Tzveta Bozadjieva/Ricore Text
Helena Bergström
Träume einer Schauspielerin
Interview: Schwedisch für Anfänger
Helena Bergström gehört zu Schwedens beliebtesten Schauspielerinnen. Sie ist auch der Star vieler Filmen von Ehemann Colin Nutley - so auch in seiner aktuellen Komödie "Schwedisch für Fortgeschrittene". Im Interview mit Ricore Text schwärmt sie von kühlen 16 Grad in Stockholm. Ihre Kinder Tim und Molly hören zu, als würden sie ihre Mutter von neuer Seite sehen. Sie scheint das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben gefunden zu haben.
erschienen am 9. 07. 2007
Prokino Filmverleih
Schwedisch für Fortgeschrittene
Ricore: Haben Sie eine Lieblingsszene im Film?

Helena Bergström: Es sind sehr viele, die sehr lustig sind. Aber mein Favorit ist die Szene, in der Maria Lundqvist und ich uns besoffen mit Polizisten anlegen.

Ricore: Gab es besonders schwierige Szenen?

Bergström: Die Szene beim Gynäkologen war sehr kompliziert. Alles musste sehr routiniert aussehen. Aber ich hatte professionelle Hilfe. Beim Drehen begleitete mich ein Facharzt.

Ricore: Sehen Sie Ähnlichkeiten zu sich?

Bergström: Es gibt gewisse Sachen, bei denen ich mich wieder erkenne. Ich bin auch gern unter Menschen und träume gern. Aber ich bin nicht Elisabeth. Ich bin auch nicht frisch geschieden. Man bringt nicht so viel von sich in jeder Rolle.

Ricore: Sie haben dieses Jahr als Regisseurin debütiert. Wie war die Erfahrung?

Bergström: Die Idee reifte in mit im Laufe der Jahre. Ich wollte immer einen eigenen Film machen. Aber erst jetzt kam ich zum Schuss es durchzuziehen. Die Dreharbeiten fanden im vergangenen Frühling statt und dieses Jahr lief er in Schweden in die Kinos an. Der Film wurde sehr gut aufgenommen.
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Schwedisch für Fortgeschrittene
Ricore: Wie hat ihr Mann, Regisseur Colin Nutley, den Film aufgenommen?

Bergström: Es war schwer für ihn, da er als Produzent agierte und das Geld zusammenkriegen sollte. Das war ein bisschen seltsam mit der neuen Rollenverteilung, aber es ging trotzdem gut. Ich denke, dass er meine künftigen Filme auch produzieren wird. Wir sind halt daran gewöhnt, dass ich die Schauspielerin bin und er hinter der Kamera steht. Aber die neue Aufgabeverteilung ist auch O.K. Im Sommer werden wir einen weiteren Film zusammen machen.

Ricore: Hat Sie ihr Mann auch sonst beim Filmen unterstützt?

Bergström: Ich habe vom Anfang an gesagt, dass ich seine Ratschläge nicht haben möchte. Ich wollte das allein schaffen. Am Ende hat er sich den fertigen Film angeschaut und hat was dazu gesagt. Dann wurde mir bewusst, dass es eigentlich sehr dumm von mir war, seine Hilfe nicht annehmen zu wollen.

Ricore: Gibt es zwischen Ihnen private Probleme wegen der Arbeit?

Bergström: Wir haben uns bei der Arbeit kennen gelernt. Und deswegen kennen wir es nicht anders. Ich bin Schauspielerin, er ist Regisseur. Es ist kein komisches Verhältnis. Wir arbeiten ja sehr oft zusammen. Auf irgendeiner Weise ist es unser Leben. Wir arbeiten und leben zusammen. Wir nehmen sogar unsere Kinder und Tiere mit.
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Schwedisch für Fortgeschrittene
Ricore: Wie haben Sie sich kennen gelernt?

Bergström: Eigentlich hat mich Colin das erste Mal auf einem Poster gesehen. Auf dem Filmplakat zu "Frauen auf dem Dach". Er war ein Zufall. Er hat mich gesehen und wollte mit mir arbeiten. Ich habe ihn damals nicht gekannt, war aber an einer Zusammenarbeit interessiert. Aber das erste Mal hat er mich auf einem Poster gesehen.

Ricore: Wie gehen Ihre Kinder mit ihrer Popularität um?

Bergström: Manchmal ist es stressig. Gerade sind sie gelangweilt, da sie den ganzen Tag warten müssen. (lacht)

Ricore: Wollen die in Ihre Fußstapfen treten?

Bergström: Nein, überhaupt nicht.

Ricore: Sie sind in einer Theaterfamilie aufgewachsen. Wollten Sie immer Schauspielerin werden?

Bergström: Nein, überhaupt nicht. Ich wollte anfangs mit Tieren arbeiten. Als sich 16 war, bin ich für ein Jahr nach Amerika gegangen. Dort habe ich mit dem Theaterspielen angefangen. Danach habe ich die Schauspielschule besucht. Ab dem Punkt war Schauspielen alles, was zählte. Das hat nichts mit meinen Eltern zu tun - ganz im Gegenteil. Vielleicht hat es deswegen länger gedauert, bis ich an diesen Punkt kam. Als ich mit der Schauspielschule fertig war, wusste ich sicher: "Das ist es, was ich machen werde!"
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Schwedisch für Fortgeschrittene
Ricore: Spielen Sie immer noch im Theater?

Bergström: Ja, ich habe immer Theater gespielt und ich will es nicht missen. Theater ist der Hintergrund, die Basis. Ich mache zwar auch Filme, aber Theater ist die Grundlage. Als ich mit dem Filmen angefangen habe, da dachte ich, dass Filme cooler und lustiger seien. Jetzt sehe ich immer mehr ein, dass ich vieles dem Theater verdanke. Ich würde gern weiter Film und Theater machen.

Ricore: Welche Rolle würden Sie nie spielen?

Bergström: Darüber habe ich nicht nachgedacht - Paris Hilton vielleicht nicht...

Ricore: Was würden Sie gerne noch spielen?

Bergström: Ich würde gern Nina in Tschechows "Die Möwe" spielen. Sie wissen die, die durch die Liebe zu einem Schriftsteller zugrunde geht. Die Rolle habe ich mal in der Schule gespielt, jedoch nie auf einer professionellen Bühne. Und nun bin ich zu alt.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 9. Juli 2007
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Die Suche nach dem richtigen Partner ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für Filmemacher. So auch für den schwedischen Regisseur Colin Nutley. In seiner schwungvollen Komödie erzählt er ohne unnötige Melancholie von zwei Frauen, die ihrem tristen Dasein ein Ende setzen und sich auf neue Liebesabenteuer einlassen wollen.
2024