NFP marketing & distribution
Lupu

Lupu

Originaltitel
Lupu
Regie
Bogdan Mustata
Darsteller
Dimitrii Bogomaz, Alexandru Potocean, Camelia Zorlescu, Sergiu Nicolaescu, Carmen Ungureanu, Costel Cascaval
Kinostart:
Deutschland, am 19.06.2014 bei NFP marketing & distribution
Genre
Drama
Land
Deutschland, Rumänien
Jahr
2013
Länge
77 min.
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
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Schwierige Jugend zwischen Traum und Tod
Lupu (Mihai Vasilescu) hat es nicht leicht. Er hat nicht die typischen Probleme eines 16-Jährigen. So hat er seinen Vater (Costel Cascaval) bereits vor zwei Jahren verloren. Dessen Tod hat eine tiefe Wunde in die Seele des Heranwachsenden gerissen. Seine Mutter (Carmen Ungureanu) sucht seither Trost in den Armen ihres Nachbarn. Lupu selbst ist in Clara (Ada Condeescu) verliebt, die ihre Zeit aber lieber mit dem Kleinkriminellen Vasile (Alexandru Potocean) verbringt oder sich gegen Bezahlung fremden Männern hingibt.

Um seinem deprimierenden Leben zu entkommen, sucht Lupu zunehmend Zuflucht in einer Fantasiewelt. Hier ist sein Vater lebendig und Clara widmet ihm ihre ganze Aufmerksam- und Zärtlichkeit. Je öfter der Junge sich in seine Träume flüchtet, umso stärker entwickeln die Figuren darin ein gefährliches Eigenleben.
"Lupu" sollte zunächst nur ein Kurzfilm über einen Jungen werden, der mit dem Tod seines Vaters nicht zurechtkommt. Auch hier kompensiert der Junge den Verlust sowie andere negative Erfahrungen durch das Abtauchen in eine Fantasiewelt. In dem jetzt entstandenen Spielfilm erfährt dieser Moment insofern eine Veränderung, als die Gestalten seiner Träume zunehmend in die Wirklichkeit eindringen und sich mit dieser vermischen.

Bogdan Mustata filmt die Durchdringung von Fantasie und Wirklichkeit aus der Perspektive der Hauptfigur, um so beide Ebenen auch für den Zuschauer weniger unterscheidbar zu machen. Damit will der rumänische Regisseur eine Verfremdung der Wirklichkeit erreichen, um diese in ihrer Selbstverständlichkeit zu erschüttern. Mustata formuliert diesen Gedanken mit dem Verweis auf die ästhetischen Vorstellungen der russischen Formalisten, die mit der Kunst den 'Automatismus' des Lebens transzendieren wollten.

Der Verzicht auf die ästhetische Eindeutigkeit zugunsten einer poetisch-enigmatischen Erzählweise bringt Mustatas Drama in die Nähe des osteuropäischen Films in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Verschleierung des Inhalts und der künstlerischen Intention gehörten unter dem politischen Druck sozialistischer Regime zur erzählerischen Strategie der Künstler jener Zeit.

Vor allem Andrej Tarkowskijs ("Iwans Kindheit", "Der Spiegel") schmales Werke eignet sich als Referenzpunkt für Mustatas Film. Das Erzählen aus der Perspektive eines Heranwachsenden, die Durchdringung der Wirklichkeit bzw. der Filmerzählung mit Träumen und Illusionen sowie Motive wie das Martyrium von Kind und Mutter angesichts der Abwesenheit des Vaters gehörten zum erzählerischen Repertoire des sowjetischen Kinophilosophen.
Willy Flemmer, Filmreporter.de
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Lupu
2024