Andrea Niederfriniger/Ricore Text
Comedian und Regisseur Michael 'Bully' Herbig
Mit Christian Tramitz und Rick Kavanian spielen
Interview: Plastik-Cowboy Michael Bully Herbig
Seit der Radio-Sendung "Bully's Late Light Show" sind Michael 'Bully' Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian ein eingespieltes Team. Ihren Durchbruch schafften sie mit der Fernseh-Comedy "Bullyparade". Der Quotenerfolg ermöglichte Filme wie "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1". Nun standen die Freunde für die Synchronisation von "Toy Story 3" gemeinsam vor dem Mikrophon. Im Interview mit Filmreporter.de sprechen sie über ihre Lieblingsspielzeuge und ihren Respekt für das Animationsstudio Pixar.
erschienen am 28. 07. 2010
Walt Disney Studios
Michael Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz sprechen "Toy Story 3"
Ricore: Herr Herbig, war es schwierig, als Filmemacher auf die Anweisung anderer zu hören?

Michael Herbig: Überhaupt nicht, das mache ich zu Hause jeden Tag. Ich höre immer auf die Anweisungen meiner Frau. Insofern bin ich das gewohnt. Außerdem weiß ich ja, wie glücklich man als Regisseur ist, wenn Schauspieler das spielen, was man sich vorgestellt hat. Aus diesem Grund fand ich es anständig, mich auch entsprechend zu benehmen.

Ricore: In die Fußstapfen von Peer Augustinski zu treten ist eine Extra-Herausforderung, oder?

Herbig: Wenn Sie von Herausforderung sprechen, dann war das vor allem die Herausforderung, dem Original gerecht zu werden. Der Regisseur hat vier Jahre an diesem Film gearbeitet. Er hat sich ja auch was dabei gedacht. Und dieser Vorlage muss man sich unterordnen. Die Synchronisation eines Animationsfilms ist daher ziemlich klar, weil man genau gesagt bekommt, was man zu tun hat. Es gibt wenig Spielraum für Improvisation.

Ricore: Herr Kavanian, sie haben schon viel Synchronarbeit gemacht. Empfinden Sie Castings noch als problematisch, oder werden Sie durchgewunken?

Rick Kavanian: Castings sind nach wie vor wahnsinnig wichtig. Auch wenn es sich um Leute handelt, die schon viel gemacht haben. Sie sind notwendig, einfach um zu sehen, ob die Stimme zum Bild passt. Das betrifft auch normale Filmcastings. Es ist wichtig, dass der Schauspieler der Vorstellung des Regisseurs entspricht. Insofern ist es normal, dass man zu Castings geht. Egal, wie bekannt oder erfolgreich man ist.

Herbig: Man kann nicht davon ausgehen, dass die Verantwortlichen einen kennen. Sie kriegen einen Take vorgelegt. Den schauen sie sich an, prüfen ob die Stimme zum Charakter passt und dann entscheiden sie entsprechend.

Ricore: Mussten Sie bei der Synchronisation eine 3D-Brille tragen?

Herbig: Ja, wir haben in 3D synchronisiert. [lacht] Wir haben auch in 3D gesprochen. Im Moment sprechen wir in 2D. In 3D würde sich das ungefähr so anhören. [Alle drei sprechen gemeinsam und zeitversetzt] Guten Tag, wir sind hier und sprechen diesen Text in 3D.
Constantin Film
Michael Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz auf der Lissi-Premiere
Ricore: Wann haben Sie sich von Ihren Spielzeugen getrennt, Herr Tramitz?

Christian Tramitz: Bei mir sind die Spielzeuge relativ schnell kaputtgegangen. Insofern erledigte sich dieses Problem von alleine. Ich ging nie besonders sorgsam mit meinen Spielsachen um. Irgendwann waren sie dann einfach weg. Ich weiß nicht genau, wann ich aufgehört habe zu spielen. Viele Erwachsene spielen heimlich. Wenn ihre Freundinnen kommen, ist ihnen dann peinlich, dass sie noch ihren Teddy haben.

Kavanian: Mir fällt gerade ein, dass dein Jüngster dieses Flugzeug aus Styropor hat. Davor hast du doch selber gerne damit gespielt, oder?

Tramitz: Ja, natürlich. Spielzeuge kauft man nicht für Kinder, sondern für sich selber. Und man ist dann enttäuscht, wenn die Kinder nicht damit spielen.

Herbig: Spielsachen entspannen ja auch. Man sollte gar nicht aufhören zu spielen. Im Endeffekt hat ja auch Schauspielerei etwas mit Spielen zu tun. Wenn man keine Spielfreude hat, sollte man weder Schauspieler noch Synchronsprecher werden.

