ARD Degeto/Tivoli Film/Elke Werner
Sophie Wepper
Mit dem Vater barfuß tanzen
Interview: Sophie Wepper ist Familienmensch
Sophie Wepper hat es nicht immer leicht. Andauernd wird sie auf ihren Vater Fritz angesprochen, dabei steht sie längst auf eigenen Füßen. An seiner Seite ist die Schauspielerin in "Mord in bester Gesellschaft - Das eitle Gesicht des Todes" als freiheitsliebende Tochter mit Drang zur Selbstständigkeit zu sehen. In einem Dickicht aus Schönheitswahn und Selbstverliebtheit muss sie inmitten der oberbayerischen Schneelandschaft den Überblick bewahren. Mit uns spricht Sophie über ihr Verhältnis zur Bussi-Bussi-Gesellschaft, ihren Status als Promi-Tochter und Alternativen zum Schauspielberuf.
erschienen am 3. 01. 2009
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Fritz Wepper und seine Tochter Sophie in "Mord in bester Gesellschaft"
Ricore: Wie wichtig ist Ihnen Schönheit?

Sophie Wepper: Ich denke, jeder ist in gewissem Maße eitel. Mir ist es nicht egal, wie ich aussehe, aber noch würde ich mich nicht unters Messer legen. Wie es später aussieht, kann ich noch nicht sagen. Zuviel Perfektion ist auch nicht schön. Ich finde, es kommt mehr auf die Ausstrahlung an, als auf ein ebenmäßiges Gesicht, das irgendwer gebastelt hat - ohne Individualität.

Ricore: Wie lange brauchen Sie morgens im Bad?

Wepper: Das kommt darauf an, ob ich Haare wasche oder nicht. Mit langen Haaren dauert das natürlich länger. Mit duschen und schminken brauche ich eine halbe Stunde. Wenn abends eine Veranstaltung ist, gefällt es mir, mich schön herzurichten, dann nehme ich ein ausgiebiges Bad und lass mir richtig Zeit. Das kommt allerdings nur zu besonderen Anlässen vor. Täglich wär mir die Zeit dafür zu schade.

Ricore: Unter welchen Umständen würden Sie sagen, Schönheitschirurgie kommt für mich in Frage?

Wepper: Grundsätzlich finde ich es toll, dass es heute so viele Möglichkeiten gibt. Ich finde es fantastisch, wenn man Menschen chirurgisch helfen kann, die unter ihrem Aussehen wirklich leiden. Auch wenn man älter wird und man mit der einen oder anderen Falte zu viel nicht leben kann, finde ich es berechtigt, dass man was machen lässt. Obwohl ich eigentlich vor habe in Würde und ohne OP zu altern. Aber klar, ich tu mich leicht, das zu sagen, da ich noch nicht betroffen bin.

Ricore: Wann sind Schönheits-Operationen fehl am Platz?

Wepper: Es ist nicht okay, wenn sich junge Mädchen unters Messer legen und ihr Näschen oder ihren Busen verändern lassen. Ich finde es ganz schlimm, wenn Eltern so etwas unterstützen. In solchen Momenten würde ich am liebsten sagen, werdet doch erst mal ganze Menschen, dann schaut weiter. Das vermittelt völlig falsche Werte. Schlimm finde ich es auch, wenn Menschen regelrecht eine Sucht nach solchen Operationen entwickeln. Meist fängt es klein an und endet in einer starren Gesichtsmaske, wo sich kein Muskel mehr regt. Lustig ist es bei Veranstaltungen, wenn sich viele Frauen mit der gleichen Nase zeigen. Dann weiß man genau, die waren bei dem und dem Schönheitschirurgen. Wo bleibt da die Individualität?
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Sophie Wepper
Ricore: Kennen Sie persönlich so einen Fall?

Wepper: Als ich damals in die Schule ging, war in der zehnten Klasse ein Mädchen, die hat sich den Busen operieren lassen. In meinem engeren Freundeskreis gibt es niemanden.

Ricore: Was halten Sie von der sogenannten Bussi-Bussi-Gesellschaft, wo solche Operationen zum Alltag gehören?

Wepper: Wenn man in München lebt, kommt man nicht drum herum. Man darf das aber nicht allzu ernst nehmen. Betrachtet man diese Gesellschaft mit einem Augenzwinkern, ist es ganz lustig und macht auch Spaß. Man lernt schließlich immer neue Leute kennen. In diesem Job gehört das dazu. Allerdings darf man sich keine Illusionen darüber machen, dass es alle Freunde wären. Soll heißen, aus der richtigen Distanz betrachtet, kann es ganz lustig sein.

