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Peter Fonda am Set von "Harodim - Nichts als die Wahrheit?"
Fiktion und Wirklichkeit von 9/11
Feature: Rebellischer Peter Fonda in Wien
Er ist einer der großen Rebellen Hollywoods. Wenn sich Peter Fonda in seiner Jugend nicht gegen Übervater Henry widersetzt, protestiert er gegen das Establishment, die verkrustete Moralvorstellung der Gesellschaft, das politische System. Demnächst ist Fonda in "Harodim - Nichts als die Wahrheit?" mal wieder auf der Leinwand zu sehen. Der formal ambitionierte Thriller wirft einen kritischen Blick auf die Hintergründe des 11. September. Ein Film also mit durchaus kritischem Potenzial und wie geschaffen für den ewigen "Easy Rider" und "Raging Bull". Filmreporter.de sprach bei den Dreharbeiten in Wien mit Peter Fonda.
erschienen am 1. 11. 2012
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Harodim - Nichts als die Wahrheit?
9'11 in Frage stellen
"Harodim - Nichts ist wie es scheint" stellt die offizielle Erklärung der Anschläge vom 11. September in Frage. Unter Regiedebütant Paul Finelli sind neben Fonda Michael Desante ("Tödliches Kommando") und Newcomer Travis Fimmel ("The Experiment") zu sehen.

Die Handlung: Der ehemalige Navy-Seals-Agent Lazarus Fell (Fimmel) hat den Auftrag erhalten, in einer verdeckten Operation den meistgesuchten Terroristen der Welt (Desante) aufzuspüren. Für Lazarus ist die Jagd auch eine persönliche Angelegenheit. Beim Terrorakt am 11. September kam sein Vater Solomon (Fonda) - ein hochrangiger Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes - ums Leben. Nach über zehn Jahren gelingt es Lazarus endlich, den Topterroristen aufzuspüren. Bei dessen Verhör gelangt er an Informationen, die sein bisheriges Weltbild, vor allem aber sein Wissen über die Hintergründe von 9/11 ins Wanken bringen.
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Vater-Sohn-Gespann: Peter Fonda und Travis Fimmel in "Harodim - Nichts als die Wahrheit?"
Chorjunge Dick Cheney...
Fonda spielt nicht nur eine der drei Hauptrollen in dem kammerspielartigen Film, er fungierte auch als Koproduzent. Über seine Rolle in dem ambitionierten Projekt verliert der Schauspieler nicht viele Worte. Er möchte mit seiner militanten Figur den ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney wie einen Chorjungen aussehen lassen. Mehr sagt er nicht, als wir ihn über seinen Part am Rande der Dreharbeiten befragten. Dafür sinniert er umso mehr über das, was über den Film hinausreicht - die Politik, die Menschen und vor allem die Umwelt.

Ob er auch die offizielle Wahrheit über den 11. September anzweifle, wie der Film suggeriert? "Ich weiß es nicht", so Fonda. "Es passieren auf der Welt schreckliche Dinge. Doch wie und warum sie passieren, das entzieht sich meinen Kenntnissen". Mehr Sorge als etwaige Korruptionsfälle in politischen Gremien bereite ihm der Zustand unseres Planeten. "Die Welt ist schrecklich überbevölkert", so der 72-Jährige, natürliche Ressourcen wie Wasser und Sauerstoff würden immer knapper. "Unser Planet wird uns eines Tages wie tote Fliegen von sich schütteln, wenn wir nicht behutsamer mit ihm umgehen".
Sony Pictures Home Entertainment
Peter Fonda in "Der blutige Pfad Gottes 2"
Fonda ist sehr gesprächig, wenn es um das Sorgekind Erde geht. Da ist er im wahren Leben ganz anders als die Figuren, die er in seinen Filmen verkörpert. Anders als sein Wyatt in "Easy Rider" etwa, anders auch als sein Westernheld in "Der weite Ritt" oder sein Charakter in "Ulee's Gold", für dessen Darstellung Fonda eine Oscar-Nominierung erhält.

