Sky Studios
Unwanted (2023)

Unwanted

Originaltitel
Unwanted
Regie
Oliver Hirschbiegel
Darsteller
Al Mariotti, Sylvester Groth, Dada Fungula Bozela, Jessica Schwarz, Denise Capezza, Barbara Auer
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
TV-Serie
Land
Deutschland, USA, Italien
Jahr
2023
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Penetrante und einseitige Flüchtlingsserie
An der tunesischen Küste macht sich ein Boot mit Flüchtlingen auf dem Weg, in Italien sticht ein Kreuzschiff zur Fahrt übers Mittelmeer in See. Erstes Ziel ist Tunesien. Bald kreuzen sich die Wege. Nur 28 Afrikanern von mehr als 100 werden aus dem Wasser gerettet. Der Kapitän erhält von der Reederei den Befehl, die Geretteten in Tunis an Land zu bringen.

Dagegen rebelliert jedoch seine Stellvertreterin. Sie geht so weit, ohne Absprache mit dem Kapitän die Presse zu informieren und eine Hilfsorganisation anzufunken, um die Migranten zu übergeben. Nachdem sich Tunesien weigert, die Schiffsbrüchigen aufzunehmen, steuert das Schiff auf Wunsch der italienischen Regierung nicht Malta, sondern Libyen an. Unter den Geflüchteten spricht sich das schnell herum. Sie nehmen eine Geisel. Die Situation ist schnell entschärft, auch weil der Kapitän zu erkennen gibt, dass er sich auf die Seite der Geflüchteten schlagen wird.
Der moralische Kompass der Serie von Oliver Hirschbiegel ist klar, sie will Sympathien für die Geflüchteten wecken und den Menschen im reichen Westen den Spiegel vorhalten. Die Botschaft wird allerdings mit der Penetranz und Einseitigkeit eines Propagandafilms vorgetragen. Die gute Absicht geht schnell nach hinten los. Das liegt auch daran, weil sich das Bildschirmmärchen gar nicht mit der Realität abgleichen lässt.

Das sind auf der einen Seite die weißen Passagiere, People of Color fehlen unter ihnen völlig. Allesamt sind mit sich beschäftigt, vergnügungssüchtig, manche auch depressiv und selbstmordgefährdet. Auch der Quotenossi fehlt nicht. Keiner ist Rassist, niemand wagt ein Wort gegen die Geflüchteten zu sagen. Dafür entdecken alle in sich die Bereitschaft zu helfen, zumindest in der Theorie.

Unter der Besatzung finden sich zudem mehrere Deutsche mit Helfersyndrom, aber auch der italienische Kapitän ist nach kurzem Zögern bereit, die Befehle von Reederei und Regierung zu missachten.

Auf der anderen Seite die Menschen aus Afrika. Sie sehen gut aus, sind gebildet, sportlich und sprechen allesamt natürlich perfekt und akzentfrei Englisch. Irgendwann ertappt sich der Zuschauer beim verbotenen Gedanken an den edlen Wilden, und schon rennen einige der Afrikaner wie staunende Kinder über das Schiff. Unterschwellig werden so dann doch rassistische Ressentiments bedient. Denn da ist er, der eine verschlagene Afrikaner. Er wird gleich am Anfang als suspekt eingeführt. Misstrauisch versteckt er Handy, Geld und Messer. Vor Mord schreckt er auch nicht zurück, aber das wird natürlich gut erklärt.

Die Flüchtlinge erzählen ihre Geschichten, vorgetragen werden sie von den weißen Passagieren in einer absurden Show. Allerdings berichten sie von den Schrecken der Flucht, vorrangig den Lagern in Libyen. Als seien die Bilder im Kopf nicht schrecklich genug, werden die Folterszenen bis zum Voyeurismus ausgeschlachtet. Berichte von den Fluchtursachen fehlen dagegen weitgehend.

So kann sich der Zuschauer beruhigt in seinem heimischen Sessel zurücklehnen. Die Regierung hat der Schleuserkriminalität den Kampf angesagt, dann ist ja bald alles in Ordnung. Wir brauchen unsere Wirtschaftsweise nicht zu ändern und können Kreuzfahrten ohne schlechtes Gewissen genießen. Denn nach dieser Serie wird das Verständnis wachsen, dass Kapitäne Flüchtende nicht an Bord lassen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Sky Studios
Jessica Schwarz & Marco Bocci in "Unwanted" (2023)
2024