Filmfest München 2008
Pizza und Marmelade

Pizza und Marmelade

Originaltitel
Pizza und Marmelade
Regie
Oliver Dieckmann
Darsteller
Stefan Rutz, Johanna Bittenbinder, Nina Brandhoff, Filippo Kreindl, Meral Perin, Michael Hanemann
Kinostart:
Deutschland, bei Bavaria Film
Genre
Drama
Land
Deutschland
Jahr
2008
Länge
93 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Liebesgeschichte um Menschen im sozialen Abseits
Architekt Florian (Max von Thun) steht vor einem Scherbenhaufen: Seine Arbeit wird gekündigt, er muss seine Wohnung aufgeben und bald auch auf dem Sozialamt Unterstützung beantragen. Er muss in einen anderen Stadtteil umziehen und einen Job als Pizza-Kellner annehmen. Trotzdem versucht er seine Situation gegenüber seiner Exfrau Susanne (Nina Brandhoff) zu verheimlichen, kommt aber mit den Unterhaltszahlungen in Rückstand. Die Bank sperrt sein Konto. Aber in seinem neuen Wohnhaus und der Pizzeria begegnet Florian Menschen, die ganz ähnlich wie er selbst gescheitert sind und ihren verlorenen Träumen nachhängen. Besonders die geheimnisvolle Lucia (Stefanie Stappenbeck) fasziniert ihn.
Oliver Dieckmanns Regiedebüt ist zu großen Teilen auf Basis autobiographischen Erfahrungen entstanden. Während seiner Studienzeit lebte der Regisseur in einem Wohnhaus, in dem die Bewohner kaum ihre Flurnachbarn kannten und häufig ein recht einsames Leben führten. Die Titelgebende Episode im Film erzählt etwa von einem Mann, der Kontakt zu seinen Mitbewohner aufzunehmen versucht, indem er ihnen selbstgemachte Marmelade anbietet. Vielleicht ist die Sozialstudie über gesellschaftliche Außenseiter und das stille Bedürfnis nach Liebe wegen dieser biographischen Unterfütterung so glaubhaft geraten. Beinahe beiläufig werden aktuelle gesellschaftliche Themen wie Arbeitslosigkeit, Vereinzelung der Menschen in den Großstädten, Konsumzwang und Islam angesprochen und anhand verschrobener aber liebenswerter Charaktere veranschaulicht. Dabei ist das Drama poetisch ohne kitschig zu sein, wenn etwa von "Menschen unter dem Stern der Schiffbrüche" die Rede ist oder der eigenbrödlerische Herr Büchner Florians Sohn mit auf sein Zimmer nimmt, um ihm vorzulesen. Indem die Protagonisten des Films zueinander finden, geben sie sich neue Kraft, ihr Leben zu meistern. Der Film tut das auch. Oliver Dieckmann gelingt ein hoffnungsvoll-liebevolles Porträt der Menschen am unteren Rand der Gesellschaft und eine Hommage an die heilende Kraft der Liebe.
André Weikard/Filmreporter.de
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