Ricore: Gab es mal die Situation, als Ihre Mutter etwas von Ihnen weggeschmissen hat und Sie sich darüber aufgeregt haben?

Kavanian: Irgendjemand sagte mal, dass Materie nicht ewig sei und deswegen konnte ich mich immer sehr leicht von materiellen Dingen trennen [lacht]. Nein, ich weiß es nicht mehr.

Tramitz: Gibt es Eltern, die Spielzeug wegschmeißen, mit dem Kinder noch spielen?

Herbig: Mir wurde Grund und Zeitpunkt selbst überlassen.

Tramitz: Ich hatte nichts, was ich wegschmeißen konnte.

Herbig: Genau, wir haben ja noch mit ungenießbaren Kartoffeln Fußball gespielt. [lacht].
Walt Disney Studios
Toy Story 3 in Disney Digital 3D
Ricore: Hatten Sie ein Lieblingsspielzeug?

Herbig: Was ich mal ganz cool fand, waren die "Star Wars"-Figuren.

Tramitz: Ich mochte dieses Klack-Klack-Spiel. Diese zwei Kugeln, bei denen man blaue Handgelenke hatte. Damit konnte man spielen, bis der Knochen gebrochen war. Die gibt es jetzt übrigens wieder auf dem Markt.

Herbig: Es kommt alles wieder. Lange dachte man, Skateboards sind out, jetzt sind sie wieder da.

Tramitz: Heute gibt es die Snakeboards.

Herbig: Ein Ball wird niemals out sein. Er ist ein Evergreen. Mein Ball war auch mein Lieblingsspielzeug. Er hatte allerdings keinen Namen.

Ricore: Welche Gemeinsamkeiten außer der Stimme gibt es sonst noch zwischen Ihnen und Ihren Sprechrollen?

Tramitz: Als ich die ersten fünf Takes mit Ken sah, habe ich mich totgelacht. Man kennt solche Leute: diese Eitelkeit und Selbstverliebtheit. Es macht einfach Spaß, so einen Charakter zu sprechen.
Walt Disney Studios
Michael Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz sprechen "Toy Story 3"
Ricore: Haben Sie sich in der Figur wiedererkannt?

Tramitz: In der Mode. Der Typ ist einfach seltsam. Ken auf diese Weise in einem Film einzubauen, finde ich einfach genial. Denn jeder kennt Ken.

Herbig: Yes, we Ken [lacht].

Tramitz: Auf jeden Fall hat er einen sehr lustigen Charakter bekommen. Besser kann man es nicht machen.

Ricore: Und der Dino?

Kavanian: Ein Überbleibsel vergangener Zeit mit kurzen Armen. Nein, wir haben nichts gemeinsam [lacht]. Ich mag den aber, weil er so hysterisch und euphorisch ist.

Ricore: Bekommt man nach so einem Film nicht selber Lust, wieder mal einen Animationsfilm zu machen?

Herbig: Im Moment nicht so sehr. Ich wollte das immer mal machen, was dann letztlich auch geklappt hat. Aber es ist Wahnsinn, jahrelang an einem Film zu arbeiten. Für die Herstellung eines Realfilms braucht man schon viel Zeit und Geduld. Aber das ist nicht zu vergleichen mit der Arbeit an einem Animationsfilm. Es ist ein unglaublich zäher Prozess. Außerdem sind Animationsfilme sehr kostspielig. Kein Film von Pixar kostet unter 100 Millionen Dollar. Wenn man das mit dem Budget von "Lissi und der wilde Kaiser" vergleicht, dann sind das einfach andere Dimensionen. Natürlich versuchte ich damals, das Optimale rauszuholen. Aber man musste schon viele Kompromisse eingehen und sich irgendwie durchmogeln. In Hollywood reichen zehn Millionen wahrscheinlich gerade mal für die Entwicklung des Projekts.
Walt Disney Studios
Rick Kavanian und Christian Tramitz sprechen "Toy Story 3"
Ricore: So schlecht war "Lissi" gar nicht.

Herbig: Nein, das habe ich auch nicht behauptet. Ich meinte nur, dass es sehr schwer ist, mit einem verhältnismäßig kleinen Budget mitzuhalten.

Ricore: Haben Sie schon ein neues Regie-Projekt in Aussicht?

Herbig: Nein, ich bin froh, dass "Wickie" erst mal durch ist. Mit dem zweiten Teil habe ich ja nichts zu tun. Als nächstes werde ich in zwei Filmen mitspielen, aber ein Regie-Projekt steht bis jetzt noch nicht fest.

Ricore: Mit "Wickie und die starken Männer" hatten Sie zuletzt einen großen Erfolg. Und auch "Toy Story 3" hatte in den USA einen sehr guten Start.

