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Chloe Moretz beim Photocall zu "Kick-Ass" in Berlin
Kleines Mädchen schockt Gangster
Interview: Schlagkräftige Chloe Moretz
Chloe Moretz hat schon viele Rollen gespielt. Dabei ist die Nachwuchsdarstellerin gerade erst 13 Jahre alt. Trotzdem war sie schon in etwa 30 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. In "Kick-Ass" nimmt sie es als schlagkräftige Superheldin Hit-Girl mit einer ganzen Reihe von Gangstern auf - und stiehlt ihren älteren Kollegen die Show. Im Interview spricht das selbstbewusste Mädchen über William Shakespeare und den Gebrauch von Waffen. Zudem verrät sie uns, wie ihre Mutter auf die gewalttätige Rolle reagiert hat.
erschienen am 19. 04. 2010
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Chloe Moretz: Ist sie der neue Superstar in Hollywood?
Ricore: Muss man jetzt vor dir Angst haben?

Chloe Moretz: Nein, das ist Hit-Girl, nicht Chloe. Ich bin nur ein blondgelocktes Mädchen mit blauen Augen.

Ricore: Wie ist das bei deinen Schulkameraden?

Moretz: Nein, die sehen mich als Chloe und "Kick-Ass" dürfen die in ihrem Alter sowieso nicht schauen.

Ricore: Wie hast du dich auf die vielen Kampfszenen vorbereitet?

Moretz: Es war sehr hart. Schon den Umgang mit den Knarren und den Messern musste ich zwei Monate trainieren. Man muss Respekt davor haben. Das sind keine Spielzeuge und sie sind nicht cool, auch wenn es sich dabei um Attrappen handelt. Selbst wenn es eine Wasserpistole ist, hat man Respekt, so als sei sie mit echten Kugeln geladen. Man brachte mir bei, mit der Pistole umzugehen, mit ihr zu schießen, sie zu reinigen. Zudem musste ich für den Film Kampf-Choreographien einstudieren.

Ricore: Wie lange hast du mit dem Butterfly-Messer trainiert?

Moretz: Das hat echt Spaß gemacht. Ich habe etwa zwei Wochen lang trainiert. Es ist ziemlich einfach und sieht sehr cool aus.

Ricore: Hast du auch ein eigenes Messer?

Moretz: Nein, ich habe nur eine Attrappe.
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Aaron Johnson und seine Kollegin Chloe Moretz beim Photocall zu "Kick-Ass" in Berlin
Ricore: Was haben deine Eltern zu dieser gewalttätigen Rolle gesagt?

Moretz: Mein Mutter hat das Skript vor mir gelesen. Sie wusste, dass es eine wirklich einzigartige und atemberaubende Rolle ist. Also gab sie es mir zu lesen. Darauf sagte ich zu ihr: "Mama, ich muss unbedingt Hit-Girl werden!" Wer würde nicht gerne Hit-Girl sein?

Ricore: Hast du den fertigen Film trotz der hohen Altersfreigabe sehen können?

Moretz: Ja, klar. Ich habe ihn bei der Premiere gesehen. Wenn ich nicht selbst im Film mitspielen würde, hätte ich ihn natürlich nicht sehen dürfen. Beim Dreh sind wir aber wie eine große Familie. Die Leute fragen auch immer, ob der Dreh eines Horrorfilmes unheimlich ist. Doch das ist er natürlich nicht, denn man befindet sich an einem Set voller Attrappen.

Ricore: Hast du bei dem Film auch Dinge gelernt, die du nun im wahren Leben einsetzen kannst?

Moretz: Nun, ich kenne mich mit Martial-Arts (asiatischer Kampfsport) aus. Doch wenn ich Angst habe, rufe ich lieber den Notruf an: "Ist da Hit-Girl am Apparat?" - "Ja, aber ich habe Angst!" [lacht]

Ricore: In einer Szene fragt Mindy ihren Vater, ob er ihr einen Welpen zum Geburtstag kauft und sagt darauf, dass sie nur ein Witz gemacht hätte. Wünschst du dir typische Mädchengeschenke zum Geburtstag?

Moretz: Ich habe vier ältere Brüder. Als ich aufwuchs, setzten sie meine Puppen in Brand. Also spielte ich Baseball und solche Sachen. Ich liebe es, mich schick anzuziehen, aber ich habe auch keine Angst davor, in den Klamotten zu spielen.

