Luise

Matthias Luthardt legt nach langer Pause wieder einen Spielfilm vor. Der feiert bei den Filmfestspielen von Rotterdam 2023 seine Premiere. Erneut wählt er eine deutsch-französische Geschichte, die als Pendant zu Edward Bergers "Im Westen Nichts Neues" gelten kann. Aus den Schützengräben geht es in den letzten Tagen des 1. Weltkrieges auf einen isolierten Bauernhof, dessen Alltag von den Kriegswirren überschattet wird.

Eine besondere Note erhält der Film, weil Herrmanns Weltbild auf mehreren Ebenen zusammenbricht. Nicht nur das Kaiserreich und seine Armee sind am Ende, sein im Krieg gestärktes Ideal von Männlichkeit als Frauenbeschützer und Entscheider über deren Schicksal wird durch die innige Beziehung von Luise und Elsa angekratzt. Luise verspürte keinen Funken der Dankbarkeit, die er von ihr erwartet.

Bei der Inszenierung seines intimen, schwarzweiß gedrehten Kammerspiels setzt Luthardt auf eine sparsame Ausstattung, um den Fokus auf seine Figuren zu konzentrieren. Über dem Geschehen liegt ständig Spannung und Gefahr, zunächst kommt sie von außen durch die Patrouillen deutscher Soldaten, dann aus dem Innern des Hauses. Die Situation auf dem Hof eskaliert langsam. Sie deuten sich über Gesten und Blicke an, bis sie verbal und körperlich eskaliert.