Die Agentin

Als Vorlage für seine Mischung aus Agenten-Thriller und Psychodrama dient dem israelischen Regisseur Yuval Adler der Bestseller "The English Teacher" von Yiftach Reicher Atir. Bis zu seiner Pensionierung gehörte der selbst zu den Spitzen des Mossad, unter anderem ist er 1976 an der Geiselbefreiung der Operation Entebbe beteiligt. Obwohl er jede Ähnlichkeiten mit realen Figuren und Geschehnissen in seinem dritten Roman abstreitet, kennt er das Innenleben des Geheimdienstes genau.

Das ist dem Film anzumerken, das Leben der beiden Agenten hat wenig mit dem Jet-Set-Dasein eines Bond gemeinsam, sondern eher mit den ermatteten Scharaden bei John Le Carré. Mühsam ringt Rachel um jede Info - und das Misstrauen untereinander ist hoch. Kollateralschäden werden bei den Einsätzen in Kauf genommen - egal ob zufällige Zeugen liquidiert werden oder das Leben der Agenten gefährdet wird.

Diese Erfahrungen und das Spiel mit verschiedenen Identitäten verstören Rachel, die sich aus Sympathie mit dem jüdischen Staat freiwillig dem Mossad anschloss. Sie hinterfragt ihre eigenen Überzeugungen und sich selbst. Offenbar hatte sie eine Antwort für sich gefunden, doch nun droht ihre neue Identität aufzufliegen.

Diane Kruger beweist erneut, dass sie zu einer der aufregendsten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation gereift ist. Sie gibt Rachel genau die richtige Portion Zerrissenheit einer einsamen Frau, die auf eine entwurzellte Kindheit zurückblickt und letztlich nur ein Stückchen Wärme und Liebe sucht. Mit ihren Wünschen ist sie beim Mossad aber sichtlich falsch.

Ihr grandioses Spiel trägt ebenso wenig, wie Martin Freemans zurückhaltende Präsenz über die riesigen Fragezeichen hinweg, die die Handlung aufwirft. Beim Zuschauen stellt sich bald der Eindruck ein, entweder einer hahnebüchenden Räuberpistole beizuwohnen. Oder der Mossad, dessen Mythos mit der Eichmann-Entführung begann, geht wirklich über Leichen.