Ricore: Kennst du dich mit Comics aus?

Moretz: Mein Vater ist ein großer Comic-Fan. Seit seiner Kindheit sammelt er Comics und hat eine tolle Sammlung mit Erstausgaben.
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Kick-Ass
Ricore: Wahrscheinlich ist er nun dein größter Fan.

Moretz: Meine Mutter, mein Vater und der Rest meiner Familie sind definitiv meine größten Fans. Das werden sie immer sein und keiner wird sie überbieten können, denn ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.

Ricore: Hast du einen Lieblings-Comichelden?

Moretz: Batman. Er braucht keine Superkräfte, um zu fliegen und die Bösen zu bekämpfen.

Ricore: Vielleicht sollte Hit-Girl im nächsten "Batman"-Film mitspielen. Eventuell könnte Christopher Nolan da was machen...

Moretz: Ja, das wäre großartig. [lacht]

Ricore: Da du mit vier Brüdern aufgewachsen bist, kanntest du dich mit Kämpfen wahrscheinlich schon etwas aus.

Moretz: Nicht wirklich. Ich habe sie zwar manchmal gehauen, doch das ist nicht dasselbe. Obwohl ich nun weiß, wie man zutritt, sagen sie bloß: "Soll das ein Witz sein, Chloe?"

Ricore: Wie gelingt es dir, auf dem Boden zu bleiben?

Moretz: Ich habe eine große Familie, die mich auf dem Boden bleiben lässt.
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Chloe Moretz in "Kick-Ass"
Ricore: Obwohl du erst 13 bist, hast du bereits viele Rollen gespielt. Wie ist das für dich?

Moretz: Es ist großartig. Es ist ein solches Privileg, dass meine Mutter mir erlaubt hat, diesen Weg zu gehen. Zum Glück hatte sie es zuvor schon meinem Bruder erlaubt. Hätte mir mein Bruder nicht geholfen, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Stattdessen wäre ich wohl wieder in Georgia.

Ricore: Am Ende von "Kick-Ass" hast du eine große Kampfszene mit dem Bösewicht. Wie war das für dich?

Moretz: Mark [Strong] ist ein Schatz. Aber wie ich schon sagte, ist es ja ohnehin nicht real. Als er auf mich einprügelte, schlug er mich nicht wirklich. Er schlug auf einen Sack ein, so dass ich in der Szene nicht mal anwesend war. Es sieht hinterher bloß aufgrund des Aufnahmewinkels so aus, als ob er mich wirklich treffen würde.

Ricore: Siehst du dich selber gern auf der Leinwand?

Moretz: Ich hasse es, mich selbst zu sehen. Egal, was ich spiele, ich kritisiere mich immer selber und denke, dass ich es besser machen kann.

Ricore: Was ist für dich das Beste am Filmemachen?

Moretz: Ich kann das machen, was ich liebe und zwar jeden einzelnen Tag. Zudem sind die Schauspieler und die übrige Crew am Set wie eine Familie. Ich kann ein Kostüm anziehen, um für neun Stunden in eine andere Rolle zu schlüpfen und dann nach Hause gehen, um wieder Chloe zu sein. Das ist ziemlich cool.

Ricore: Georgia ist weit weg von der Filmindustrie. Wie wurdest du zu einer Hollywoodschauspielerin?

Moretz: Mein Bruder wurde an einer Schauspielschule in New York City angenommen. Ich sagte meiner Mutter, dass ich dasselbe machen wollte. Sie fragte mich, ob ich mir sicher sei, denn es sei sehr hart und ich müsste es wirklich wollen. Ich sagte "Ja" und so gingen wir schließlich nach Los Angeles.
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Aaron Johnson und Chloe Moretz bekommen es mit einem gefährlichen Gegner zu tun
Ricore: Wie war es für dich, in "Kick-Ass" die Tochter von Nicolas Cage zu spielen?

Moretz: Das war wirklich toll. Er ist unglaublich. Ihn zu treffen, war schon sehr inspirierend. Aber dann noch mit ihm zu arbeiten und von ihm lernen zu können, war wirklich atemberaubend.