Herbig: Es wäre aber vermessen zu sagen, dass der Erfolg von "Toy Story" unser Erfolg ist. Es ist schön, wenn man ein Teil davon sein kann und sich ein wenig in diesem Erfolg sonnen darf. Der Erfolg liegt für mich vor allem darin, dass ich mir irgendwann die DVD besorgen werde und dann sagen kann: Guck mal, da war ich auch dabei.

Ricore: Ist so viel Erfolg nicht manchmal auch ein bisschen unheimlich?

Herbig: Es macht sehr viel Spaß, unheimlich ist es nicht. Man sollte es genießen. Jeder neue Film, den man angeht, ist ein Risiko. Deswegen ist es albern zu sagen, dass Erfolg selbstverständlich ist. Ich werde nie vergessen, als ich allen Ernstes darauf angesprochen wurde, wie ich mit dem 'Flop' von "Lissi" umgehe. Dabei hatte der Film über zwei Millionen Zuschauer. Nehmen Sie aktuelle Blockbuster wie "Robin Hood" oder "Prince of Persia - Der Sand der Zeit", die haben nicht mehr als 1,5 Millionen Zuschauer. Dann kommt einer und sagt, zwei Millionen Zuschauer wäre ein Flop.
Constantin Film
Regisseur Michael Bully Herbig am Set von "Wickie und die starken Männer"
Ricore: Wenn man vorher halt zehn Millionen Zuschauer hatte...

Herbig: Okay, einigen wir uns darauf, dass jeder meiner fünf Filme im Durchschnitt sechs Millionen Zuschauer hatte. Klingt irgendwie gerechter (grinst).

Ricore: Herr Herbig, was gefiel Ihnen an Woody?

Herbig: Um ehrlich zu sein, ist Woody nicht unbedingt meine Lieblingsfigur im Film. Viel lieber hätte ich den Schimpansen gesprochen, aber der sagt ja leider nichts. Ansonsten verbindet mich mit Woody nur die Tatsache, dass sein Pferd so heißt wie ich: Bully [lacht].

Ricore: Können Sie "Toy Story 3" in drei Sätzen beschreiben? Jeder von Ihnen mit einem Satz.

Herbig: Andy muss aufs College...

Tramitz: Die Spielzeuge müssen weg...

Kavanian: ...und landen in der Kita.

Ricore: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch.
erschienen am 28. Juli 2010
Zum Thema
Michael 'Bully' Herbig ist ein Multitalent der deutschen Comedy-Szene. Schon im Alter von zwölf Jahren ist ihm klar, dass er Filme machen will. Als er sich an der Münchner Filmhochschule bewirbt, wird er jedoch abgelehnt. Seine Karriere beginnt schließlich mit der Radio-Morgenshow "Langemann und die Morgencrew". Nach kleineren Auftritten in Werbespots und Fernseh-Specials wechselt er 1997 das Medium. Er produziert die Comedy-TV-Serie "Die Bullyparade", in der er Regie führt, Drehbuch schreibt..
Auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht unbedingt ansieht: Christian Tramitz ist ein Vollblutkomiker. Seinen Durchbruch hat der am 13. Juli 1955 geborene Enkel von Paul Hörbiger und Cousin von Mavie Hörbiger an der Seite von Michael "Bully" Herbig und Rick Kavanian in der "Bullyparade". In der Fernseh-Comedy-Serie überzeugt er in unzähligen Sketchen mit seinem komödiantischen Talent, bevor er dann in Bullys Spielfilmen "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1"..
Rick Kavanian wird 1971 in München geboren. Er wächst multilingual auf, zuhause wird unter anderem Armenisch und Rumänisch gesprochen, Deutsch lernt er erst später. Nach dem Abitur studiert Kavanian Politikwissenschaft, Psychologie und Nordamerikanische Kulturgeschichte. Aus dem Nebenfach Psychologie steigt er aus, als in einem Kurs sein Kinderheld Batman in einer Analyse dekonstruiert wird. Lee Strasberg Theatre InstituteMichael Herbig zu sehen und zu hören. Mit 'Bully' und Christian Tramitz..
Cowboy Woody (dt. Stimme Michael Herbig) und seine Spielzeugkollegen sind verzweifelt. Andy steht kurz davor, aufs College zu gehen und sein gesamtes Spielzeug in die Abstellkammer abzuschieben. Durch einige Zufälle finden sich Woody und seine Freunde im Kindergarten Sunnyside wieder. Alle freuen sich auf die vielen Kleinkinder, mit denen sie spielen können. Alle, bis auf Woody. Der Cowboy verlässt die Truppe, um sich auf die Suche nach Andy zu machen. "Toy Story 3" erzählt vom Ende der..
2024