Ricore: Sie sind damit aufgewachsen…

Wepper: Klar, durch den Beruf meines Vaters habe ich schon sehr früh Kontakt mit der Bussi-Bussi-Gesellschaft aufgenommen. Es wäre gelogen zu sagen, ich habe nichts damit zu tun. Wie schon gesagt, es kommt immer drauf an, wie man damit umgeht.

Ricore: Genießen Sie die Aufmerksamkeit, die Ihnen zuteilwird?

Wepper: Nein, allerdings kann ich heute besser damit umgehen. Als Kind gab es manchmal Presse- oder Fototermine und das habe ich gehasst. Zum Glück wurde ich nicht auf viele Veranstaltungen mitgeschleppt. Damals konnte ich mir das nicht immer aussuchen. Ich fand diese Aufmerksamkeit grauenvoll. Das musste ich erst lernen, teilweise auch heute noch. Aufmerksamkeit ist sicherlich nicht der Grund, warum ich diesen Beruf gewählt habe - im Gegenteil.
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Sophie Wepper
Ricore: 1991 hatten Sie eine kleine Rolle in "Derrick", dann war jahrelang Pause und erst seit 2004 sind Sie wieder als Schauspielerin aktiv. Hat das damit etwas zu tun?

Wepper: "Derrick" habe ich damals aus reiner Neugierde gemacht. Das war total aufregend und ich hatte drei Tage schulfrei. Danach war ich wieder froh, meinen Alltag und eine geregelte Kindheit zu haben. Es war nie so, dass ich von Anfang an wusste, dass ich Schauspielerin werden wollte. Allerdings war ich auch nie ganz abgeneigt. Ich habe einfach meine Zeit gebraucht. Es hat mich schon immer interessiert, aber ich habe dann studiert und nebenher kleinere Sachen gemacht. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden, ob ich in eine Redaktion gehe - ich habe Fernsehjournalismus studiert - oder nicht. So bin ich halt in diese Entscheidung hineingewachsen. Ich habe mir dann auch überlegt, ob ich ausgerechnet in die Fußstapfen meines Vaters treten soll oder nicht. Das ist ja auch nicht immer ganz einfach, aber ich bin ganz zufrieden damit.

Ricore: Wenn Sie Journalistin geworden wären, welcher Bereich hätte Sie interessiert?

Wepper: Ich wäre wahrscheinlich im Fernsehjournalismus gelandet. Auf jeden Fall nicht im Boulevard. Bei einer kleinen Produktionsfirma, die hauptsächlich Boulevard-Themen gemacht hat, habe ich mal ein Volontariat gemacht. Mich hätten eher Reportagen und schöne Dokumentationen interessiert. Ich hätte mich auf jeden Fall in diese Richtung weiterentwickelt. Vielleicht mache ich das irgendwann noch mal zwischendurch.

Ricore: Ihre Rolle in "Mord in bester Gesellschaft" ist biografisch angehaucht. War das gewollt?

Wepper: Nein, ich glaube nicht, aber da müssen Sie den Drehbuchautor, Herrn Schneider fragen, ob der meine Biografie kannte oder nicht.

Ricore: Interessant ist, dass ihre Rollenfigur aus München ausbrechen will, dann aber ins noble Starnberg zieht...

Wepper: Das hat mich auch gewundert, weil es total ungewöhnlich ist. Allerdings hat es mich an meine Schwester erinnert, die damals auch von München nach Starnberg in ihre erste eigene Wohnung gezogen ist. Es gibt solche Fälle also tatsächlich, und es ist nicht gänzlich aus der Luft gegriffen.
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Fritz Wepper wartet am Set auf seinen Einsatz
Ricore: Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?

Wepper: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Das tut dem Beruflichen natürlich auch gut. Es wäre die Hölle, wenn wir uns privat nicht verstehen würden, aber jährlich zwei Filme miteinander drehen. Gestern Abend hatten wir ein Abendessen mit der Produktion, das war das erste Mal seit einem Monat, dass wir uns wieder gesehen haben. Wir freuen uns immer, wenn wir zusammen drehen, weil wir da mehr Zeit füreinander haben.

Ricore: War es in Ihrer Kindheit ähnlich?

Wepper: Wir hatten noch nie ein problematisches Verhältnis. Meine Eltern waren immer sehr verständnisvoll und tolerant. Unser Verhältnis hat sich auf Vertrauen aufgebaut. Ich konnte mit allem zu ihnen kommen. Dadurch hat sich eine gewisse Nähe entwickelt. Das hat sich nie verloren. Ich bin nie negativ ausgebrochen, auch nicht in der Pubertät, weil ich meine Freiheiten hatte. Es war alles ganz entspannt. Viele behaupten, man muss mal rebellieren. Ich sage aber nein, muss man nicht. Das rührt sicher auch daher, dass meine Eltern junggeblieben sind. Ich gehe heute noch mit meinem Vater bis fünf Uhr morgens barfüßig tanzen.

