Rekord-Film-Vertriebs- und Betriebs-GmbH
Küblböck ist: Daniel, der Zauberer
Daniel Küblböck über seinen intellektuellen Anspruch
Interview: Geil darauf, mich zu sehen
Ist es denn zu fassen? Kaum wähnt man Deutschlands Nervensäge Nr. 1 im Abseits, kehrt Daniel Küblböck wieder ins Rampenlicht zurück: Mit "Daniel, der Zauberer" hat der ehemalige Fassbinder-Kollege Ulli Lommel ein bodenloses Machwerk abgeliefert. Die Story des halbdokumentarischen Films ist schnell erzählt: Küblböck - von Millionen geliebt, von vielen gehasst - soll ermordet werden. Wird seine positive Energie ihn retten können? In München fühlten wir dem 18-Jährigen auf den Zahn.
erschienen am 11. 08. 2004
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Daniel mit Manolito Lommel
Ricore: Daniel, warum jetzt auch noch ein Kinofilm?

Daniel Küblböck: Weil es ein großer Traum von mir war. Außerdem habe ich es meinen Fans letztes Jahr versprochen. Und wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch. Nur wusste ich damals noch nicht, dass es auf Anhieb ein so spezieller Film werden würde.

Ricore: "Speziell" ist "Daniel, der Zauberer" in der Tat. Wie würdest du den Film mit deinen eigenen Worten beschreiben?

Küblböck: Er ist halbdokumentarisch, extravagant und soll in erster Linie intellektuelle Menschen ansprechen. Bei "Spider-Man" oder "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" braucht man nicht nachdenken, sondern kann einfach alles über sich ergehen lassen. Bei meinem Film dagegen muss man sein Gehirn anstrengen und erkennen, was ich damit bezwecken wollte.

Ricore: Kann du uns den tieferen Sinn hinter dieser Story erläutern?

Küblböck: Wir leben in einer wahnsinnig depressiven Miesmachergesellschaft. Einmal zum Beispiel musste ich am Flughafen durch die Zollkontrolle, und ich war halt sehr beschwingt. Da meinte der Polizist trocken: "Herr Küblböck, das ist hier keine Show." Keiner will mehr tanzen, keiner will mehr in eine Disko - und wenn, dann wird eh nur geschlägert. Irgendwie sind die meisten Menschen lustlos geworden. Der Film soll allen zeigen, dass es auch anders geht.

Ricore: Besagte Miesmachergesellschaft konntest du bereits am eigenen Leibe spüren. Gab es denn wirklich Morddrohungen?

Küblböck: Ach, es hat schon Morddrohungen gegeben, aber das war für mich nichts als ein dummer Jungenscherz. Natürlich gibt es Menschen, die mich nicht mögen, aber die Medien stellen das schlimmer da als es in Wirklichkeit ist.
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Auf Promo-Tour: Ulli Lommel mit seinem Darsteller Daniel Küblböck
Ricore: Dein Film spiegelt aber die Realität wider?

Küblböck: Immer wenn es dramatisch und ernst wird, dann bin das nicht wirklich ich. Da spiele ich natürlich eine Rolle.

Ricore: Und die Szene, wo du vor dem Badezimmerspiegel tanzt...

Küblböck: ...würde ich schon eher der Realität zurechnen. Ich bin auch manchmal eine Zicke oder Diva, wie auch immer. Aber keinesfalls bösartig.

Ricore: Im Film meldet sich auch noch Hollywood bei dir. Ein ehemaliger "Big Brother"-Hausbewohner namens Zlatko hat das auch einmal behauptet.

Küblböck: Uns beide kann man nun wirklich nicht vergleichen, da werde ich sauer. Bei mir ist das eher humorvoll gemeint. Als Deutscher hat man es im Ausland generell schwer, vor allem in Hollywood. Die Amis lieben sich selbst und niemand anders. Auch wenn ich in Thailand einen Nummer-1-Hit hatte: Ich würde nie behaupten, dass ich nach Hollywood gehe.

