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Jamie Foxx
Jamie Foxx zu Sauftouren mit Colin Farrell
Interview: Den Ball auf dem Rasen halten
In den 1980er Jahren galt die TV-Serie "Miami Vice" als trend- und stilbildend. In insgesamt 112 Folgen jagten Don Johnson und Philip Michael Thomas als verdecktes Ermittlerpaar so ziemlich alle Mächte des Bösen mit mehr oder weniger unlauteren Methoden. 2006 bringt Starregisseur Michael Mann ("Heat", "Collateral") ein Remake auf die Kinoleinwand und die beiden neuen Darsteller machen dem Rabauken-Image alle Ehre: Wir sprachen mit Oscar-Preisträger und Schürzenjäger Jamie Foxx (38) über die Dreharbeiten und den Moment, als Colin Farrell während einer Dreh-Party bewusstlos zusammenbrach.
erschienen am 25. 08. 2006
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Jamie Foxx als trendy Cop
Ricore: Mr. Foxx, drehen Sie lieber Filme mit Musik oder mit Action?

Jamie Foxx: Kommt darauf an. Auch Actionfilme können mehr sein als nur pure Unterhaltung sein. Ein Regisseur wie Michael Mann sorgt dafür, dass "Miami Vice" in erster Linie durch seine Charaktere lebt. Wenn diese Grundvoraussetzung stimmt, ist es fast schon egal, wie man die Zuschauer zusätzlich unterhält.

Ricore: Es heißt, Sie und Colin Farrell hätten am Rande der Dreharbeiten das Nachtleben in vollen Zügen genossen.

Foxx: (grinst) Das könnte man so sagen, ja! Für mich gehört das zum Job dazu.

Ricore: Schwerenöter Colin Farrell dagegen soll es mit dem Feiern etwas übertrieben haben...

Foxx: Wenn man hinter die Promi-Fassade bei Colin blickt, kommt ein ganz netter und lieber Kerl zum Vorschein. Colin macht nichts anderes, als das Leben zu leben, das sich ein junger, hübscher Typ ohne Freundin wünscht, der es bis an die Spitze Hollywoods geschafft hat. Das kann ihm doch niemand übel nehmen.

Ricore: Bei soviel Freizeit kommt die Vermutung auf, dass der eigentliche Dreh eher leicht fiel?

Foxx: Filmdrehs mit Michael Mann sind nie leicht. Er holt das Bestmögliche aus seinen Schauspielern heraus. Egal wie bekannt du bist: Bei ihm durchläufst du eine harte Schule.
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Jamie Foxx kann nicht nur Musiker...
Ricore: Was ist sein Lehrplan?

Foxx: Schauspielunterricht, Mann! Er zeigt dir, wie es richtig geht.

Ricore: Was unterscheidet den Film von der Serie?

Foxx: Es ist etwas Neues, etwas, das ins Jahr 2006 passt. Schmutzig, düster und heftig!

Ricore: Stimmt es, dass Sie Michael Mann auf die Idee gebracht haben?

Foxx: Ja, ich habe ihn gefragt, warum er dieses Projekt nicht übernimmt, bevor es jemand anders verhunzt. Und dann habe ich mich ganz ungeniert selbst vorgeschlagen. (lacht)

Ricore: Was mochten Sie an der Serie, dass Sie sich für eine Kinoversion selbst ins Spiel brachten?

Foxx: Die TV-Serie hatte Eier und zeigte damals etwas, was es so im amerikanischen Fernsehen noch nicht gegeben hatte. Wir versuchen dieses Flair einzufangen und orientieren und orientieren uns im Stil ein bisschen an der ersten Staffel. Also an der Zeit, als die Serie noch nicht durch ihren kommerziellen Erfolg an Biss verloren hatte.

Ricore: Sie tragen an Ihrem Handgelenk eine Uhr, die vor Brillanten und Diamanten nur so funkelt. Ein Belohnung, die sich selbst gemacht haben?

Foxx: Nein, ein Geschenk von ein paar Typen, die wollen, dass ich damit bei öffentlichen Veranstaltungen herumlaufe. Manchmal ist es schön, Schauspieler zu sein.
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Nachtleben in vollen Zügen genossen: Jamie Foxx und Colin Farrell
Ricore: Und wie stehen Sie sonst zum Thema Ruhm?

