engen Freunden zusammenzuarbeiten?

Vince Vaughn: Es war großartig. Der einzige Grund sie anzuheuern war, dass sie mir alle Geld schuldeten (lacht). Ich wusste, wenn ich sie im Film unterbringe, können sie später nicht sagen, sie hätten kein Geld. Im Ernst, mit Regisseur Peter Billingsley und Drehbuch-Coautor Jon Favreau arbeite ich schon seit längerem zusammen und wir haben uns schon mehrfach gegenseitig unterstützt.

Ricore: Wie wichtig ist Freundschaft im Filmgeschäft?

Vaughn: Auch Freunde können anderer Meinung sein. Es ist generell wichtig mit Menschen zusammenzuarbeiten, für die der Begriff Respekt keine Floskel ist. Das unterscheidet sich nicht so sehr von anderen Berufen. Überall findet man Menschen mit denen man zurechtkommt und solche, die man weniger mag. Das ist nichts Außergewöhnliches.

Ricore: Hatten Sie bestimmte Namen im Kopf, als Sie das Drehbuch geschrieben haben?

Vaughn: Jon Favreau und ich hatten uns schnell auf Jason Bateman und Faizon Love festgelegt. Faizon hat noch nicht in vielen Großproduktionen mitgewirkt und ist eher der afroamerikanischen Gemeinschaft bekannt. Aus diesem Grund fand ich die Rolle für ihn interessant. Wir wollten zudem witzige aber gleichzeitig ernsthafte Schauspielerinnen für den Film. Passive Frauenfiguren finde ich nicht spannend, es muss eine gewisse Dynamik zu spüren sein - das gilt übrigens auch für männliche Schauspieler. Mit Kristen Bell und Malin Akerman haben wir eine gute Auswahl getroffen.

Ricore: In "All inclusive" geht es um Ehepaare und deren Zusammenleben. Wie viel persönliche Erfahrung steckt im Drehbuch?

Vaughn: Natürlich steckt immer etwas Persönliches in einer Rolle, aber primär mache ich Filme für das Publikum. Die Menschen sollen sich darin wiedererkennen. Mir geht es darum, bekannte Dinge in einen außergewöhnlichen Kontext zu bringen. Manchmal vergisst man im Zusammenleben mit anderen, wie außergewöhnlich und einzigartig eine Liebesbeziehung sein kann. Die meisten sind mit ihrem eigenen Leben zu beschäftigt und wissen es nicht mehr zu schätzen, mit jemandem liiert zu sein. Sie nehmen sich immer weniger Zeit füreinander und entfremden sich zusehends. Man soll Spaß miteinander haben und einander genießen, so lautet die Botschaft von "All Inclusive".
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Vince Vaughn verabschiedet sich
Ricore: Können Sie uns von eigenen Erfahrungen berichten?

Vaughn: Ich kenne Paare, die aufgrund des Ausbleibens einer Schwangerschaft Probleme miteinander hatten - nicht nur sexuelle. Faizon beispielsweise geht in "All inclusive" mit einer kritischen zwischenmenschlichen Situation ziemlich relaxt um. Man darf bei allen Widrigkeiten des Zusammenlebens niemals den Humor und den Spaß am Leben verlieren, das ist eine wichtige Erfahrung die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe. Einmal im Jahr fahre ich beispielsweise mit meiner Mutter irgendwohin und wir verbringen einfach Zeit miteinander. Da kommt niemand mit, nicht mal meine Verlobte. Diese Zeit gehört nur meiner Mutter und mir. Mit dem Alter sieht man vieles gelassener. Finanzieller Erfolg oder Absicherung ist wichtig, private Zufriedenheit geht jedoch vor.

Ricore: Wie haben Sie Ihre Verlobte Kyla Weber kennengelernt?

Vaughn: Ich lernte sie über einen gemeinsamen Freund kennen. Ich kannte ihren vorigen Freund sechs Jahre, bevor ich Kyla das erste Mal traf. Ich fand sie auf Anhieb süß und sehr nett. Es war etwas kompliziert, sich miteinander zu verabreden, da wir nicht im gleichen Ort wohnten und zudem gemeinsame Freunde hatten. Wenn es mit uns nicht geklappt hätte, wäre es für alle blöd gewesen. Zunächst haben wir nur telefoniert und per E-Mail miteinander kommuniziert. Wir haben uns angefreundet und uns auf diesem Weg richtig kennengelernt, bevor wir angefangen haben, uns zu treffen.

Ricore: Was muss eine Frau haben oder tun, um Ihr Herz zu erobern?

Vaughn: Wie schon gesagt, sie muss witzig und spontan sein. Genau die Eigenschaften haben, die auch Kyla hat. Ich muss mit ihr Lachen können. Freundschaft ist sehr wichtig in einer Beziehung.
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Vince Vaughn beim Autogramme schreiben
Ricore: Sind Komödien Ihr liebstes Genre?

