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Seann William Scott auf der Premiere von American Pie - Jetzt wird geheiratet
Komödiant Seann William Scott
Interview: Vorbild Stifler?
Seann William Scott ist eine Wucht. Energisch grüßt er mich und schenkt sich sogleich ein Glas Weißwein ein. Aber Alkoholiker ist er nicht. Er lacht. Es ist nicht das schadenfrohe Lachen, wie man es von seiner Figur Stifler aus "American Pie" kennt. Herzliche Töne und sympathische Lachfalten umkreisen seine Mundwinkel. Der Comedy-Star erzählt erstaunlich offen aus seiner Kindheit. Ohne die erste Frage abzuwarten, die auf seinen neuen Film "Vorbilder?!" abgezielt hätte, berichtet er über einen sonderbaren Vorfall.
erschienen am 25. 02. 2009
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Seann William Scott in "Vorbilder?!"
Seann William Scott: Ich hatte auch mal so einen Schal wie Sie. Blau-weiß gestreift mit roten Linien. Aber er wurde mir gestohlen, von einer Frau. Ihr war kalt und ich habe ihr den Schal kurz ausgeliehen. Dann ist sie aber verschwunden. Naja, jedenfalls war er sehr schön.

Ricore: Werden Sie oft von Frauen ausgenutzt?

Scott: Nicht so oft, wie ich es gern hätte (lacht).

Ricore: Nutzen Sie Frauen aus?

Scott: Nicht so oft, wie ich es gern hätte (lacht). Dafür bin ich zu nett. Ich habe zwar viele Ähnlichkeiten mit meinem Charakter aus "Vorbilder?!" aber ich bin kein verrückter Party-Typ. Aber die Mädchen stehen auf solche Jungs. Mädchen sind ja wie in "Sex and the City". Sie reden die ganze Zeit über Sex. Jungs machen das auf einer anderen Weise.

Ricore: Im Film wird Paul Rudd mit Ben Affleck verglichen. Wem sehen Sie ähnlich?

Scott: Matt Damon (lacht) - dem Joker. Nein, wirklich, ich hab keine Ahnung. Ich habe nie gehört, dass ich jemandem ähnlich sehe. Ich habe ein typisches Gesicht. Ich bin nichts Besonderes.
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Seann William Scott
Ricore: Wieso sieht man Sie vor allem in Komödien?

Scott: Eigentlich würde ich lieber Dramas drehen. Das Schlimmste ist es, Werbung für Filme zu machen, die nicht gut sind. Was jetzt nicht auf "Vorbilder?!" zutrifft, den hier mag ich ganz besonders. Wir wissen, dass Journalisten wissen, dass die Filme schrecklich sind. Aber wir versuchen trotzdem, die Leute überzeugen, ins Kino zu gehen. Bei "Mr. Woodcock" saßen wir mit Billy Bob Thornton da und sagten ständig: "Seht euch den Film an, es ist eine sehr lustige Komödie". Innerlich dachte ich: "Oh Gott, wir lügen sie an. Der Film ist schrecklich". Ich liebe Dramen. Aber ich habe mit "American Pie" angefangen und in allen drei Teilen mitgespielt. Mein Charakter - Stifler - ist sehr charakteristisch. Ich habe versucht, eine etwas andere Rolle zu finden. Aber wenn du zu viel Zeit damit verlierst, verpasst du deine Chance. Ich habe den passenden Moment verpasst. Inzwischen habe ich "Southland Tales" und nach "Mr. Woodcock" "The Promotion" gedreht. Auch ein schlechter Film. Bevor man sich umsieht, sind vier Jahre verloren. Zum Teil habe ich deswegen auch "Vorbilder?!" gemacht, um das Publikum anzusprechen, das mir meine Karriere ermöglicht hat. Außerdem ist es schön, die Leute zum Lachen zu bringen.

Ricore: Würden Sie bei einer Familienkomödie mitmachen?

Scott: Ich bin kein Ben-Stiller-Typ. Ich denke, die Leute wollen mich eher als peinlichen Schwachkopf sehen, als ein kompletter Idiot. Da draußen gibt es viele schlechte Filme und bei vielen war ich dabei. Also man kann nur versuchen, alles gut zu machen. Ich bin nicht wie Stifler. Aber ich denke, ich würde einen super süßen Typen nicht überzeugend abgeben. Ich bin eher der Typ aus "The Office". Der Mann, der die falschen Sachen sagt, aber es eigentlich gut meint. Der sich innerlich nach Liebe sehnt, und ein Idiot ist. Aber offensichtlich habe ich keine Ahnung, da ich vier schlechte Filme gedreht habe (lacht). Ich schaue mir eher Paul Rudds Filme an. Er hat einige sehr gute gemacht.
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Vorbilder?!
Ricore: Zur Zeit schreiben Sie ein Buch?

Scott: Ja, über die gemeinsame Zeit mit meinem Vater. Es ist ein kleines Drehbuch für eine Komödie. Es geht ums Eisfischen. Ich denke, das ist das Lächerlichste, was man machen kann. Man fährt an den See und bohrt mit einem Erdbohrer ein Loch. Dann sitzt man stundenlang herum, trinkt Bier und nennt das ganze auch noch Sport. Man friert und wartet auf das Signal der orangen Flagge. Das heißt "Einer hat angebissen!".Manche versuchen auch den Fisch aufzuspießen. Dann sitzen sie und starren ins Eisloch. Also ziemlich verrückt. Wie in "Fargo".

Ricore: Sie haben eine Sprechrolle in "Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los" bekommen. Wie war diese Erfahrung?