Ricore: Demnächst bist du als Vampir im Remake von "So finster die Nacht" zu sehen. Reizen dich solch düstere, ernste Rollen?

Moretz: Ich spiele gerne unterschiedliche Rollen. In "Diary of a Wimpy Kid" hatte ich beispielsweise eine leichte Rolle. Und dann drehe ich einen Kinder-Fantasyfilm von Martin Scorsese. Diese Vielseitigkeit ist für mich das Tolle.

Ricore: Was hältst du vom derzeitigen Vampir-Boom, der durch "Twilight" ausgelöst wurde?

Moretz: Ich finde es toll, die Rolle der Abby zu spielen, weil sie eine andere Art von Vampir ist. Im Kino sieht man nur die romantischen Aspekte, nicht aber die tiefere Ebene der Vampire. Sie werden immer nur schön und süß dargestellt, doch viel mehr steckt nicht dahinter.

Ricore: Kennst du das Original von "So finster die Nacht"?

Moretz: Ich durfte das Original nicht sehen, nur ein paar Szenen daraus.

Ricore: Gab es beim Dreh von "Kick-Ass" einen besonders ungewöhnlichen Moment?

Moretz: Ich weiß nicht. Jeder Tag am Set war irgendwie verrückt. Alleine das Kostüm anzuziehen war verrückt. Besonders cool war die Szene, in der ich 30 Typen in 30 Sekunden erledige. Das war lustig. Ich musste immer wieder 5 Sekunden um mich schießen, stoppen und wieder anfangen.
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Schlagkräftige Chloe Moretz
Ricore: Wo siehst du dich selbst in etwa zehn Jahren?

Moretz: Schwer zu sagen, wohin mich mein Weg führen wird. Ich hoffe bloß, dass alles gut läuft.

Ricore: Würdest du gerne ein großer Film-Star werden?

Moretz: Ich wünsche mir definitiv, dass meine Karriere sich weiterentwickelt. Doch wer weiß, vielleicht bin ich in zehn Jahren Pilotin, das ist auch ein Traum von mir.

Ricore: Ist es manchmal schwer, als Kind von erwachsenen Schauspielern ernst genommen zu werden?

Moretz: Ich denke, es ist nur wichtig, ob man ein guter Darsteller ist und mit den älteren Kollegen mithalten kann, die ja selber oft seit ihrer Kindheit schauspielern. Das ist das Schwierigste daran. Wenn die anderen Schauspieler deine Arbeit anerkennen, weiß man, dass man es geschafft hat.

Ricore: Wusstest du schon immer, dass du Schauspielerin werden wolltest?

Moretz: Seit ich klein war, wollte mein Bruder Schauspieler werden. Er schaute sich Filmklassiker an und sagte zu meiner Mutter, dass er Schauspieler oder Regisseur werden wolle. Er gab mir ein Prinzessinnenkleid und machte aus mir Prinzessin Leia. So wurde ich bereits mit vier Jahren zur Schauspielerin in selbstgedrehten Videos, die wir nach wie vor besitzen.

Ricore: Dein Bruder hat dich also inspiriert?

Moretz: Ja, er ist meine größte Inspiration. Und von allen Vorbildern in der Welt, sind meine Eltern die größten für mich.
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Chloe Moretz weiß, wie sie mit Fotografen umgehen muss
Ricore: Welche Rolle würdest mal besonders gerne übernehmen?

Moretz: Die Julia aus "Romeo und Julia". Es ist so eine großartige Rolle. Ich habe mehrere Verfilmungen gesehen, doch bei einigen fehlen wichtige Aspekte aus Shakespeares Stück. Ich würde gerne in einer Verfilmung mitmachen, die wirklich die wahrhaftigen Seiten von "Romeo und Julia" zeigt.

Ricore: Wie gefällt dir die Verfilmung von Baz Luhrmann?

Moretz: Die ist wirklich gut, doch ich liebe vor allem "Shakespeare In Love", obwohl es keine "Romeo und Julia"-Verfilmung ist.

Ricore: Wer sind deine Lieblings-Schauspieler?

Moretz: Natalie Portman, Meryl Streep, Cate Blanchett und Kate Winslet. Das sind großartige Darstellerinnen.

Ricore: Vielen Dank für das Gespräch.
erschienen am 19. April 2010
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Kick-Ass (Kinofilm)
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