Vaughn: Ich mag die Vielfalt. Wenn sie einen Film über eine alleinerziehende Mutter machen, die sich sorgsam um ihre Kinder kümmert und sich manchmal nach einem Rendezvous sehnt, dann interessiert das viele Leute, denn sie finden ihr Leben darin wieder. Egal ob die Frau Geld hat oder nicht, ob sie aus Hamburg oder Chicago kommt. Das Leben ist manchmal witzig, manchmal traurig. Diese Bandbreite möchte ich ausfüllen. Manchmal denke ich, wir müssten viel mehr Filme machen, die sich am normalen Leben der Menschen orientieren. Viele Intellektuelle finden nur über Literatur Zugang zum Leben, ihnen fehlen jedoch Erfahrungen aus dem realen Leben. Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, wenn man den Job verliert oder an Krebs erkrankt. Ich möchte nah dran sein an den Menschen.

Ricore: Was würden Sie ändern?

Vaughn: Wie reden zu viel über Politik oder die richtige Weltanschauung oder kreieren aufwendig irgendwelche Aliens und Wunderwesen, dabei sollte man sich mehr um die Belange der Menschen und vor allem der Kinder bemühen. Ein Drama muss nicht immer automatisch eine thematische Schwere besitzen die einen erdrückt, aber es muss den Zuschauer berühren, weil man sich darin wiedererkennt. Komödien bieten mir generell eine gute Gelegenheit, mich schauspielerisch auszudrücken.

Ricore: Ist das auch das Geheimnis Ihres Erfolges?

Vaughn: Wenn Männer jung sind, wollen sie Frauen aufreißen und ihnen imponieren. Warum auch nicht? Dafür sollte sich niemand schämen. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Wenn sie jedoch älter werden, lässt das Bedürfnis nach. So ist das Leben. Ich glaube, dass die Zuschauer sich in dem was ich mache, wiedererkennen und dass dies der Grund ist, warum ich erfolgreich bin. Manche Filme kriegen großartige Kritiken, aber eine Vielzahl der Kinogänger hat kein Wort verstanden. Das macht keinen Sinn. So funktioniert das Leben nicht.
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Vince Vaughn kann auch animalisch
Ricore: Würden Sie sagen, Sie sind erwachsen geworden?

Vaughn: Je älter man wird, desto klarer wird einem bewusst, dass man gar nichts weiß. Meine Schwester hat Kinder und ich mag Kinder. Im Moment könnte ich mir also gut vorstellen, Familienvater zu sein. Das kam früher nicht in Frage. Ich bin bereit für eine solche Konstellation. Wichtig ist für mich eine Partnerschaft, in der ich Spaß habe und eine Partnerin, mit der ich gerne zusammen bin. Wenn ich jemanden wirklich mag, dann tue ich alles für die Person, das macht mir einfach Spaß. In verschiedenen Lebensphasen gewichtet man Dinge unterschiedlich, vielleicht sehe ich das alles in einigen Jahren schon wieder ganz anders.

Ricore: Was halten Sie von den Sandos-Urlaubsresorts, die in "All Inclusive" angesprochen werden?

Vaughn: Sandos-Resorts sind unglaublich beliebt. Ich spreche die Sprache der normalen Menschen und Sandos-Resorts sind die Orte mit denen diese Menschen aufwachsen, weil viele von ihnen dort ihren Urlaub verbringen. Es ist eine gute Möglichkeit, günstig zu verreisen und die Welt zu erkunden. Das ist nicht abgehoben, trendy oder exklusiv, es ist einfach was es ist. Sandos klingt nach einer guten Zeit.

Ricore: Waren Sie jemals in einem All-Inclusive-Urlaub?

Vaughn: Vor einigen Jahren habe ich diese Erfahrung gemacht und es hat mir gut gefallen. Speziell das All-you-can-eat-Buffet und die Animation-Shows am Abend hatten es mir angetan, auch wenn sie manchmal ziemlich schlecht waren. Man konnte leider immer nur von 16.00 bis 17.00 Uhr Tischtennis spielen, danach wurde die Platte weggeräumt. Ich habe nie verstanden, warum man sonst kein Tischtennis spielen durfte. Es kam auch vor, dass Waschbären das Buffet stürmten und auf den Esstischen herum saßen. Das war echt eine tolle Erfahrung.
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Vince Vaughn steht selbstbewusst auf der Bühne
Ricore: Wenn Sie auf der Südseeinsel Bora-Bora leben würden, mit was würden Sie sich dort die Zeit vertreiben?

Vaughn: Ich möchte dort nicht leben. Vielleicht würde ich im Urlaub hinfahren, aber mehr auch nicht. Ich stamme nicht von einer Insel und stelle es mir auf Dauer ziemlich langweilig vor, dort zu leben.

Ricore: Es gibt das Gerücht, dass Sie in nächster Zeit Regie führen wollen. Ist da etwas dran?

Vaughn: Vielleicht. Ich habe einige Kontakte, aber es muss Sinn machen. Ich bin nicht versessen darauf, Regie zu führen. Wenn es passt, dann mach ich es. Mir geht es generell darum, mit Menschen zusammenzuarbeiten und Ideen zu teilen.

Ricore: Herr Vaughn, wir danken Ihnen für das Gespräch.
erschienen am 6. November 2009
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All inclusive (Kinofilm)
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2024