Foxx: Das ist ein nettes Nebenprodukt, das mein Job mit sich bringt. Man muss lernen, ihn richtig zu gebrauchen. Zum Beispiel, um einen Film zu bewerben. Oder um die heißesten Clubs stürmen zu dürfen.

Ricore: Oder um Musik zu promoten: Angeblich arbeiten Sie bereits schon wieder an einer neuen Platte...

Foxx: Stimmt, aber da ist der Inhalt besonders wichtig. Wenn die Qualität, stimmen auch die Absatzzahlen. Man sieht das an meiner letzten Platte: Die hat sich in den letzten neun Monaten 2 1/2 Millionen Mal verkauft.

Ricore: Kein Wunder also, dass Sie in Ihrem nächsten Film "Dreamgirls" einen gewieften Musikmanager spielen...

Foxx: Ich bekomme sehr viel Müll mit, das ist richtig. Aber ich bin in erster Linie Künstler. Und so stehe ich immer noch vor dem alten Dilemma, meine Kunst gegen den Kommerz verteidigen zu müssen. Und es wird immer schlimmer.

Ricore: Warum?

Foxx: Weil die Zuhörer ihre Songs lieber im Internet herunterladen, und daher um jeden einzelnen Dollar gekämpft wird.
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Jamie Foxx auf Dealerjagd in Miami
Ricore: Was juckt Sie das? Sie bekommen für "Dreamgirls" vermutlich Ihren nächsten Oscar und kassieren für Ihre Filmrollen bald das Doppelte!

Foxx: Wissen Sie, mit den Oscar funktioniert es wie beim Golf. "Ray" war ein Hole-in-One, ein Meisterschlag. Jetzt ist meine einzige Sorge, den Ball im grünen Bereich zu behalten. Ich will integer bleiben.

Ricore: Auch mit "Miami Vice"? Das wird doch sicherlich eher ein großer Actionreißer als der nette Auslesefilm mit Anspruch...

Foxx: Das mag ein großes Franchise-Projekt sein, aber Regisseur Michael Mann ist Kult und er sorgt dafür, dass es großartig wird. Und mein nächster Film "Kingdom" wird ebenfalls von Michael Mann produziert. Daran können Sie erkennen, dass ich immer gerne wieder auf dieselben hochkarätigen Leute vertraue.

Ricore: Sie sind ohne leibliche Eltern aufgewachsen. Vermissen Sie die beiden manchmal?

Foxx: Man kann nicht vermissen, was man nie erlebt hat.

Ricore: Sie waren mal Schuhverkäufer. Was haben Sie dadurch für Ihre Hollywoodkarriere gelernt?

Foxx: Wie man Dinge richtig verkauft. Und dass es wichtig ist, jedem Menschen Beachtung zu schenken, der den Raum betritt.
erschienen am 25. August 2006
Zum Thema
Jamie Foxx beginnt seine Karriere als Stand-Up-Comedian. Zu Beginn der 1990er Jahre spielt er an der Seite von Jim Carrey in der Comedy-Show "In Living Color". Nach diversen Fernseh- und Kinorollen schafft er 2004 mit "Ray" den Durchbruch. Für seine Darstellung des blinden Musikers Ray Charles erhält er den Tom Cruise in Michael Manns "Collateral", wofür Foxx als bester Nebendarsteller nominiert wird. Miami Vice" zusammen. 2009 steht er als obdachloser Musiker an der Seite von Robert Downey..
Miami Vice (Kinofilm)
Erfolgreiche TV-Serien sind beliebte Vorlagen für Kinoproduktionen. Manche können an die TV-Version anknüpfen, so etwa "Drei Engel für Charlie". Dem Publikum sind die Inhalte noch so präsent, dass sie garantiert - und wenn nur aus Neugierde - in die Kinos strömen. Sicher gehört "Miami Vice" zu den Serien, die unvergessen bleiben. Leider hat Michael Manns Kinoabenteuer fast nichts mehr mit der TV-Serie zu tun.
2024