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The First 54 Years: An Abbreviated Manual for Military Occupation

Originaltitel
The First 54 Years: An Abbreviated Manual for Military Occupation
Regie
Avi Mograbi
Darsteller
Zvi Barel, Shlomo Gazit
Kinostart:
Deutschland, bei
Genre
Dokumentarfilm
Land
Israel, Frankreich, Finnland, Deutschland
Jahr
2021
IMDB
IMDB
|0  katastrophal
brillant  10|
7,0 (Filmreporter)
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Dokumentation über Enteignung und Vertreibung
Im Juni 1967 führt Israel nach der Sperrung der Straße von Tiran für seine Schiffe und dem Aufmarsch ägyptischer Truppen einen Präventivschlag, um den erwarteten Angriff seiner Nachbarn Ägypten, Jordanien und Ägypten zuvorzukommen. Mit dem Sechstagekrieg, dem dritten militärisch ausgetragenen israelisch-arabischen Konflikt, beginnen die Erinnerungen israelischer Soldaten an einen blutigen Konflikt, der bis heute nicht zur Ruhe kommt.
Der israelische Regisseur Avi Mograbi ordnet die Berichte chronologisch und kombiniert sie mit Archivaufnahmen. So schafft er eine Chronologie der Vertreibungen, Willkür und die täglichen Demütigungen der einheimischen Bevölkerung in den West Banks und dem Gaza-Streifen.

Mograbi stützt sich auf Interviews von Schovrim Schtika, Breaking the Silence. Nach dem Vorbild von Steven Spielbergs Shoa-Foundation führt sie seit 2004 Interviews mit Wehrpflichtigen aus der israelischen Armee, die in den Kriegen der vergangenen Jahrzehnte und in den besetzten Gebieten eingesetzt werden. Ursprünglich will Gründer Jehuda Schaul den ehemaligen Soldaten einfach helfen, ihre Erlebnisse zu reflektieren und emotional zu verarbeiten und die Bevölkerung für die Auswirkungen von deren Tun zu sensibilisieren. Mit dieser Idee muss die Organisation natürlich anecken. Ihr wird vorgeworfen, dass die Angaben nicht überprüft werden können und ihre Arbeit aus dem Ausland finanziert wird.

Es ist daher klar, dass die mit Geld aus Finnland, Deutschland, Israel und Frankreich entstandene Dokumentation bei der Uraufführung im Forum des internationale jungen Films der Berlinale die Kritik spaltet. Denn natürlich ist nicht zu übersehen, wessen Seite der israelische Dokumentarfilmregisseur in seinen Kommentaren ergreift, die er zwischen die Interviewpassagen und das Filmmaterial einstreut.

Der Regisseur will ganz bewusst Partei ergreifen. Durch die Erzählungen über Enteignungen und Vertreibungen, von alltäglicher Willkür und der systematischen Verletzung von Menschenrechten muss jeder, der sich ein wenig Empathie bewahrt hat, mit den Betroffenen fühlen, die unter der Okkupation leben. Die Palästinenser kommen dabei nicht zu Wort. Doch auch ohne ihre Anklagen und Erzählungen machen die Statements der Soldaten über ihren Alltag die Gründe für den schwierigen Prozess der Aussöhnung verständlich.
Katharina Dockhorn/Filmreporter.de
2024