In "Harodim" spiele er einmal mehr eine Figur, die nicht viel Aufhebens über ihre Handlungen mache, heißt es seitens der Produktion. Auch an seinem letzten Drehtag muss Fonda nicht viel sagen. Nur ein Glas heben und finster dreinschauen, mehr wird von ihm an diesem Tag nicht verlangt. Ganz anders am Vortag, als das ganze Team, inklusive Fonda, bis vier Uhr früh gearbeitet hat. Heute soll eine Szene gedreht werden, in der Lazarus sich an seinen toten Vater erinnert. Beide sitzen sich an einem festlich gedeckten Tisch gegenüber. Der Sohn prostet dem Vater mit einem Glas Wein zu, was dieser wortlos erwidert. Es ist eine Erinnerungssequenz, was auch dramaturgisch umgesetzt ist: Eine grelle Beleuchtung, die die Militärkleidung der Figuren zum Strahlen bringt, Kerzen um den Tisch, eine Kamerafahrt an den Protagonisten entlang sollen der kurzen Sequenz einen träumerischen, schwebenden Charakter verleihen.
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Peter Fonda mit Regisseur und Drehbuchautor Paul Finelli am Set von "Harodim - Nichts als die Wahrheit?"
Kurzer Arbeitstag am Set
Für Fonda war es ein kurzer Arbeitstag. Nach nur vier Einstellungen und kaum mehr Takes ist die Szene im Kasten. Anschließend wird der Schauspieler mit viel Applaus von der Crew verabschiedet. Er bedankt sich seinerseits mit einer kleinen Dankesrede. Es habe ihm Spaß gemacht, an diesem ehrgeizigen Projekt mit einem so tollen Team zu arbeiten. So reibungslos wie an diesem Tag verläuft die Arbeit an "Harodim - Nichts ist wie es scheint" nicht immer. Das Projekt droht zunächst zu scheitern. Drehbuchautor und Regisseur Finelli habe sein Skript mehreren US-Produzenten vorgelegt. Obwohl alle davon begeistert seien, traut sich niemand an den Stoff heran. Wegen der politischen Implikationen finden sie den Thriller, der formal zudem durch die Vermengung von Fiktion und Fakten, von inszenierten Szenen und Archivmaterial einen schwierigen Ansatz gewählt hat, zu gewagt und kommerziell wenig erfolgsversprechend.

Zum Glück findet er einige "verrückte" österreichische Produzenten, die bereit sind, den Film zu finanzieren, so Finelli. Für den ehemaligen Universum-Chef Walter Köhler und Sophokles Tasioulis, Verantwortlicher für die Kinosektion Terra Mater Factual Studios, passte Finellis Konzept in die Filmpolitik ihres neu gegründeten Wiener Produktionsstudios. Mit einer Mischung aus Fiktion und Tatsachen, Spiel- und Dokumentarfilm glauben die Produzenten eine bislang nicht erschlossene Marktnische entdeckt zu haben. Außerdem sei das Konzept, wie Tasioulis betont, bestens geeignet für eine internationale Ausrichtung der europäischen Kinoindustrie. Da Themen und Schauspieler oft nicht genug Gewicht haben, um europäischen Produktionen eine weltweite Aufmerksamkeit zu sichern, müsse man Ausschau nach dem wahren Leben halten. Salopp gesagt: die Lebenswelt von Tier und Mensch auf der "Mutter Erde" (Terra Mater), natürliche und Menschgemachte Katastrophen sowie andere "gefundene" Geschichten sollen die "Stars" sein, mit denen sich die Welt in europäischen Produktionen künftig identifizieren soll. "Harodim" ist die praktische Umsetzung dieser Idee. Man darf gespannt sein, ob und wie sich diese behaupten wird.
erschienen am 1. November 2012
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Peter Fonda entscheidet sich früh, in die Fußstapfen seines Vaters Henry Fonda zu treten. Nach dem Schauspielstudium beginnt er seine Karriere auf der Bühne. Zu Beginn der 1960er Jahre folgen erste Kinoauftritte, wobei Fonda vorwiegend als romantischer Held zu sehen ist - so auch in "Tammy and the Doctor". Unter der Regie von Roger Corman dreht der Schauspieler 1966 "Die wilden Engel" und legt damit den Grundstein für seinen Ruf als Hollywood-Rebell, der mit Cormans "The Trip" bestätigt und..
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