Filmwelt Verleihagentu
Nö (2021)

Originaltitel
Regie
Dietrich Brüggemann
Darsteller
Anna Brüggemann, Alexander Khuon, Isolde Barth, Toby Ashraf, Andreas Döhler, Stefanie Ren
Kinostart:
Deutschland, am 30.09.2021 bei NFP marketing & distribution
Genre
Romanze
Land
Deutschland
Jahr
2021
FSK
ab 12 Jahren
Länge
119 min.
IMDB
IMDB
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brillant  10|
6,0 (Filmreporter)
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Stiller Beobachter blickt durchs Schlüsselloch
Schauspielerin Dina (Anna Brüggemann) und Chirurg Michael (Alexander Khuon) sind seit fünf Jahren ein Paar. Sie sind materiell abgesichert und eigentlich auch glücklich. Und doch spürt Michael, dass dies nicht alles sein kann. Seine Zweifel brechen sich immer wieder Bahn. Beim Ultraschall seines ersten Babys sieht er dessen Gesicht als monsterhafte Fratze, die ihn in Panik versetzt. Am Operationstisch träumt er sich in ein Gespräch über Leben und Tod. Und dann ist da noch sein alter Freund, ein Zahnarzt, der ihn an den Schmerz um seine erste große Liebe erinnert.

Seine latente Verunsicherung geht an Dina nicht spurlos vorüber. Zunehmend fragt sie sich, ob das Familienglück mit Beziehung, zwei Kindern und gelegentlichen Engagements alles ist, was sie vom Leben zu erwarten hat. Oder wartet da draußen nicht doch die große romantische Liebe mit Mister Traummann?
Nach sechs Jahren Pause und dem Skandal um die Kritik von mehr als 50 Schauspielern an der deutschen Corona-Politik legt Dietrich Brüggemann wieder einen Spielfilm vor, für den er gemeinsam mit seiner Schwester Anna Brüggemann erneut die Vorlage schrieb. Inhaltlich knüpfen sie in den Szenen eine Beziehung, die sie zeitlich chronologisch über mehrere Jahren anordnen, an ihre Frühwerke "Renn, wenn Du kannst" und "3 Zimmer/Küche/Bad" an. Mit ihren ersten Filmen gaben sie der Sinnsuche ihrer Generation eine Stimme, die sich zwischen lauter Wünschen und Angeboten nur schwer entscheiden kann. Jetzt sind ihre Protagonisten einige Jahre älter. Ihre Angst, etwas zu verpassen und ein Leben zu führen, das nicht den eigenen Wünschen entspricht, ist geblieben.

Den vermeintlichen Stillstand im Leben des Paares fängt der Regisseur mit der szenischen Anordnung auf. Wie in "Kreuzweg" arbeitet er mit Tableaus, in den meisten Szenen bleibt die Kamera völlig regungslos wie ein stiller Beobachter, der durchs Schlüsselloch die intimsten Momente belauscht. Das gibt dem Film eine große Authentizität. Nur in den Traumszenen wird Brüggemann diesem Konzept untreu - etwa wenn es zwei Perspektiven braucht, um die unterschiedlichen Gefühle nach der Geburt des ersten Kindes zu illustrieren. Beide nehmen ihre Umgebung plötzlich völlig anders wahr.

Je nach Stimmung und Lebenslage der beiden schlägt der Filme andere Töne an - von einer schrillen Groteske, bitterböser Komik über das klassische Drama bis zu Sequenzen, die an den Blick der großen russischen Klassiker auf die Familienwelt des gut situierten Bürgertums erinnern. Diese ungewöhnliche Herangehensweise geht auf, weil sie den Zuschauer unterstützt, mit Dina und Michael durch alle Höhen und Tiefen ihrer Beziehung zu gehen.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
Videoclip: Nö: Der Trailer
Alexanders Lebenskrise verschärft sich, als sich Nachwuchs ankündigt.
 
Das Drehbuch von "Nö" schrieb Dietrich Brüggemann wie bei früheren Filmen erneut mit seiner Schwester Anna.
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