Ricore: Im Film behauptest du auch noch ganz andere Dinge: Deine Mutter bezichtigst du als Alkoholikerin, deinen Bruder als Neonazi. Was muss passieren, dass man seine Familie derart diffamiert?

Küblböck: Wollte ich meine Familie in die Pfanne hauen, hätte ich ganz andere Dinge erzählt. Ich will den Menschen einfach Mut machen und zeigen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine stehen. Auch wenn es manchmal falsch rüberkommt: Den Stars geht es auch nicht besser.
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Peter Schamoni mit Daniel Küblböck zu "Daniel, der Zauberer"
Ricore: "Star" ist gut! Viele halten deinen Film für den letzten Strohhalm einer gescheiterten Karriere. Was passiert mit dir, wenn dein Erfolg eines Tages ein Ende haben sollte?

Küblböck: Was für eine dumme Frage! Ich bin sehr realistisch und kenne meine Chancen ganz genau. Falls der Erfolg irgendwann wirklich nachlassen sollte, versinke ich nicht in ein tiefes Loch, sondern eröffne eine Musikschule. Dafür habe ich eine pädagogische Ausbildung und das nötige Kleingeld. Ich bin nicht ungedingt geil darauf, immer im Rampenlicht der Medien zu stehen. Das sehen viele total falsch.

Ricore: Und falls es doch weitergehen sollte: Welche Filme möchtest du dann in Zukunft drehen?

Küblböck: Es wäre eine Schande, wenn ich nach so einem Film auf die Schiene von "American Pie" absinken würde. Ich könnte mir zwar vorstellen, in einem Film auch mal eine Sexszene zu spielen, aber das proletenhafte Getue in Teenie-Komödien passt nicht wirklich zu mir.

Ricore: Bestimmte Menschen würden dich am liebsten auf "Die Alm" von Sat.1 schicken.

Küblböck: Die Leute sind einfach geil darauf, mich zu sehen! Für viele bin ich das wahre Reality-Format. Am liebsten würden sie sehen, wie ich morgens aufstehe, auf die Toilette gehe und danach Sex habe. Aber ich mache so etwas nicht mehr. Das passt nicht mehr zu meinem Image.

Ricore: Hast du einen Lieblingsfilm?

Küblböck: Ja, "Natürlich blond!". Ich kann mich einfach gut mit der Hauptdarstellerin (Reese Witherspoon, d. Red.) identifizieren. Wenn einer ausgeflippt ist, halten ihn viele gleich für naiv. Derweil bin ich alles andere als dumm. Ich weiß sehr genau, was ich tue!
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Daniel Küblböck in Daniel, der Zauberer
Ricore: Klingt ziemlich selbstbewusst. Würdest du denn überhaupt nichts anders machen, wenn du die Zeit zurückdrehen könntest?

Küblböck: Ich bereue nichts. Vielleicht war ich manchmal ein bisschen zu ehrlich und hätte bestimmte Dinge im Nachhinein besser nicht sagen sollen, aber eigentlich habe ich immer das gemacht, was ich wollte.

Ricore: Zu guter Letzt: Welches Lied legt Daniel Küblböck ein, bevor er abends ausgeht?

Küblböck: "This Love" von Maroon 5.

Ricore: Denselben Song hat mir dein Superstar-Kollege Alexander neulich auch genannt.

Küblböck: Was? Dann möchte ich das bitte schnell umändern. Ich nehme, äh, was nehme ich denn? Ach ja, dieses "Respect". Von wem ist das noch mal?

Ricore: Aretha Franklin...

Küblböck: Genau. (fängt an zu singen) Respect...
erschienen am 11. August 2004
Zum Thema
Daniel Küblböck als Zielscheibe von zwei frustrierten Teenagern. Klingt wie das reale Leben, ist es auch. Denn keiner hat die Menschen in bezug auf Geschmack so sehr gespalten, wie er. Seit der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" wird er von den einen verehrt und von den anderen gehasst. Das Leben des schillernden Froschkönigs zeigt Ulli Lommel in dem halbdokumentarischen Spielfilm.
2024