Scott: Es ist mir peinlich zu gestehen, aber es ist eine heikle Sache. Man muss es immer wieder machen. Synchronsprechen ist eine Kunst. Es ist eine tolle Erfahrung, am Prozess eines Animationsfilms beteiligt zu sein. Ich denke, ich bin ein dermaßen schlechter Schauspieler, dass ich langsam aber sicher zur Animationsfigur werde. (lacht)

Ricore: Wie war die Reaktion in den USA auf den Film? Vor allem auf die etwas derbe Sprache?

Scott: Der Film ist sehr gut angelaufen. Aber einige waren schockiert zu sehen, wie Kleinkinder fluchen. Die Idee ist ja nicht neu. Diesen Film haben wir anders schon mal gesehen. Wie zum Beispiel Adam Sandlers "Big Daddy". Aber "Vorbilder?!" hat eine sehr frische komische Note. Ich habe den kleinen Bobb'e J. Thompson ermutigt, mehr zu fluchen. Ich dachte, es sei lustig.
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Seann William Scott
Ricore: Erinnern Sie sich an solche Kinder aus Ihrer Kindheit?

Scott: Ja, sicherlich gab es Problemfälle. Ich war auch ein unartiges Kind, aber nicht auf diese Weise. Einmal habe ich einen Wald niedergebrannt. Aber natürlich ohne Absicht. Ich spielte mit Streichhölzern, weil ich Hot Dogs machen wollte. Dann entstand das Feuer. Keiner wurde verletzt und ich habe es auf meinen Bruder geschoben. Er war acht, ich fünf. Er musste dann zur Feuerwehrstation gehen und sich entschuldigen. Ich war also ein sehr unartiges Kind. Aber eigentlich haben wir der Stadt Geld gespart. Denn sie wollte eh die Fläche räumen und bebauen.

Ricore: Sind Sie ein Vorbild?

Scott: Im wahren Leben - ja. Ich bin ein guter Kerl. Im Film sagt mein Charakter: "Macht es mir nicht nach!". Obwohl ich finde, dass er eigentlich sehr sympathisch ist. Klar nimmt er schlimme Worte in den Mund, aber er tut keinem was. Im wahren Leben bin ich ein netter Kerl. Ich bin kein großer Star in den USA, und ich bin glücklich, in einigen Filmen zu spielen, die die Leute mögen. Aber ich werde wegen meiner Rolle oft falsch eingeschätzt. In den USA sprechen mich manchmal Leute an: "Hey, du bist dieser verrückte Typ! Lass uns besaufen!" und ich denke mir "Na, ganz toll". Offensichtlich bin ich kein gutes Vorbild.

Ricore: Welches Vorbild hatten Sie in Ihrer Kindheit? Und wer ist jetzt Ihr Vorbild?

Scott: Mein Vater war mein Vorbild, als ich aufgewachsen bin. Er war ähnlich drauf wie Bill Murray oder Chevy Chase in ihren Filmen. Mein Vater war ein cooler Typ, hat in einer Fabrik gearbeitet, mit viel Sinn für Humor. Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Er hat immer gesagt: "Glaub an dich selbst!" Mein Vater ist vor kurzem gestorben, jetzt sind wir wieder zu zweit. Meine Mutter ist übrigens das erste Mal in Deutschland. Jetzt mag ich David Beckham. Ich respektiere, was er für Kinder macht. Er ist ein Geschäftsmann, gut zu seiner Familie. Ich weiß, es gab da ein paar Kontroversen, aber trotzdem. Obama hat auch Vorbildfunktion. Aber man muss mit politischen Sachen vorsichtig sein. In den letzten Jahren wollte ich am liebsten Kanadier sein - wegen George W. Bush. Es war so peinlich, dass man schreien wollte "Ich bin kein Amerikaner!". Zum Glück war ich Schauspieler, denn die Leute sind dann viel netter, wenn sie hören, dass man ein Schauspieler ist. Sonst denken sie: "Ihr blöden Amis".

Ricore: Welche Szene im Film hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?

Scott: Ich fand jede Szene, in der die Kinder geflucht haben, lustig. Meine Nacktszene war ein Alptraum. Haben Sie schon mal Ihren nackten Arsch gesehen? So ging es mir am Tag zuvor. Ich habe meinen Arsch im Spiegel angeschaut und dachte: "Und das wirst du morgen zeigen?" Was ich aber genossen habe, war die Szene mit dem KISS-Song "Love Gun". Das war der erste Moment, wo Kind und Mentor Zugang zueinander finden.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch!
erschienen am 25. Februar 2009
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Vorbilder?! (Kinofilm)
Danny (Paul Rudd) und Wheeler (Seann William Scott) sitzen in der Klemme. Eigentlich wollten die beiden nur einen Promotionauftrag ihres Arbeitgebers ausführen und dann so schnell wie möglich wieder getrennter Wege gehen. Als sie nach dem Abschleppen aber das Firmeneigene Auto klauen und zu Schrott fahren, werden ihnen 150 Sozialstunden aufgebrummt. Als Mentoren müssen sie sich um zwei Jungs kümmern, die Probleme mit dem Erwachsenwerden haben. Aber an wen sind die da bloß geraten?
Seann William Scott ist der jüngste von sieben Geschwistern. Schon früh wusste er, dass er auf die Bühne gehörte und sprach mit gerade mal zwölf Jahren für eine Rolle in "Baywatch" vor - ohne Erfolg. Erst zehn Jahre später kam sein großer Durchbruch, als Partygeber und Frauenheld Steve Stifler in der amerikanischen Teenie-Komödie "American Pie - wie ein heißer Apfelkuchen". Seine Rolle, beziehungsweise der Name seiner Filmfigur ist auch heute noch mehreren Generationen ein Begriff. Seit diesem..
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