Ricore: In welchen Momenten geht Ihnen die Popularität Ihres Vaters auf die Nerven?

Wepper: Heute gibt es solchen Momente nicht mehr, heute habe ich damit nichts mehr zu tun, außer wenn wir zusammen Filme drehen. Als Kind war es besonders schlimm, wenn es Negativschlagzeilen gab, da muss man nichts schönreden. Das ist unangenehm, vor allem, wenn man in die Schule geht und das Gefühl hat, alle schauen dich schräg an, auch wenn sie nichts sagen. Man lernt damit umzugehen. Das war eine harte Schule, die mir heute sehr viel nützt, da ich schlechte Presse bei einem Ohr hinein, beim Anderen heraus lasse. Soviel Macht möchte ich dem nicht zumessen. Heute freue ich mich für meinen Vater, dass er noch immer viel Erfolg hat und populär ist.

Ricore: Tauschen Sie sich manchmal mit anderen Kindern von Prominenten, wie beispielsweise Hannah Herzsprung aus?

Wepper: Hannah ist eine meiner ältesten Freundinnen. Wir sind sozusagen wie Schwestern aufgewachsen. Nun sehen wir uns seltener, da sie in Berlin lebt und sehr erfolgreich ist, worüber ich mich sehr freue. Natürlich haben wir uns zu Anfang ihrer Karriere auch ausgetauscht, aber nicht nur übers Berufliche. Das würden wir auch machen, wenn ich Bäckerin wäre.
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Sophie Wepper
Ricore: Ihre Schauspielkarriere ist eng mit der Ihres Vaters verbunden. Sie machen viel gemeinsam. Gibt es Bestrebungen von Ihrer Seite, diese Bindung zu lösen?

Wepper: Ja natürlich. Solange aber die "Mord in bester Gesellschaft"-Reihe weiterläuft, steht das im Fokus. Wir haben sonst keine gemeinsamen Projekte. Ursprünglich wusste ich nicht, dass dies als Reihe angelegt war. Es hat ja mit einem 90-minütigem Film angefangen. Vielleicht hätte ich es mir überlegt, wenn das von Anfang an klar gewesen wäre. Gemacht hätte ich es wahrscheinlich trotzdem. Nun stehen wir schon in der Vorbereitung für einen siebten Teil.

Ricore: Könnten Sie sich vorstellen, dass nach dem siebten Teil auch mal Schluss ist?

Wepper: Nun ja, wir machen ja nur zwei Filme pro Jahr, da bleibt genügend Zeit für andere Projekte. Solange die Reihe weitergeht, mache ich mit. Wir haben ein tolles Team, wie eine kleine Filmfamilie. Es würde mir leid tun, adieu zu sagen!

Ricore: Gibt es Bestrebungen in Richtung Kino?

Wepper: Klar, wer möchte nicht zum Kino, aber ich sehe das realistisch. Klar ist es schön, wenn ein Kinoprojekt klappt, ich bin jedoch auch mit Fernsehprojekten glücklich. Ich bin sehr zufrieden, dass ich überhaupt in diesem Beruf arbeiten und Geld verdienen kann, auch wenn es nur kleine Sachen sind und nicht immer die große Kunst ist. Natürlich habe ich einen hohen Anspruch, aber die wenigsten Leute können von heute auf morgen sagen, dass ist es was ich machen will und das katapultiert mich gleich an die Spitze. Schauspielerei ist nun mal mit harter Arbeit verbunden und manchmal muss man auch Formate bedienen, die man selbst vielleicht nicht unbedingt anschaut, aber auch das bringt einen weiter. Man lernt und knüpft neue Kontakte. Davon leben zu können, ist ein großes Geschenk.

Ricore: Wären Sie bereit, auch an einer Low-Budget-Produktion teilzunehmen?

Wepper: Klar, auf jeden Fall. Viele Kinofilme entstehen mit sehr wenig Geld.
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Fritz Wepper und seine Tochter Sophie
Ricore: Wie sieht's mit Theater aus?

Wepper: Oh ja, das würde ich sehr gerne machen. Es gab schon mal Anfragen, da hat es aber zeitlich nicht hingehauen. Ich hoffe, dass es sich irgendwann ergibt.

Ricore: Welche Filme sehen Sie privat gerne?

Wepper: Krimis und Thriller gefallen mir sehr gut. Ich mag das Spannende.

Ricore: Gehen Sie oft ins Kino?

