Wild Bunch
Simon Pegg und Rosamund Pike in "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück"
Tragikomische Weltreise eines Psychiaters
Feature: Peter Chelsoms herzerwärmendes Märchen
Psychiater Hectors Patienten sind unglücklich, sein Leben überstrukturiert. Kurzentschlossen lässt er seine entgeisterte Freundin in London zurück und bricht zu einer Reise um den Globus auf, um herauszufinden, was Menschen glücklich macht. In China, Afrika und Amerika erlebt er die irrsten Abenteuer.
erschienen am 23. 05. 2014
Wild Bunch
Ohmmmmm: Veronica Ferres in "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück"
Stärken aus "Funny Bones" wieder entdeckt
Nach Banalitäten wie "Hannah Montana: Der Film" erinnert sich der Brite Peter Chelsom an Zeiten, als er für "Funny Bones - Tödliche Scherze" gefeiert wurde. Mit einer überzeugenden Besetzung adaptiert er den 2002 veröffentlichten internationalen Bestseller "Le voyage d'Hector ou la recherche du bonheur" von François Lelord zu einem umwerfenden Feel-Good-Abenteuer mit bewegenden Erkenntnissen.

Wie ein 'Indiana Jones of happiness' begibt sich der britische Komiker Simon Pegg ("The World's End") auf eine augenzwinkernde Bildungsreise, in der seine wildesten Träume wahr werden. Er durchläuft eine Bandbreite positiver wie negativer Emotionen, die er in seinem sortiert-reizlosen Spießerdasein nur Second Hand kannte - ein (selbstsicherer) "Walter Mitty" auf Sabbatical mit Forschungsauftrag. In der Fast-Forward-Dramaturgie begegnet dieser treuherzige Narr den schillerndsten Gestalten, so etwa Veronica Ferres als Hellseherin, Stellan Skarsgård als freudloser Finanzhai, Jean Reno als dankbarer Drogenlord, Toni Collette als erste Liebe und Christopher Plummer als Neurologe. Er erlebt Elektrisierendes, das mit seiner magischen Art berührt, lernt Lebenslektionen und notiert sie in seinem Büchlein.
Wild Bunch
Simon Pegg trifft Stellan Skarsgard auf "Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück"
Fantasie mit rosa Brille
Diese Glückslisten differieren vom Buch und Hector bleibt hier seiner sich von ihm verlassen fühlenden Freundin (Bond-Girl Rosamund Pike) treu, obschon er mit einer himmlischen Hure und afrikanischen Flamme in große Versuchung kommt. Wenn er aus der Geiselhaft sadistischer Entführer nur knapp mit dem Leben davonkommt oder eine todkranke Afghanin im Flugzeug betreut, nimmt Chelsom seine Mission ernst.

Bei aller populärphilosophischer Reflexion ist Hector stets zu Späßen aufgelegt, ohne die existenziellen, tiefgreifenden Erfahrungen zu schmälern. Der Blick ins Angesicht des Todes lässt ihn den Wert des Lebens umso mehr feiern, was Chelsom weidlich für Spaß, Party und gute Emotionen nutzt. Das ist vor allem am hemmungslosen Ende etwas dick aufgetragen, woran Peggs outriertes Spiel (mitunter wie ein "Mr. Bean") seinen Anteil hat. Doch die Fantasie hat das gewisse Etwas. Sie extrahiert mit rosa Brille das Positive des Leidens und lässt auf der "insane journey" seinen Protagonisten zwischen Freud und "Tim und Struppi" eigentherapeutisch an einer Fernbeziehungskrise vom Kind zum Mann reifen. Die Botschaft von der 'Pflicht zum Glück' übertrifft Eckart von Hirschhausens "Glück kommt selten allein" an Kitsch, zieht an Charme und Klasse aber gleich.
erschienen am 23. Mai 2014
Zum Thema
Hectors (Simon Pegg) ist Psychiater. Zu seinen Aufgaben gehört es, unglückliche Menschen wieder glücklich zu machen. Dass Hector seinen Job gut macht, davon ist sowohl er als auch seine zufriedenen Patienten überzeugt. Trotz beruflicher Erfolge sind weder seine Patienten noch Hector selbst richtig glücklich. Doch was ist Glück? "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" fragt nach dem Sinn des Lebens und sucht Antworten, was das Lebensglück ausmacht. Inszeniert wurde die Tragikomödie von..
Der britische Regisseur Peter Chelsom kam auf ungewöhnlichen Wegen zu seiner jetzigen Tätigkeit. Anfangs studierte er Fotografie, dann nahm er Schauspielunterricht und trat auf Theaterbühnen auf. Erst 1992 debütierte er als Regisseur mit "Hear my Song". Seitdem reißen sich große Studios um ihn. Vornehmlich drehte er romantische Komödie mit einer Prise Musical, wie bei "Weil es dich gibt" mit John Cusack und Kate Beckinsale oder "Darf ich bitten?" mit Richard Gere und Jennifer Lopez. Auch..
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