SquareOne/Universum Film
Dane DeHaan in "Life"
Der James Dean-Komplex
Interview: Dane DeHaans Opfer
James Dean ist sein großes Idol. Umso größer ist die Angst Dane DeHaans für Anton Corbijns intimes Porträt "Life" in die Rolle des 'Rebellen ohne Ursache' zu schlüpfen. Zu groß die Furcht zu scheitern, die großen Schuhe einer Leinwand-Legende nicht auszufüllen. Mit der Unterstützung von Freunden und Familie stellt sich der 29-Jährige der Herausforderung und überzeugt. Im Gespräch mit Filmreporter.de spricht Dane DeHaan über das Genie James Dean, Marlon Brando und darüber, welche Opfer er für seinen Beruf bringt.
erschienen am 23. 09. 2015
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Robert Pattinson und Dane DeHaan bei der "Life"-Premiere auf der Berlinale 2015
Es war Angst einflößend!
Ricore Text: Wie war Ihre Reaktion, als sie das Angebot bekamen, James Dean zu spielen?

Dane DeHaan: Es war Angst einflößend. Ich bin immer auf der Suche nach schweren Rollen. Rollen, die mich herausfordern und mir Angst machen, an denen ich wachse. Hier dachte ich aber: Oh nein, das werde ich nicht machen. Zum Glück hatte ich Menschen in meinem Umfeld, die mich unterstützt haben. Sie sorgten dafür, dass ich meine Prioritäten nicht aus dem Auge verliere.

Ricore: inwiefern hatten Sie Angst vor der Rolle?

DeHaan: Es war die Angst davor zu scheitern, es nicht zu packen. James Dean ist mein Lieblingsschauspieler. Ich bewundere ihn seit meiner Zeit auf dem College. Meine Schauspiellehrer empfahlen uns immer wieder, die Filme von James Dean und Marlon Brando anschauen.

Ricore: Welche Menschen haben Sie unterstützt?

DeHaan: Meine Frau, mein Manager, meine Mutter aber auch der Produzent von "Life". Er sagte mir, dass es sich nicht nur um ein Biopic über James Dean handelt. Es geht darum, wie aus einem normalen Menschen eine Ikone wurde. Das fand ich interessant. Die Jugendlichen heute sind mit James Dean überhaupt nicht vertraut. Das finde ich verrückt. Wenn ich sie dazu animieren kann, sich Filme wie "… denn sie wissen nicht, was sie tun" zu schauen, dann hab ich meine Aufgabe erfüllt. Deans Filme sind großartig. Alle sollten sie sehen. Ich wäre glücklich, wenn ich sie wieder ins Bewusstsein der Menschen bringen könnte.

Ricore: Viele behaupten, dass James Dean Marlon Brando kopierte. Tat er das oder fand er seinen eigenen Stil?

DeHaan: Beide waren wahnsinnig talentierte Schauspieler. James Dean hat zu Brando sicher aufgeschaut. Trotzdem: Man kann unmöglich so spielen, wie Dean es tat und dabei nur eine Kopie sein. Ich habe auch viele Lieblingsschauspieler. Ich kopiere sie nicht, sondern habe großen Respekt vor ihnen. Auch in "Life" versuche ich nicht, James Dean zu sein, ich verkörpere ihn.
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Dane DeHaan und Regisseur Anton Corbijn stellen "Life" auf der Berlinale vor
Dane DeHaan:
Ricore: Welche Schauspieler zählen zu Ihren Vorbildern?

DeHaan: Phil Hoffman zum Beispiel, Al Pacino, Daniel Day-Lewis. Ihre Arbeit schätze ich sehr und respektiere das, wofür sie stehen. Natürlich gehört auch James Dean dazu. Ich behaupte nicht, dass er besser war als Brando, aber ich mag ihn lieber. Vielleicht liegt es daran, dass ich ihn als Student entdeckt habe und er Filme machte, die in erster Linie an junge Menschen adressiert waren.

Ricore: Sie stellen ihn als melancholischen und traurigen Menschen dar.

DeHaan: Ja, er hat vieles durchgemacht. Seine Kindheit war sehr hart. Daraus zehrte er für seine Rollen. Abgesehen davon kann man aus "Life" nicht schließen, ob Dean ein glückliches oder unglückliches Leben führte. Der Film konzentriert sich nur auf zwei Wochen seines Lebens, die wesentlich von innerer Einkehr geprägt waren. Es waren sehr anstrengende Tage. Er hat einen Film gemacht, dann ist er in seine Heimat gefahren, was für ihn nicht leicht war. Als seine Träume sich zu erfüllen begannen, erkannte er, welche Opfer er dafür aufbringen muss. Ihm wurde klar, dass er mit dem Erfolg sein persönliches Leben zu verlieren droht.

Ricore: Finden Sie sich in diesem Konflikt wieder?

DeHaan: Ich konnte mich mit vielem, was der Film zeigt, identifizieren. Ich sehe meine Familie auch nicht so oft, wie ich es gerne hätte. Insofern muss auch ich Opfer bringen. Dennoch liebe ich die Schauspielerei. Mit dem Beruf erfülle ich mir meine Träume.
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Dane DeHaan mit Ehefrau Anna DeHaan auf der Berlinale
25 Pfund an den richtigen Stellen zunehmen...
Ricore: Wie schwierig war es, den Look James Deans hinzukriegen?

DeHaan: Es war hart. Ich musste 25 Pfund zunehmen, und zwar an den richtigen Stellen. Was das Aussehen angeht, habe ich mit einer großartigen Make-up-Künstlerin gearbeitet. Ich fragte sie, ob wir den Look hinkriegen würden. Sie sagte ja und so fragten wir und, was wir tun könnten, damit ich so aussehe wie er. Als ich mich zum ersten Mal in der Maske gesehen habe, war das ein unglaublicher Moment. Das Make-up hat mir die Verkörperung Deans wesentlich erleichtert.

Ricore: War James Dean ein Rebell?

DeHaan: Das ist jedenfalls das Image, das man gerne pflegt. So wollen ihn die Menschen sehen. Für viele ist er eine Projektionsfläche. Dafür ist das Rebellische sehr gut geeignet. War Dean ein Autoraser? Ja! War er Raucher? Klar! Hat er schöne Bilder gemalt und Gedichte geschrieben. Ja.

Ricore: Bezeichnend für den Schauspielstil von Brando und Dean ist ihr Manierismus und der spielerische Umgang mit Objekten. Streben Sie das auch an?

DeHaan: Nun, Schauspielerei ist Handeln. Eine der schönsten Momente in der Geschichte des Kinos ist die Szene in "Die Faust im Nacken", in der Marlon Brando mit dem Mädchen redet und dabei die ganze Zeit mit ihrem Handschuh spielt. Man sieht, wie die Figur das eine sagt und etwas anderes meint. Das erreicht Brando nur mit dem Spiel mit dem Handschuh. Für mich ist das Schauspielerei.

Ricore: Apropos Rebellen-Image! Welches Image streben Sie an?

DeHaan: Ich möchte Schauspieler sein (lacht).

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 23. September 2015
Zum Thema
Life (Kinofilm)
US-Schauspieler Dane DeHaan wird geboren in Allentown, Pennsylvania. Er studiert Schauspiel an der Law & Order: New York" und "In Treatment - Der Therapeut" schafft er den Durchbruch mit dem found-footage-Film "Chronicle - Wozu bist du fähig?". In Anton Corbijns Drama "Life" spielt DeHaan an der Seite Robert Pattinsons sein großes Idol James Dean. 2012 heiratet er Schauspiel- und "Chronicle"-Kollegin Anna Wood.
2024