Wepper: Viel zu selten. Ich nehme es mir vor, aber es klappt selten. Im Winter packt mich der Drang vielleicht öfter. Das hat ja auch etwas mit Faulheit zu tun. Heutzutage kann man sich ja alles schnell im Internet leihen und es sich zu Hause gemütlich auf der Couch ansehen.

Ricore: Wählen Sie Filme nach Thematik oder nach Regisseuren aus?

Wepper: Meist nach Thematik. Natürlich gibt es auch Filme, die man aufgrund des Regisseurs oder Schauspielers anguckt oder auch nicht anguckt, weil man betreffende Personen gar nicht mag, wie beispielsweise "Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat". Den schaue ich mir sicherlich niemals an, weil ich Tom Cruise nicht ausstehen kann. Generell ist es aber eine Stimmungssache, welchen Film man sich gerade anschaut. Manchmal will man etwas lustiges, manchmal nicht.
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Sophie Wepper
Ricore: Ist die Filmbranche tatsächlich so glamourös wie sie nach außen hin wirkt?

Wepper: Ich finde es nicht unbedingt glamourös, wenn man morgens um fünf Uhr früh in der Kälte steht und funktionieren muss. Man arbeitet lange, kommt erfroren nach Hause etc. Dennoch möchte ich in keiner anderen Branche tätig sein. Man trifft immer wieder neue, spannende Menschen. Ich hatte bisher auch immer Glück mit meinen Filmteams und den Kollegen. Wir hatten bisher immer tolle Stimmung am Set. Oft hat man auch das Glück, dass man neue, schöne Orte kennenlernt. Im April 2009 haben wir beispielsweise in Thailand gedreht. Kein Tag ist wie der andere, daher lohnt es sich auch, jeden Tag aufs Neue aufzustehen, auch wenn es vier Uhr morgens ist. Insofern ist es schon eine Art Paradiesvogel-Branche. Mein Freund hat mit etwas ganz anderem zu tun und wenn er täglich morgens im Anzug ins Büro fährt, denke ich mir immer, dass ich das nicht tun könnte.

Ricore: Sind Sie jemand, die mit seinem Privatleben locker umgeht?

Wepper: Ich habe mir darüber nie viele Gedanken gemacht, habe das Thema auch stets ausgeblendet. Ich würde nie eine Homestory mit meinem Freund machen, das würde ich schon gerne für mich behalten, aber manchmal ist es nicht möglich. Auf schöne Veranstaltungen will ich nicht alleine gehen. Ich sag jetzt nicht, uns darf niemand sehen, denn wir sind nun mal zusammen. Es ist kein Beinbruch, wenn es mal ein Foto von uns gibt. Obwohl mir es schon lieber wäre, das Meiste privat zu halten.

Ricore: Kann Ihnen Ihr Vater dabei helfen?

Wepper: Nein, der kann mir nicht helfen. Ich behaupte mal, dass ich im Umgang mit der Presse besser bin als er. Mein Vater macht sich darüber nicht viele Gedanken. Früher hätte er sich allerdings schon mehr dabei denken können.

Ricore: Bereut er dies?

Wepper: Nein. Mein Vater kommt mit allem gut klar, was er je gemacht hat, aber das müssen Sie ihn selber fragen. Große Reue empfindet er nicht. Er ist der Typ, der sagt: Ich bin was ich bin und ich tue was ich tue.

Ricore: Frau Wepper, vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 3. Januar 2010
Zum Thema
Als Tochter von Schauspieler Fritz Wepper und seiner Frau Angela von Morgen bekommt Sophie Wepper die Schauspielerei in die Wiege gelegt. Als Kind leidet sie unter der Popularität ihres Vaters. Sie hasst es, auf Foto- oder Pressetermine zu gehen. Dennoch rutscht sie in die Schauspielerei hinein. Begonnen hat alles mit einem kleinen Auftritt in "Derrick" 1991. Danach ist erstmal Pause. Sophie konzentriert sich auf die Schule und das Studium: Fernsehjournalismus. Dann erhält sie das Angebot, an..
Dr. Wendelin Winter (Fritz Wepper) ist in Sorge. Gerade ist seine Tochter Alexandra (Sophie Wepper) bei ihm ausgezogen, da ereignen sich an ihrem neuen Wohnort Starnberg zwei Frauenmorde. Zudem ist der psychopathische Frauenmörder Manfred Borchert (Max Tidof) aus der Sicherheitsverwahrung geflohen und plant offenbar, ein Hühnchen mit Dr. Winter zu rupfen. Hängen die beiden Sachverhalte zusammen? Fünfter Teil der ARD-Krimi-Reihe mit Licht und Schatten.
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