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Alicia im Ort der Wunder

Alicia im Ort der Wunder

Originaltitel
Alicia en el pueblo de Maravillas
Alternativ
Alicia am Ort der Wunder
Regie
Daniel Díaz Torres
Darsteller
Alberto Pujol, Nieves Riovalles, Alina Rodríguez, Judith Rodriguez, Jorge Luis Sánchez, Parmenia Silva
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Komödie
Land
Kuba
Jahr
1991
FSK
ab 12 Jahren
Länge
89 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Daniel Díaz Torres' skandalöses Werk über Kuba
Die junge Alicia Diaz (Thais Valdés) hat ihr Studium abgeschlossen und nimmt eine Stelle in Maravillas an. Sie soll das dortige Theater leiten. Doch schon in der ersten Nacht bekommt sie es mit seltsamen Zeitgenossen zu tun. Candido hilft ihr, enorm große Kakerlaken im Hotelzimmer zu vernichten und erzählt ihr seine Leidensgeschichte. Er wurde wegen Lebensmittelraub angeklagt und in die Kleinstadt geschickt. Der Morgen verläuft nicht weniger schräg. Das Theater scheint ein Sanatorium zu sein. Ein alter Arzt erklärt ihr die heilvolle Wirkung von Schwefelwasser und der Nützlichkeit der Kunst für die Nervengesundheit der Genossen. Etwas Merkwürdiges geht hier vor und langsam ahnt Alicia, dass der Grund in der Vergangenheit liegt.
In seiner Abhandlung "Le Rire" erläutert der französische Philosoph Henri Bergson die bestrafende Funktion des Lachens. Es sei ein "soziales Korrektiv", das Abweichungen von den Normen sanft, aber wirksam bestrafe. Dieser Technik bedient sich auch der kubanische Regisseur Daniel Díaz Torres in seiner Gesellschaftssatire aus dem Jahr 1991. Er schuf ein komplexes Netzwerk aus Symbolen und Andeutungen. Zielscheibe seiner Kritik ist die vorherrschende Doppelmoral, Konformität und der Missbrauch der Kunst für politische Ziele. Was wie Louis Malles surrealistisches Werk "Black Moon" beginnt, endet als bizarre Lewis-Caroll-Adaption. Der Titel referiert auf die phantastische Literaturvorlage "Alice im Wunderland". Auch die filmische Umsetzung überzeugt: Animation und TV-Ausschnitte mischen sich in der absurd anmutenden Satire. Der kritische Inhalt und bestimmt auch die ungewohnte Umsetzung wecken Misstrauen bei den Machthabenden, der Film wurde 1991 nach nur vier Tagen aus den Kinos genommen. Der Ruf des Skandalsfilms haftet ihm immer noch an, und lenkt leider von seinen Qualitäten ab.
Tzveta Bozadjieva, Filmreporter.de
2024